100 Jahre Hofheimer Krankenhaus
Dieter Reuschling
Die Kliniken des Main-Taunus-Kreises sind heute ein Verbund von mehreren Krankenhäusern, der historisch gewachsen ist. Seine von der Entstehung her ältesten Teile liegen in Hofheim. Die heutige Fachklinik Hofheim ist aus dem ehemaligen Kurhaus Hofheim hervorgegangen, dessen erster Bau 1861 eingeweiht wurde. Das Kreiskrankenhaus Hofheim hat seinen Ursprung im ehemaligen Marienheim, das am 2. Juli 1905 eingeweiht und später zum St. Marien-Krankenhaus ausgebaut wurde. Das Kreiskrankenhaus Hofheim ist also im Juli 2005 100 Jahre alt geworden.
Marienheim
Der Bauherr des Marienheims am Kapellenberg war die katholische Gemeinde St. Peter und Paul in Hofheim, der Initiator des Baues Prälat Johann Friedrich Buus, der seit dem 1. Mai 1901 Pfarrer der Gemeinde war. Nach der Chronik der Gemeinde war der Bau „für die Schwestern der Stadt zur Pflege von Kranken und Erholungsbedürftigen in und außer Haus“ bestimmt. Es war also zunächst mehr ein Pflegeheim als ein Krankenhaus, zumal erst 1930 die Funktionsräume für einen Krankenhausbetrieb, z. B. Operationssaal und Entbindungszimmer, geschaffen wurden. Die genannten „Schwestern der Stadt“ gehörten zum katholischen Orden der „Armen Dienstmägde Jesu Christi“, die wegen ihres Mutterhauses in Dernbach (Westerwald) auch „Dernbacher Schwestern“ genannt wurden. Sie hatten schon 1892 die Trägerschaft des Vincenzhauses in Hofheim übernommen, das die katholische Gemeinde Frankfurts für erholungsbedürftige Kinder mit den Mitteln der Stiftung des Kaufmanns Heinrich Vincenz Buzzi gebaut hatte. 1895 richteten die Dernbacher Schwestern die erste ambulante Krankenstation in Hofheim ein. Mit dem Marienheim konnte Prälat Buus ihr Tätigkeitsfeld in Hofheim wesentlich erweitern.
Der Bau des Marienheims wurde am „Josephstag“ (19. März) 1904 begonnen. Die Baukosten betrugen ohne Grundstücks- und Einrichtungskosten ca. 66.000 Mark. Die Finanzierung dieses Betrages ist noch weitgehend ungeklärt. In der Chronik der Gemeinde ist lediglich vermerkt, dass mit bischöflicher Genehmigung 2.000 Mark aus dem Schauer’schen Stiftungsfonds für das Marienheim verwendet wurden. Dieser Fonds wurde durch das Vermögen des zuletzt in Heidelberg lebenden Kaufmanns Nikolaus Schauer gespeist, der die katholische Gemeinde von Hofheim mit Auflagen am 25. Februar 1864 zur Alleinerbin eingesetzt hatte. In seinem Testament bestimmte er, dass die Zinsen des Kapitals – 1868 waren es 19.360 Mark – zu gleichen Teilen seinen noch lebenden 16 Cousinen und Cousins jährlich auszuzahlen seien. Nach deren Tod – die letzte Cousine starb 1906 - sollten diese Einkünfte seiner Stiftung zugute kommen, mit der „verwahrloste Kinder der Gemeinde herangebildet und erzogen“ werden sollten. Der vom Stifter festgelegte Stiftungszweck war also ein anderer als der Bau eines Pflegeheimes; deshalb wurde der größte Teil der Schauer’schen Stiftung auch nicht für das Marienheim verwendet.
Wie die beträchtlichen Baumittel aufgebracht wurden, ist noch unklar. Vermutlich stammten sie zum größten Teil aus dem Privatvermögen von Prälat Buus oder aus ihm persönlich vermachten Erbschaften. Dafür spricht, dass der 1924 mit der Stadt Hofheim abgeschlossene Schenkungsvertrag über das Marienheim nicht die katholische Gemeinde Hofheim als Schenkende nennt, sondern „Pfarrer und Dekan Prälat Buus als Alleineigentümer“.
Johann Friedrich Buus (*30. September 1859, † 7. Mai 1925) wurde in Niederlahnstein geboren und nach dem Theologiestudium 1882 in Freising zum Priester geweiht. Er trat nach verschiedenen Stationen 1901 sein Pfarramt in Hofheim an. Er entfaltete hier aber auch eine rege Bautätigkeit. 1903 wurde der Bau des katholischen Vereinshauses begonnen, das 1904 eingeweiht wurde. Im gleichen Jahr begann der Bau des Marienheims. Er ließ die Treppe mit den Kreuzwegstationen zur Bergkapelle in Hofheim anlegen, die Herz-Jesu-Kapelle in Lorsbach bauen und plante die großzügige Erweiterung der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Den Umbau des Chores und die Neugestaltung des Turmes erlebte er noch, der Neubau des Kirchenschiffes wurde erst nach seinem Tod vollendet. Viele Bauten, die heute das Bild Hofheims prägen, sind von ihm initiiert worden. Für seine Verdienste um die Stadt wurde er zum Ehrenbürger ernannt, für sein seelsorgerisches und soziales Engagement verlieh ihm der Papst 1921 den Titel „Monsignore“.
