Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Hofheimer Personen

 

Bernhard Westenberger


Soldat Napoleons in Spanien, Nassauer Rebell in Hofheim


* 20. August 1791 in Hofheim am Taunus
+ 10. Februar 1845 in Hofheim am Taunus


Bernhard Westenberger wurde im Herzogtum Nassau als „Rädelsführer“ der Hofheimer Schulhausrevolte vom 3. Mai 1831 zu fünf Jahren „Correctionshausstrafe“ im Kloster Eberbach verurteilt. Wenn die Gerichtsakten des damaligen Strafprozesses nicht erhalten geblieben wären, könnte sein Lebenslauf hier nicht dargestellt werden, denn von ihm sind keine Selbstzeugnisse oder sonstige andere Quellen mehr vorhanden. Seine Geschichte ist aber so außergewöhnlich, dass sich ihre Darstellung lohnt. Die Kirchenbücher weisen nach, dass er am 20. August 1791 in Hofheim als Sohn von Johannes Heinrich Westenberger und seiner Ehefrau Maria Katharina geb. Brumm geboren wurde. Er hatte sieben Geschwister, drei ältere und vier jüngere.

Durch die Annektierung der linksrheinischen deutschen Gebiete hatte Napoleon 1803 die Neuordnung Deutschlands erzwungen. Dadurch entstand u. a. das Herzogtum Nassau, das für die linksrheinischen Gebietsverluste durch Teile des aufgelösten Kurfürstentums Mainz entschädigt wurde. In der Rheinbundakte verpflichtete Napoleon 1806 Nassau und 14 andere deutsche Kleinstaaten als Bündnispartner, ihm bei Bedarf nach seinen Bedingungen Truppen zu stellen. Während in früheren Zeiten die Kriege mit Söldnern geführt wurden, waren es seit der Französischen Revolution die wehrfähigen Untertanen der einzelnen Staaten, die zum Wehrdienst für ihren Herrscher und ihr Land verpflichtet wurden. Die ersten „konskriptionsfähigen‟ Männer im Alter von 16 bis 30 Jahren wurden im nassauischen Amt Hofheim schon 1806 erfasst. Dabei waren in der Regel Verheiratete oder einzige Söhne ausgenommen. Es bestand auch die Möglichkeit, einen Ersatzmann, einen „Einsteher‟, zu benennen, der die Wehrpflicht übernahm. Welche der gemusterten Wehrpflichtigen dann zum Kriegsdienst herangezogen wurden, richtete sich nach den meist kurzfristigen Anforderungen Napoleons an seine Verbündete. Die Wehrpflichtigen wurden in der Regel nicht in Kasernen zusammengezogen und nicht militärisch ausgebildet. Das Exerzieren, das Marschieren in Formationen und der Umgang mit den Waffen wurden meist erst bei den Märschen zum Einsatzort der Truppen eingeübt.

Einer Musterungsliste des herzoglichen Amtes Hofheim für das Jahr 1807 ist zu entnehmen, dass Bernhard Westenberger, von Beruf Schuster, für seinen Bruder Martin als Soldat eingestanden ist. Er war 1808 erst 17 Jahre alt, sein Bruder Martin schon 23. Unter dem Vorwand, in Portugal die Kontinentalsperre gegen England durchzusetzen, hatte Napoleon Anfang 1808 Spanien besetzt. Er provozierte dadurch den Aufstand der Spanier gegen die Fremdherrschaft. Um den Aufstand niederzuschlagen, der von den Engländern und Portugiesen unterstützt wurde, benötigte Napoleon zusätzliche Truppen. Nassau musste zunächst ein Regiment Infanterie stellen, das 2. Regiment Nassaus, das aus rund 1.700 Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften bestand. Es marschierte von August 1808 bis Oktober 1808 nach Nordspanien, wo es sofort in Kämpfen gegen Spanier eingesetzt wurde und bis Kriegsende 1813 dort blieb.

