Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!

Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (33)


Haus Diener
- ehemaliger Gasthof "Weißes Roß"
- ehemaliges "Kaufhaus Diener"

Hauptstraße 39 und 41 / Ecke Burgstraße

Haus Diener, 2021 - Foto: Heiko Schmitt

          

Die früher getrennten Grundstücke Hauptstraße Nr. 39 und 41 sowie Burgstraße 1 wurden ab 2018 zusammen mit einem Wohn- und Geschäftshaus neu bebaut. Bis dahin waren die Häuser über viele Jahrzehnte in Hofheim als „Kaufhaus Diener“ eine Institution. Die beiden jetzt verschwundenen Häuser  Nr. 39 und 41 hatten aber auch eine lange Vorgeschichte.

Hauptstraße 37 und 39, vor 1918 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

Der Stammvater der Familie Diener, der Spenglermeister Georg Diener I., gründete 1845 in der Langgasse eine Spenglerei und ein Geschäft für Haushalts- und Eisenwaren. Er übernahm 1870 das Haus Hauptstraße 37 und verlegte sein Geschäft dorthin. Sein Sohn Peter und seine Ehefrau Justina führten das Geschäft fort. 1911 erwarb der Enkel Georg Dieners, Georg Diener II., das Nachbarhaus Hauptstraße 39, und verlegte das Haushalts- und Eisenwarengeschäft in die linke Seite des neu erworbenen Hauses. 

Auch die vorherigen Besitzer des Hauses Nr. 39 konnten auf eine längere Familientradition in Hofheim zurückblicken. Es war das Stammhaus der „Sippe Weiler” in Hofheim, die von dem Handelsmann Johannes Martin Weiler aus Oberwesel am Rhein gegründet wurde, der sich um 1780 in Hofheim niederließ. 1820 übernahm sein Sohn Martin Weiler das Haus und führte das Handels- und Spezereigeschäft seines Vaters weiter. Danach übernahm dessen Sohn Peter Weiler und führte das Geschäft bis 1906 fort, bis er es aus Altersgründen abgab. Die mit einem Schaufenster ausgestattete rechte Seite des Hauses Nr. 39 wurde auch nach  dem Verkauf des Hauses an Georg Diener vermietet, nach 1918 an die Frankfurter Fa. Carl Fröhling AG als Lebensmittelgeschäft. Um 1930 bezog dann Dieners Haushalts- und Eisenwarengeschäft selbst den Laden.

Im Jahr 1934 konnte die Familie Diener auch das Nachbarhaus Nr. 41 erwerben. Dort befand sich, an der Ecke Hauptstraße/ Burgstraße, über viele Jahrzehnte das Gasthaus „Zum weißen Roß", das urkundlich schon seit 1707 belegt ist. 1841 wurden die beiden Häuser Nr 39 und 41 durch einen Großbrand zerstört. Sie mussten abgerissen werden und wurden neu errichtet. Der historische Keller unter dem Haus Nr. 39 blieb aber erhalten und steht bis heute unter Denkmalschutz.

Hauptstraße 39 und 41, nach 1841, rechts Gasthof "Zum Weißen Roß" - Zeichnung: Martin Weiler, Buch "Sippe Weiler"

Für das Jahr 1707 ist Andreas Ickstadt als Gastwirt des „Weißen Rosses“ belegt. Die folgenden Wirte sind nicht lückenlos nachweisbar. Dazu gehörte lange Zeit die Familie Filzinger. Von 1861 bis zu seinem Tod 1884 war dann Johann Joseph Kling der Wirt des Gasthauses. Er war von 1868 bis 1884 gleichzeitig der ehrenamtliche Bürgermeister von Hofheim. 

Auf dem Grundstück Hauptstraße 41 entstand um 1890 ein neues Gebäude mit Arkaden-Schaufenstern im Erdgeschoss, das aber nur wenige Jahre Gasthaus blieb. Um 1900 wurde es vom Sohn Johann Josef Klings, Georg Philipp Joseph Kling, an Heinrich Hennemann verkauft, der darin von 1908 bis 1931 eine Delikatessen- und Kolonialwarenhandlung betrieb. Ab 1927 hatte auch „Schade & Füllgrabe“ im Erdgeschoß einen Kolonialwarenladen. Es existierten über mehrere Jahre zwei Läden gleichzeitig nebeneinander. Hennemann verkaufte das Haus dann 1934 an die Familie Diener. Der große Eckladen war von 1927 bis 1948 an das Lebensmittelgeschäft „Schade & Füllgrabe" vermietet.

Hauptstraße 37 bis 41, nach 1925 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

Erst nach 1948 nutzte Diener die Verkaufsfläche selbst, um das Stammhaus in der Hauptstraße Nr. 39 zu erweitern. Die Nr. 41 beherbergte fortan die Abteilungen: Porzellan, Glas und Hausrat. Das Nachbargrundstück Burgstraße Nr. 1 wurde zusätzlich erworben und 1967/68 auf beiden Grundstücken der neue „Diener“ errichtet. Zu den vorhandenen Abteilungen wurde bereits 1968 im 2. OG ein Spielwarengeschäft hinzugenommen. Vom Untergeschoss mit Haushaltsgeräten und mit dem Übergang zur Nr. 39 mit Gartenmöbeln usw. über Glas und Porzellan bis zu Spielwaren im zweiten Stock verteilten sich die Abteilungen. 1995 feierte „Der Diener“ – wie er in Hofheim genannt wurde - sein 150-jähriges Firmenjubiläum.

In dem alten Gebäude befand sich an der Hausseite zur Nr. 39 noch ein kleiner Laden. Dieser beherbergte von 1928 bis 1931 das Friseurgeschäft Schweikart, es folgte 1936 bis 1939 das Friseurgeschäft Stach. In einem Anbau zur Nr. 41 an der Burgstraße existierte ab 1939 bis 1966 ein Spezialgeschäft für Molkereiprodukte. Der „Milch-Kippert“ wurde von Adam Lorenz Kippert betrieben. Der Anbau wurde 1967 mit dem Hauptgebäude abgerissen.

Im September 2006 verkündeten dann die Nachkommen der ursprünglichen Eigentümer Diener das Aus dieses Hofheimer Kaufhauses. Die Spielwarenabteilung wurde ab 2007 von einem früheren Diener- Mitarbeiter weitergeführt. In das Erd- und Untergeschoss zog Alf’s-Sportladen ein. 2014 wurde das Anwesen dann an einen Projektentwickler verkauft, der den Neubau des Wohn- und Geschäftshauses planen und errichten ließ.

Haus Diener, 2017 - Foto: Heiko Schmitt

 

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Dieter Reuschling)

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