Das Marienheim wurde am 2. Juli 1905 offiziell eingeweiht und die Dernbacher Schwestern, die im Dachgeschoss des Heimes auch wohnten, begannen ihre pflegerische Tätigkeit. Diese muss schon bald großen Zuspruch gefunden haben, denn fünf Jahre nach der Einweihung wurde im Jahr 1910 eine erste Ergänzung und Erweiterung des Hauses ausgeführt. Vermutlich entstand damals auch die Kapelle des Hauses und der Glockenturm, der auf den ersten erhalten gebliebenen Fotos des Marienheimes noch nicht zu sehen ist (siehe Bild), aber später dem Haus ein markanteres Aussehen gab. Den ersten Wechsel in der Nutzung des Heimes brachte der 1. Weltkrieg. Es wurde von 1915 bis 1918 ein Kriegslazarett mit etwa 100 Betten zur Pflege von kranken und leicht verwundeten Soldaten.
St. Marienkrankenhaus
Die wirtschaftliche Not als Folge des Weltkrieges, vor allem aber die rasante Geldentwertung, schadete auch den wirtschaftlichen Grundlagen des Marienheimes. Vor dem Höhepunkt der Inflation und der Währungsreform am 16. November 1923 entschied sich Prälat Buus zur Weiterführung des Hauses durch die politische Gemeinde Hofheim. Nach den Verhandlungen zwischen ihm als Alleineigentümer und Bürgermeister Oskar Meyrer stimmte die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Hofheim am 1. Oktober 1923 dem Schenkungsvertrag zu. Die Stadt verpflichtete sich darin, das Marienheim zu einem modernen Krankenhaus auszubauen und die Pflege durch katholische Ordensschwestern und die katholische Seelsorge im Haus langfristig sicherzustellen. Weitere Gegenleistungen der Stadt waren die kostenlose Lieferung von Bauholz für den Neubau der Kirche und ein lebenslanges Wohnrecht im Marienheim für Prälat Buus, seine Wirtschafterin und den Hausgeistlichen. Auch der Name des verschenkten Anwesens wurde im Vertrag festgelegt: „Städtisches St. Marien Kranken- & Pflegehaus (Prälat Friedrich Buus’sche Stiftung)“.
Erst 1929 wurde die Zusage der Stadt, das Marienheim zu einem Krankenhaus auszubauen, realisiert. Durch den Anbau eines Flügels am Ostteil wurden u. a. ein Operationssaal, ein Entbindungszimmer und weitere Funktionsräume wie Röntgen- und Laborraum geschaffen. Das Haus hatte danach insgesamt ca. 50 Krankenbetten. Der Erweiterungsbau wurde am 28. Juni 1930 eingeweiht und dabei auch der 25. Jahrestag des Marienheimes gefeiert. Das Marienheim hieß von da an St. Marienkrankenhaus oder Städtisches Krankenhaus Marienheim. Der Krankenhausbetrieb stand unter der Leitung des Chefarztes Dr. med. Bernward Talleur. Die Stadt sah sich für den wirtschaftlichen Erfolg des Krankenhauses verantwortlich. Beispielsweise forderte Bürgermeister Meyrer in der „Hofheimer Zeitung“ am 2. September 1934 die Hofheimer Einwohner dazu auf, das Krankenhaus der Stadt und nicht benachbarte Krankenhäuser zu nutzen. Er hob die Leistungsfähigkeit des Hauses hervor in allen Fällen chirurgischer Behandlung, der operativen Gynäkologie und Geburtshilfe, aber auch chronischer innerer Krankheiten wie Herz-, Magen- oder Rheumaerkrankungen. Der Pflegesatz in der 3. Klasse betrug damals für Hofheimer Einwohner 5,50 RM je Tag!
Die weitere Entwicklung des Krankenhauses wurde durch das „Dritte Reich“ und den 2. Weltkrieg wesentlich beeinflusst. 1939 wurde Dr. Talleur, der vermutlich nicht „linientreu“ war, als Chirurg zum Wehrdienst eingezogen und der SS-Arzt Dr. Moser als Leiter eingesetzt. Der Krankenhausbetrieb soll nach diesem Wechsel fast zum Erliegen gekommen sein. Vor dem Einmarsch der Amerikaner in Hofheim am 29. März 1945 flüchtete Dr. Moser. Bis Anfang Mai gab es keinen Chefarzt; danach übernahmen ein Chirurg des Höchster Krankenhauses und ein Gynäkologe des Markus-Krankenhauses Frankfurt die Leitung. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft übernahm Dr. Talleur im September 1945 wieder die Leitung des Hauses. Noch im Dezember des gleichen Jahres wurde eine Innere Abteilung neu eröffnet, die von Dr. med. Walther Kunz geleitet wurde. Trotz aller Schwierigkeiten der Nachkriegszeit trat langsam wieder eine Normalisierung des Krankenhausbetriebes ein.