Der Aufstand in Spanien ermutigte Österreich, erneut den Kampf gegen Napoleon aufzunehmen. Dies führte dazu, dass er im Januar 1809 die Rheinbundstaaten zu neuen militärischen Leistungen zwang. Nassau musste ein weiteres Regiment für den Feldzug gegen Österreich aufstellen, das 1. Regiment Nassau, das im Februar/März 1809 aus rund 1.700 Offizieren und Mannschaften gebildet wurde und im April 1809 von Wiesbaden nach Passau marschierte. In diesem Regiment wurden vermutlich auch die meisten Rekruten eingesetzt, die im Amt Hofheim Anfang 1809 gezogen worden waren, u. a. auch Bernhard Westenberger. In den Kämpfen gegen die Österreicher wurde das 1. Regiment nicht eingesetzt, wohl aber bei der Besetzung Wiens. Am 22. Juni  1809 marschierte es in Wien ein, nach rund 1.100 Kilometer Marsch von Wiesbaden aus. Napoleon besiegte die Österreicher am 5. und 6. Juli in der Schlacht bei Wagram.

Das 1. Regiment marschierte im Oktober 1809 von Wien nach Passau zurück und erhielt im Dezember 1809 den Befehl, direkt von dort zum spanischen Kriegsschauplatz zu ziehen. Über Mannheim, Elsass, Burgund und Südfrankreich marschierend traf es im März 1810 in Barcelona ein. Die Gesamtstrecke der Marschroute von Wien nach Barcelona betrug knapp 2.400 Kilometer, die in knapp fünf Monaten bewältigt wurden. Eine Rekonstruktion der von dem Militärhistoriker C. F. Hergenhahn genau beschriebenen Marschroute zeigt, dass im Mittel täglich 32 Kilometer mit Gepäck marschiert werden mussten, von den Ruhetagen abgesehen. An einzelnen Tagen konnten es bis zu 51 Kilometer sein.

Bis zum Ende des Krieges 1813 operierte das 1. Regiment Nassau zusammen mit französischen und anderen deutschen Truppen nur in Katalonien. Es gelang der Besatzungsmacht, die meisten größeren Städte und Festungen zu besetzen und zu halten. Die Verbindungen dazwischen blieben aber unsicher, weil die Spanier - begünstigt durch bergiges Gelände und bessere Ortskenntnisse - immer wieder angreifen konnten. Neben den regulären Truppen setzten sie lokale Milizen ein, die in kleinen, beweglichen Verbänden agierten. Schließlich nutzten sie mit Partisanen, meist Bauern der Gegend, die Guerillataktik, um die verhassten Besatzungssoldaten zu bekämpfen. In Spanien wurde die Guerillataktik (vom spanischen „Guerilla‟ = Kleiner Krieg) erstmals im großen Stil angewandt. Sie band große Truppenkontingente der Franzosen und ihrer Verbündeten und führte bei ihnen zu großen Verlusten.

In zahlreichen Augenzeugenberichten ist immer wieder von den Grausamkeiten die Rede, die diese Art der Kriegführung nach sich zog und die von beiden Seiten begangen wurden. Nicht ohne Grund entstand in dieser Zeit der berühmte Bilderzyklus des Spaniers Francisco Goya „Schrecken des Krieges“. Die Verluste, die die nassauischen Truppen insgesamt in Spanien erlitten, waren enorm. Mit den im Laufe des Krieges nachgeschobenen Ersatztruppen wurden insgesamt 128 Offiziere sowie 6.540 Unteroffiziere und Mannschaften nach Spanien entsandt. Davon kehrten nur 72 Offiziere sowie 2.506 Unteroffiziere und Mannschaften nach Nassau zurück. Über 60 % der Truppen wurden getötet oder blieben vermisst in Spanien zurück.

Die Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig am 19. Oktober 1813 leitete den Frontwechsel Nassaus zu den verbündeten Siegermächten ein. Die Nassauer Truppen in Spanien erhielten den Befehl, zu den bisherigen Gegnern aus England überzugehen. Der größte Teil des 1. Regimentes wurde von den Franzosen in Barcelona entwaffnet und gefangen gesetzt. Einem kleinen Teil dieses Regimentes, etwa 110 Mann, gelang es in Katalonien, der Gefangenschaft zu entkommen und zu den Engländern überzugehen. Sie wurden auf dem Seeweg von Gerona nach Tarragona gebracht und von dort Anfang Januar 1814 über Menorca und Sizilien nach Livorno/Italien, wo sie im April 1814 eintrafen. Von dort gelangten sie im Mai 1814 auf dem Landweg nach Usingen zurück. Einer derjenigen, die auf diesem abenteuerlichen Weg nach fünf Jahren in die Heimat zurückkehrten, war Bernhard Westenberger.

