Historisches Hofheim am Taunus

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Hofheimer Personen

 

Foto: Stadtarchiv Hofheim


Adam Mohr


Mechanikus, früher Demokrat.

*15. März 1812 in Hofheim am Taunus
+30. August 1881 in Hofheim am Taunus



Adam Mohr wurde in Hofheim als Sohn des Schmiedes Martin Mohr und seiner Ehefrau Elisabeth geborene Faust geboren. Er hatte noch sechs Geschwister. 1843 heiratete er Susanna Ehry (1819-1870), Tochter des Bäckermeisters und Bauers Heinrich Ehry und Maria Eva geborene Sandlus. Adam und Susanna Mohr hatten sechs Kinder.

 

Nach eigenen Angaben besuchte Adam Mohr bis zum 14. Lebensjahr den "gewöhnlichen Schulunterricht". Anschließend verbrachte er zwei Jahre zu Hause, danach ging er zu dem Schlosser Behringer in Höchst in die Lehre. Sein Berufsziel war Mechanikus. 1834 begab er sich auf Wanderschaft, nach einem Jahr in Castel machte er sich auf, seine Kenntnisse in fremden Ländern zu erweitern. In der Schweiz waren Zürich und Genf seine Arbeitsorte. Zwei Jahre bereiste er Italien und Frankreich. Von dort aus schiffte er 1838 nach Algier ein. Über ein Jahr arbeitete er dort. In Algier fand er einen Freundeskreis, Handwerksgesellen aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich. Im Juli 1839 setzte Adam Mohr seine Wanderschaft fort. Über Lyon traf er im September 1839 in Paris ein. Die Hauptstadt Frankreichs war zu dieser Zeit ein beliebtes Ziel deutscher Handwerksgesellen und auch deutscher Auswanderer. Er fand eine Unterkunft in einem Haus, das wohl ausschließlich an deutsche Handwerksgesellen vermietet war.

Im Frühjahr 1840 traf Adam Mohr auf eine Gruppe deutscher Auswanderer und kam in Kontakt mit dem "Bund der Deutschen", die zum Ziel hatten, dass Deutschland eine Republik werden sollte und alle damaligen Herrscher von ihrem Thron entfernt werden sollten. Dieses Ziel wolle man durch die Macht und die Stärke des Bundes erreichen. Bei einer konspirativen Zusammenkunft legte Adam Mohr die Eidesformel des Bundes ab. Mohr erhielt den Decknamen "Alphons". Bis zu seiner Abreise aus Paris Ende Mai 1841 nahm er noch zweimal an geheimen Sitzungen des Bundes teil.

Diese Teilnahme an Sitzungen des "Bund der Deutschen" hatte für Mohr Folgen. Die deutsche Justiz wollte dem geheimen verschwörerischen Treiben Einhalt gebieten. Überall wurden verdächtige Handwerksgesellen verhaftet und strengen Verhören unterzogen. So erging dann auch 1841 folgende Fahndungsmeldung nach Wiesbaden: "Der Vorname dieses Mohr heißt wahrscheinlich Adam, er soll etwa 25 Jahre alt, von mittlerer Größe und gesetzter Statur sein, auch einen Schnurrbart getragen haben."

Im Mai 1841 wurde Adam Mohr verhaftet, seine Wohnung in Hofheim durchsucht. Er wurde mehrmals zum Verhör ins Criminalgericht Wiesbaden gebracht. Nach anfänglichem Leugnen war Mohr geständig, in Paris dem "Bund der Deutschen" angehört zu haben. Mohr versuchte sich dahingehend zu verteidigen, dass seine Mitgliedschaft im "Bund der Deutschen" ein Fehltritt gewesen sei. Erst nach seiner Rückkehr nach Hofheim sei ihm dies bewusst geworden. Auch ein Schreiben des Stadtschultheißen Wohmann von Hofheim konnte Mohr zu seiner Verteidigung heranziehen, er bezeichnete ihn als einen fleißigen Bürger von gutem Betragen.

Ob die Justiz diesem intelligenten Mann, der französisch und italienisch sprach und sein Handwerk ausgezeichnet verstand, geglaubt hat, nicht gewusst zu haben, was er tat, bleibt dahingestellt. Er wurde aber des Hochverrats für schuldig befunden. Am 10. Juni 1841 wurde Adam Mohr aus der Untersuchungshaft entlassen. Es existieren keine Aufzeichnungen mehr darüber, ob es zu einer Verurteilung kam und wie hoch die Strafe ausfiel.

Anzeige in der Augsburger Postzeitung von 1844

Sein weiterer Lebensweg jedoch spricht dafür, dass ihm seine "revolutionären Umtriebe" im öffentlichen Ansehen nicht geschadet haben. Er übte sein Handwerk als Mechanikus im eigenen Hause in der Hauptstraße (heute: Hausnummer 24) erfolgreich aus, erhielt mehrmals Auszeichnungen für von ihm neu konstruierte Maschinen, darunter Lumpenschneider für die Papierfabrikation. 1844 inserierte er z.B. in der Augsburger Postzeitung (siehe rechts).

Sein Enkel Adolf Mohr gründete 1906 die Maschinenfabrik, die heute als POLAR-Mohr führender Hersteller von Schneidmaschinen ist. Adam Mohr war ein Mensch, der sich politisch betätigte und für seine Interessen einstand. Er war im Vorstand vieler Vereine, darunter fungierte er über 25 Jahre als Vorsitzender des Hofheimer Gewerbevereins. Er wirkte auch als Kreisrat und Schöffe.

Adam Mohr starb am 30. August 1881 als geachteter Bürger in Hofheim.


Quellen:
Petra Hoffmann, Adam Mohr - Ein früher Demokrat aus Hofheim, aus: Zwischen Main und Taunus, MTK-Jahrbuch, 1997, 5. Jahrgang, Seite 96 bis 100
Wilfried Wohmann, Genealogische Daten Hofheimer Familien

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)
Anzeige: Augsburger Postzeitung vom 12. September 1844


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