Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A11)


Bergkapelle (Marienkapelle)

Kapellenberg


Foto: Heiko Schmitt

Die denkmalgeschützte Kapelle ist als Wahrzeichen von Hofheim bereits (z. B. von der A 66) von weitem zu erkennen. Ihrer beeindruckenden Geschichte wurde 2016 im Stadtmuseum Hofheim, zur 350. Wiederkehr des Gelöbnisses, eine Ausstellung und ein Buch gewidmet. Aus dem Buch sind auch die Zitate dieses Textes.

Nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) forderte eine weitere Katastrophe unter der Bevölkerung ihre Opfer: Die Pest. 1665 war sie über Köln den Rhein hinauf nach Mainz eingeschleppt worden und breitete sich – vor allem durch die Marktschiffe – in Frankfurt und ab 1666 in Flörsheim aus. Bald waren auch andere Ortschaften in der Mainebene betroffen. Eine Ausnahme bildete Hofheim. Nachdem die Bedrohung insbesondere durch Pesttote in Zeilsheim und Flörsheim greifbar geworden war, führte Pfarrer Johannes Gleidner am 3. Juni 1666 (Christi Himmelfahrt) die Hofheimer in einer Prozession auf den „Rabberg“. Und zwar, wie einer seiner späteren Nachfolger Antonius Hilf 1864 beschreibt, in einer Prozession mit Bußliedern „hinauf durch den mit Reben bepflanzten Abhang“. Jünglinge hätten Fahnen, das Kreuz und den Baldachin getragen, unter dem vier Jungfrauen ein Marienbild trugen. Oben habe Gleidner gefragt, ob man den Berg künftig nicht „Carmelberg“ nennen, hier eine Kapelle bauen und geloben wolle, „dorthin im Jahr einige Bittgänge zu thun“? Danach seien die Menschen „tief gerührt auf ihre Knie gefallen“ und hätten das Gelübde ausgesprochen – worauf just in diesem Moment die Glocken der Pfarrkirche von unten geläutet hätten.

Als es weitere Pesttote in Wicker, Weilbach, Eppstein, Fischbach, Hochheim, Flörsheim, Eddersheim, Castel, Mainz, Frankfurt und Zeilsheim gab, führte Gleidner am 2. Juli 1666 (Mariä Heimsuchung) die Gemeinden von Hofheim und Marxheim erneut auf den Berg. Wallfahrer aus umliegenden Ortschaften kamen dazu und Gleidner erneuerte „das ihm allseitig kund gewordene Gelübde, wenn der liebe Gott die Drangsale der Pest abwende, ihm zur Ehre und zum Lob der heiligen Jungfrau Maria eine Kapelle an dieser Stätte zu errichten“.

Hofheim blieb von der Pest verschont und im Mai 1667 begann man mit der Zurichtung des Bauholzes für die Fachwerkkonstruktion. Am 29. September konnte die Kapelle eingeweiht werden. 

100 Jahre später war der Kirchenbau zu klein geworden und ein neuer größerer musste errichtet werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich um die Kapelle ein „Wallfahrttourismus“ gebildet, der auch dem örtlichen Pfarrer „ein Dorn im Auge war“.

Der Neubau aus Stein wurde mehr als doppelt so groß wie die alte Kapelle: 27,90 Meter lang, 12,60 Meter breit und 13,20 Meter hoch. Eine Empore sorgte für zusätzliches Fassungsvermögen. Ab 1774 durften stille Andachten stattfinden, denn erst zehn Jahre später (1784) wurde die Kapelle eingeweiht. 

In Folge der Schlacht bei Höchst (11.-13. Oktober 1795) plünderten Soldaten des französischen Revolutionsheeres die gesamte Region und verwüsteten auch die Bergkapelle. Nachdem 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss Kurmainz säkularisiert und die Gebiete im Rheinbund neu geordnet worden waren, gehörten Hofheim wie auch Marxheim und die Ländchesgemeinden zur Herrschaft Nassau-Usingen, ab 1806 Herzogtum Nassau. 

Die große Frömmigkeit des Volkes war nicht im Sinne des neuen protestantischen Herrschers. Die zu den Heiligen und Maria führenden Wallfahrten widersprachen dem Gebot, nur Gott zu ehren. Immer wieder versuchte die Obrigkeit, die katholischen Prozessionen und Feiertage in Nassau ganz zu untersagen oder zumindest einzuschränken. Zugleich wollte man damit den Streitigkeiten und Schlägereien die Grundlage entziehen, die Wallfahrten mit sich brachten – nach dem Ende des Gottesdienstes aß man zusammen und sprach auch alkoholischen Getränken zu. Das Vorhaben scheiterte.

Stahlstich aus dem Jahre 1852 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

1851 gründete der Hofheimer Pfarrer Antonius Hilf den „Verein zur Herstellung und Verschönerung der Kapelle“. Die Genehmigung zu der nötigen Kollekte erfolgte verspätet aus Wiesbaden - erst 1856. Schließlich gelang es den Einwohnern, in der Zeit von 1863-1865 den - heute noch vorhandenen - Neubau zu errichten und die Tradition der Wallfahrten - sogar während der NS-Zeit - fortzuführen.

Am Sonntag nach dem 2. Juli findet alljährlich eine Wallfahrt der Gemeinden aus Hofheim, Kelkheim, Kriftel, Zeilsheim und Hattersheim statt. Die Marxheimer Katholiken begehen ihre Wallfahrt am letzten Sonntag im September. Die Flörsheimer Wallfahrt nennt sich „Der gelobte Tag“ und findet am letzten Montag im August statt.

Eigentümer der Kapelle ist die Katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul.


1701-1702 wurden von dem Aschaffenburger Bildhauer Antonius Wermerskirch die „Sieben Fußfälle“ geschaffen. Sie standen ursprünglich am Wallfahrtsweg, der von der Stadt aus, den Kreuzweg entlang, zur Kapelle führte. Mit der Ausdehnung Hofheims versetzte man sie an die Treppe zur Kapelle. Fünf dieser Kreuzwegstationen sind größtenteils erhalten geblieben und stehen seit 1989 in der Kapelle. An der Treppe mit ihren 128 Stufen befinden sich seitdem Kopien. 

3. Station der Kreuzweges - Pilatus spricht das Urteil über Jesus - Foto: Heiko Schmitt



6. Station des Kreuzweges - Darstellung des auf das Kreuz fixierten Jesus - Foto: Heiko Schmitt


Weitergehende Literatur:
Stephan Hauck, Roswitha Schlecker, Versprochen ist Versprochen - Die Geschichte der Hofheimer Bergkapelle, Stadtmuseum Hofheim am Taunus, Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte 21, 2017

 

Quelle: Stephan Hauck, Roswitha Schlecker, Versprochen ist Versprochen - Die Geschichte der Hofheimer Bergkapelle, Stadtmuseum Hofheim am Taunus, Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte 21, 2017
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Roswitha Schlecker)


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