Nach seiner späteren Verurteilung wegen seiner Beteiligung an der Hofheimer Schulhausrevolte reichte der Wiesbadener Rechtsanwalt Dr. Leisler im März 1832 für ihn und seine Mitstreiter einen Revisionsantrag bei der Landesregierung ein, um für sie eine wesentliche Milderung ihrer harten Bestrafung zu erreichen. Bei Bernhard Westenberger führte er vor Allem seinen entbehrungsreichen Dienst für Nassau von 1809 bis 1814 im Krieg Napoleons gegen Spanien an. Der von Leisler dabei dargestellte fünfjährige Leidensweg Westenbergers von Wiesbaden über Wien, Katalonien, Menorca und Italien zurück nach Nassau entspricht genau dem vorher beschriebenen Weg von Teilen des 1. Nassauischen Regimentes. Deshalb besteht kaum ein Zweifel, dass Bernhard Westenberger ein Soldat dieses Regimentes war.

Über den Lebenslauf Bernhard Westenbergers zwischen seiner Rückkehr aus Spanien und seinem Engagement bei der Hofheimer Schulhausrevolte im Mai 1831 ist wenig bekannt. An der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815, in der auch Nassauer Truppen gegen Napoleons Armee kämpfen mussten, hat er vermutlich nicht mehr teilgenommen. Nach den Kirchenbüchern heiratete er im Alter von 25 Jahren am 22. September 1816 Elisabeth Kassler aus Hofheim. Das Ehepaar bekam zwischen  Juli 1817 und 1827 insgesamt sechs Kinder, von denen die beiden ältesten schon im Babyalter starben. Zwei Söhne sowie zwei Töchter hat das Ehepaar groß gezogen. Zum Zeitpunkt der Hofheimer Schulhausrevolte 1831 waren die Kinder zwischen vier und neun Jahre alt.

Wie Bernhard Westenberger seine Familie ernährt hat, ist im Einzelnen nicht bekannt. Gelernt hatte er den Beruf des Schuhmachers; ob und wie lange er ihn ausgeübt hat, ist unklar. Bei seiner Vernehmung als Beteiligtem an der Schulhausrevolte gab er an, dass er seinen Unterhalt durch Makeln verdient. Ob er mit Immobilien oder Handelsprodukten gemakelt hat, geht aus seiner Aussage nicht hervor. Bei dieser Vernehmung wurde aber der Verdacht geäußert, er habe sich vor seinem neu erbauten Haus in Hofheim mit daran beteiligten Handwerkern verabredet, das im Bau befindliche Schulhaus niederzureißen. Daraus lässt sich schließen, dass sein Einkommen zu dieser Zeit für einen Hausbau ausreichend war.

Die Zeit nach den napoleonischen Kriegen war in Europa von großen politischen und sozialen Spannungen geprägt. Die bürgerlichen Freiheiten, die die französische Revolution durchgesetzt hatte, wurden durch die Restauration der alten feudalistischen Ordnung wieder zurückgedrängt. Die hohen Folgelasten der 23 Kriegsjahre von 1792 bis 1815 führten zu wirtschaftlicher Not. Die Julirevolution von 1830 in Frankreich hatte deshalb auch Auswirkungen auf die deutschen Staaten. Im September/Oktober 1830 rebellierten z. B. in der Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen-Darmstadt die Bauern gegen die hohen Zoll- und Abgabenlasten und zerstörten Amtsgebäude. In der benachbarten Provinz Hanau des Kurfürstentums Hessen-Kassel protestierten Bürger gewaltsam gegen Zollstätten und Steuerämter. Alle diese Ausschreitungen wurden durch Militäreinsatz niedergeschlagen.

