Historisches Hofheim am Taunus

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Hofheimer Personen



Johann Joseph Kling


Gastwirt und Bürgermeister


* 28. Juni 1826 in Hofheim am Taunus
+ 14. Dezember 1884 in Hofheim am Taunus

 

Johann Joseph Kling wurde als erster Sohn von Andreas Kling und seiner Frau Maria Elisabeth Eva geborene Heislitz in Hofheim geboren. Er heiratete in erster Ehe 1851 Katharina Weiler aus Hofheim, eine Tochter von Martin Weiler aus dem Nachbarhaus des Gasthauses „Zum weißen Roß“ in der Hauptstraße. Das Ehepaar bekam 10 Kinder, von denen aber fünf im Kindesalter gestorben sind. Seine Frau Katharina starb 1866 im Alter von 39 Jahren. Kling heiratete in zweiter Ehe 1876 die Putzmacherin Wihelmina Wiegand aus Hofheim, mit der er einen Sohn hatte, der aber auch schon im Kindesalter gestorben ist.

Ab dem Jahr 1868 war Kling der Wirt des Gasthauses „Zum weißen Roß“, das in der Hauptstraße, Ecke Burgstraße lag, wo später das Kaufhaus Diener entstand. Mit dem Gasthaus war auch eine Hausbrauerei verbunden. Kling blieb bis zu seinem plötzlichen Tod 1884 der Gastwirt. Sein ältester Sohn Georg Philipp Joseph Kling wurde Lehrer in Frankfurt. Er verkaufte das Gasthaus um 1900 an Heinrich Anton Hennemann, der dort später eine Kolonialwarenhandlung betrieb.

Von 1868 bis zu seinem Tod 1884, also 16 Jahre lang, war Johann Joseph Kling neben seinem Beruf als Gastwirt der von den Stadtverordneten gewählte Bürgermeister von Hofheim. Es war eine Zeit des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchs. Hofheim wandelte sich von einem Bauern- und Handwerker-Städtchen zu einer Stadt mit beginnender Industrialisierung und wachsendem Fremdenverkehr. 1866 hatte Hofheim noch 1.957 Einwohner, 1880 waren es mit 2.230 Einwohnern schon 14 % mehr. 1874 erfolgte der 1. Spatenstich zur Bahnstrecke Höchst-Limburg, die im Oktober 1877 durchgehend eröffnet wurde. Sie ermöglichte auch Hofheimer Arbeitnehmern eine bequemere Verbindung zur Industrie in Höchst und Frankfurt. 1877 gründeten die Gebrüder Engelhard in der Untermühle die Lederfabrik, die 1897 an die Gebrüder Neumann verkauft wurde und lange Zeit das Hofheimer Stadtbild dominierte.

Für die 1861 gegründete „Kaltwasseranstalt“ in der Kurhausstraße brachte die Bahnverbindung nach Frankfurt und das Umland natürlich auch eine Steigerung des Kurbetriebes. Nach der Gründung der Hofheimer Sektion des Taunusclubs 1872 folgte 1875 die Gründung des Verschönerungsvereins, der auch der Förderung des Fremdenverkehrs diente. Bei beiden Vereinen gehörte Johann Joseph Kling zu den Gründungs- bzw. Vorstandsmitgliedern. Dabei können bei ihm als Gastwirt natürlich auch wirtschaftliche Interessen mitgespielt haben. Die von dem Lokalhistoriker Joseph Häußer initiierte „Josephsanlage“ entlang des Schwarzbachs am Bahnhof wurde 1876/77 in der Amtszeit Klings zur Verschönerung Hofheims angelegt.

Eine entscheidende politische Wende fiel in Klings Amtszeit: 1871 wurde in Versailles das Deutsche Kaiserreich gegründet. Bei den Wahlen zum Reichstag wurde das allgemeine, gleiche Wahlrecht für alle Männer ab dem 21. Lebensjahr eingeführt. Bei den Kommunalwahlen galt auch in Hofheim weiterhin das preußische Dreiklassenwahlrecht. Die durch die Industrialisierung wachsende Arbeiterschaft gewann bei den Reichstagswahlen auch in Hofheim an Einfluss. Während bei den Wahlen bis 1881 die SPD nur eine Splitterpartei mit weniger als 2 % der Stimmen war und das katholische Zentrum noch über 50 % der Stimmen erhielt, konnte sie sich 1884, also noch während der Amtszeit Klings, auf fast 23 % steigern. Welche Position Kling in dieser politischen Entwicklung vertreten hat, ist nicht bekannt.

Eine seiner wichtigsten kommunalpolitischen Entscheidungen seiner Amtszeit, die für Hofheim auch langfristig wirksam wurde, war der Kauf des Kellereigebäudes und des Wasserschlosses 1876. In diesem Jahr verkauften die Nachfahren des 1867 verstorbenen Besitzers Philipp Joseph Weiler die Gebäude an die Stadt. Der Kaufpreis betrug 42.857,14 Mark. Bevor die Stadt kaufen konnte, musste das preußische Amt Höchst zustimmen. Es prüfte die Eignung des Kellereigebäudes für die beabsichtigte Nutzung als Schulhaus; dies vermutlich um so mehr, als vor 1831 ja das nassauische Amt Höchst die Eignung u. a. wegen der fehlenden Unterkellerung bestritten hatte und deshalb den Neubau der Schule in der Burgstraße durchsetzte, der zur Schulhausrevolte führte. In einem Gutachten von 1875 wurde die Eignung bejaht; die fehlende Unterkellerung war jetzt kein Grund zur Ablehnung des Vorhabens der Stadt. Um die Weitsicht und die Risikobereitschaft Klings bei diesem Kauf bewerten zu können, muss man wissen, dass das gesamte Haushaltsvolumen der Stadt im Jahr 1876 ungefähr dem Kaufpreis entsprach.

Johann Joseph Kling verstarb am 14. Dezember 1884 in Hofheim an den Folgen eines Schlaganfalls.


Quellen:

Becht, Manfred: Hofheim und seine Geschichte. Band I. Hofheim 2002. 

Loos, Günter: „Taunusklub“ und „Verschönerungsverein“ in: Geschichte Hofheimer Vereine (historisches-hofheim.de)

Reuschling, Dieter und Schlecker, Roswitha: Bürgerwille gegen Herrscherwillkür : Hofheim am Taunus - eine Kleinstadt zwischen französischer und deutscher Revolution. Hofheim am Taunus, Stadtmuseum, 2007. 

Reuschling, Dieter: Geschichte des Amtes und der Kellerei Hofheim : Geschichte des Kellereigebäudes. Hofheim am Taunus, Stadtmuseum/Stadtarchiv, 2011.

Reuschling, Dieter: Reichstagswahlen im Main-Taunus-Kreis während des Kaiserreiches (1871 - 1918). In: Zwischen Main und Taunus. - ISSN 0942-3419. - Bd. 14, 2006, S. 24-32.

Wohmann, Wilfried - Genealogische Daten Hofheimer Familien

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Dieter Reuschling)


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