Der Anlass für die Hofheimer Revolte im Mai 1831 war ein lokaler Konflikt zwischen der Stadt und dem herzoglichen Amt Höchst, die sich nicht darauf einigen konnten, wie notwendige neue Schulräume geschaffen werden sollten. Die Stadt favorisierte den Ankauf des Kellereigebäudes, das früher Verwaltungsgebäude und Wohnsitz des Kellers war. 1819 hatte es der Hofheimer Kaufmann Philipp Josef Weiler bei einer Versteigerung vom Herzogtum Nassau gekauft. Da das alte Schulhaus der Stadt schon lange viel zu klein war, hatte die Stadt in diesem Gebäude schon seit 1824 zwei Schulräume angemietet. Später bot Weiler der Stadt das Gebäude mit der Einrichtung als Schule zum Kauf an. Das Amt behauptete aber, es sei als Schulgebäude ungeeignet und lehnte den Kauf ab. Stattdessen erwarb es auf Kosten der Stadt, aber ohne sie zu beteiligen, das frühere herrschaftliche Hofgut gegenüber dem Kellereigebäude. Das Wohnhaus des Hofgutes, heute der Altbau des Stadtmuseums, war für Lehrerwohnungen vorgesehen. Auf dem daneben liegenden Gartengrundstück (Burgstraße 9) wurde der Neubau einer vierklassigen Schule geplant, den die Stadt auch bezahlen musste.

Natürlich wurde dieses Vorgehen vom Stadtvorstand und der Bevölkerung als Behördenwillkür betrachtet. Nach vielen ergebnislosen Verhandlungen versuchte die Stadt Ende März 1831 mit einer Petition an die Deputiertenversammlung der Landstände Nassaus den Neubau in letzter Minute - das Amt hatte den Bauauftrag schon vergeben - zu verhindern. Diese Petition ist nicht nur vom Stadtvorstand, sondern zur Bekräftigung auch von 226 Haushaltsvorständen der Stadt, d. h. von 66 % aller Haushalte unterzeichnet worden. Die Bittschriftenkommission der Deputiertenversammlung formulierte eine schriftliche Stellungnahme zu dieser Petition, die bei der für den 2. Mai 1831 geplanten Deputiertenversammlung beraten werden sollte. Dazu kam es aber nicht, weil Herzog Wilhelm von Nassau sie im Streit mit der Versammlung kurzfristig auf unbestimmte Zeit vertagt hatte.

Als sich in Hofheim am Dienstag, dem 3. Mai 1831 die Nachricht verbreitete, dass die Petition von der Deputiertenversammlung nicht beraten werden konnte, war der Neubau der Schule mit Außenmauern des Erdgeschosses schon begonnen worden. Die Empörung in der Bevölkerung über die Missachtung ihrer Petition war so groß, dass sich am Abend dieses Tages 30 bis 40 Männer an der Baustelle zusammenrotteten. Sie rissen die gerade errichteten Mauern des Neubaus wieder ein. Bernhard Westenberger gehörte zu diesen „Tumulanten‟. Ob er ihr Anführer war, ist nicht erwiesen. Ihm wurde im späteren Strafprozess gegen die Tumulanten nur vorgeworfen, dass die Verabredung zu diesem Gewaltakt vor dem Neubau seines Hauses stattgefunden habe und dass er auch an den folgenden Straftaten aktiv beteiligt war. Deshalb wurde er als Rädelsführer eingestuft und von allen Beteiligten am härtesten bestraft.

Der „Tumult“ setzte sich am nächsten Tag fort: Der herbeieilende Amtmann Hendel aus Höchst wurde aus der Stadt vertrieben, die Kirchenglocken zum Sturm geläutet und vor dem Rathaus ein Freiheitsbaum, eine mit Bändern geschmückte Fichte, als republikanisches Symbol gegen die Willkürherrschaft des Landesherrn errichtet. Um eine Ausweitung der Revolte zu verhindern, entsandte das Staatsministerium Nassaus drei Kompanien Militär nach Hofheim, die für Ruhe sorgten. Die Anführer der „Schulhausrevolte“ wurden verhaftet. Der Stadtschultheis Johann Seelig wurde seines Amtes enthoben und später zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt, weil er nicht versucht hatte, die Revolte zu verhindern.

Auf der Grundlage der Ermittlungen einer in Hofheim tagenden Untersuchungskommission wurde gegen 30 der Hofheimer Tumulanten Anklage erhoben. Hauptanklagepunkte waren die „Verabredung‟ zur Zerstörung der Schule, die Zerstörung selbst, die Vertreibung des Amtmanns und die Errichtung des Freiheitsbaumes. Die nassauische Gerichtsbarkeit legte auf der Grundlage der Untersuchungen im Oktober 1831 das Strafmaß für die Beschuldigten fest. Eine mündliche Verhandlung mit einer Verteidigung der Angeklagten war bei diesem Verfahren nicht vorgesehen. Elf der Angeklagten wurden zu Correktionshaus zwischen zwei und fünf Jahren verurteilt, 15 Angeklagte zu Gefängnis zwischen 14 Tagen und vier Wochen. Mit fünf Jahren Correktionshaus erhielt Bernhard Westenberger die Höchststrafe.

Der Ablauf der Ereignisse bei der Schulhausrevolte zeigt, dass es dabei nicht nur um den Protest gegen die Behördenwillkür bei einem Schulbau ging, sondern um ein politisches Signal gegen die feudalistische Obrigkeit und für eine republikanische Staatsform. Dies wurde auch von der Landesregierung so verstanden. Sonst hätte es die Errichtung des Freiheitsbaumes vor dem Rathaus in Hofheim nicht als strafverschärfend gewertet. Wer von den Tumulanten dabei der Anführer war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Es ist aber naheliegend, dass jemand wie Bernhard Westenberger, der für die Bündnispolitik seines Landesherren fünf Jahre seiner Jugend im Krieg für Napoleon verloren hatte, einer der Meinungsführer war.

Am 25. März 1832 musste er seine fünfjährige Strafe im nassauischen Correctionshaus im Kloster Eberbach antreten. Ein Correctionshaus war zur damaligen Zeit eine Besserungsanstalt, deren Hauptzweck nicht die Bestrafung von straffälligen oder verwahrlosten Personen, sondern ihre Besserung und Resozialisierung war. Der Revisionsantrag des Rechtsanwaltes Dr. Leisler vom März 1832, mit dem er eine Strafmilderung für die Hofheimer Tumulanten erreichen wollte, blieb weitgehend erfolglos: 16 der verhängten Strafen wurden bestätigt, u. a. auch die gegen Bernhard Westenberger. In den folgenden Jahren gab es noch mehrere Gnadengesuche zur Strafmilderung. Der Stadtvorstand Hofheims beantragte Anfang 1833 die Begnadigung der Verurteilten, die aber abgelehnt wurde. Auch Westenbergers Frau Elisabeth stellte jährlich Gnadengesuche, in denen sie auf ihre Krankheit und ihre vier unmündigen Kinder hinwies. Ohne den Verdienst ihres Mannes musste sie von den Zuwendungen der Armenkasse Hofheims leben, die wöchentlich nur eineinhalb Gulden betrug. Auch ihr letztes Gnadengesuch vom 22. Juni 1835 wurde abgelehnt. Am 25. November des gleichen Jahres ist sie verstorben. Ihre vier Kinder waren zu der Zeit zwischen 8 und 15 Jahre alt; ihren Ehemann hat sie seit seiner Verhaftung 1831 vermutlich nicht mehr gesehen.

Bernhard Westenberger wurde während seiner Haft ein Jahr Correctionshaus erlassen. Er kam deshalb, fünf Jahre nach seiner Verhaftung 1831, am 5. Mai 1836 wieder frei. Er heiratete noch im gleichen Jahr am 11. Oktober 1836 die 12 Jahre jüngere Margaretha Noll aus Kriftel, vermutlich auch zur Versorgung seiner unmündigen, mutterlosen Kinder. Mit ihr hatte er noch zwei Töchter. Bernhard Westenberger starb im Alter von 53 Jahren am 10. Februar 1845 in Hofheim. Die Deutsche Revolution von 1848/49 hat er also nicht mehr erlebt. Die Landesregierung Nassaus ließ das Schulgebäude in der Burgstraße 9 in Hofheim wie geplant 1831/32 errichten. Es diente bis zum Jahr 1928 als Schule, heute u. a. als Jugendheim der Kirchengemeinde St. Peter und Paul. Eine Tafel an dem Gebäude erinnert an seine bewegte Geschichte, mit der die Bernhard Westenbergers eng verbunden ist.


Quellen:
Reuschling, Dieter: Bernhard Westenberger – Napoleons Soldat in Spanien, Nassauer Rebell in Hofheim. Zwischen Main und Taunus, Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises 2018, S. 95-106.
Reuschling, Dieter und Schlecker, Roswitha: Bürgerwille gegen Herrscherwillkür : Hofheim am Taunus - eine Kleinstadt zwischen französischer und deutscher Revolution. Hofheim am Taunus, Stadtmuseum, 2007.
Wilfried Wohmann - Genealogische Daten Hofheimer Familien.

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Dieter Reuschling)

 

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