Sie wurde nur durch ein Problem überschattet, das den Betrieb auch danach immer wieder begleitete: Den Mangel an Schwestern zur Pflege der Kranken. Anfang 1952 beendeten die Dernbacher Schwestern wegen Nachwuchsmangels ihre 45-jährige Tätigkeit im Marienheim. Der Stadt gelang es, das Krankenhaus für 50 Jahre an den Orden der Grauen Schwestern von der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur Heiligen Elisabeth in Reinbek zu verpachten, der damit die Trägerschaft des Krankenhauses übernahm. Wegen des Zuspruchs, den das Krankenhaus über Hofheim hinaus errang, und wegen der ständig wachsenden Bevölkerung bestand weiterhin der Bedarf, das Haus zu erweitern. Am 29. 9. 1956 wurde im Anschluss an den Mittelbau ein neues Bettenhaus eingeweiht. Die Kapazität des Krankenhauses stieg damit auf 170 Betten. An der Finanzierung beteiligten sich Stadt, Kreis und das Land Hessen. 1957 wurden im Bereich des Mittelbaus die Funktionsräume um Kreißsaal und Säuglingszimmer erweitert und eine Hals-Nasen-Ohren-Abteilung eingerichtet. 1959 folgte, um dem Mangel an Pflegepersonal vorzubeugen, die Einweihung eines Personalwohnhauses mit Schwesternschule auf dem Krankenhausgelände. Schließlich wurde am 1. April 1960 eine staatlich anerkannte Krankenpflegeschule eröffnet, die in Hofheim bis zum 31. März 1973 bestand.
1960/61 wurde der Altbau erstmals grundlegend umgebaut, auch um für eine bessere Unterbringung der Ordensschwestern zu sorgen. Die Zahl der verfügbaren Krankenbetten lag danach bei insgesamt 200. Mit dem Ausscheiden des langjährigen Chefarztes Dr. Talleur am 30. September 1963, der das Marienheim noch in seiner ursprünglichen Form erlebt hatte, war die personelle Verbindung zwischen dem alten Marienheim und dem nachfolgenden städtischen Krankenhaus endgültig zu Ende. Die von ihm geleitete erste Abteilung wurde nun aufgeteilt in eine chirurgische und in eine gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung. Oberarzt der Inneren Abteilung wurde 1960 Dr. med. Werner Straube, der 1989 als Chefarzt der Medizinischen Klinik III in den Ruhestand trat.
Die weiterhin notwendige Erweiterung und Modernisierung des Krankenhauses und der damit verbundene Finanzbedarf bewog die Stadt, das Krankenhaus dem Orden der Grauen Schwestern zu übereignen. Am 2. Mai 1962 beschloss die Stadtverordnetenversammlung dies einstimmig. Die Verhandlungen über die Vertragsgestaltung zogen sich aber länger hin. Der Vertrag wurde erst am 19. Februar 1964 von der Stadtverordnetenversammlung genehmigt. Das Marienkrankenhaus ging damit kostenlos in den Besitz der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur Heiligen Elisabeth in Reinbek über, allerdings mit dem Vorbehalt, dass die Stadt wieder Eigentümer wird, wenn die Trägerschaft für das Krankenhaus gekündigt wird.
Kreiskrankenhaus Hofheim
Anfang der 70er Jahre wurde ein erneuter Wechsel der Trägerschaft des Krankenhauses eingeleitet. Im Mai 1971 kündigte die Ordensleitung der Grauen Schwestern in Reinbek der Stadt Hofheim wegen Nachwuchsmangels die Trägerschaft zum 31. Dezember 1973. Die Stadt sah sich aus finanziellen Gründen nicht in der Lage, das Krankenhaus wieder selbst zu übernehmen und fortzuführen. Der Main-Taunus-Kreis hatte am 20. März 1970 in Bad Soden das neue Kreiskrankenhaus eingeweiht und das bisherige Kreiskrankenhaus Eppstein geschlossen. In den Verhandlungen zwischen der Stadt Hofheim und dem Kreis einigte man sich darauf, dass der Kreis das städtische St. Marienkrankenhaus und die Trägerschaft dafür zum 1. Januar 1974 übernahm; der Kreistag stimmte diesem Vertrag am 25. Juni 1973 zu. Die beiden Krankenhäuser in Bad Soden und Hofheim wurden als Krankenanstalten des Main-Taunus-Kreises zu einer Verwaltungs- und Wirtschaftseinheit zusammengefasst. Das frühere Marienheim hieß von da an Kreiskrankenhaus Hofheim.
Die Grauen Schwestern blieben noch bis zum 30. Juni 1975 im Krankenhaus Hofheim. Sie setzen ihre Tätigkeit in Hofheim aber bis heute in dem Altenwohnheim „Haus Maria Elisabeth“ fort. Für das zahlenmäßig wachsende Pflegepersonal im Krankenhaus war noch unter städtischer Regie auf dem Gelände des alten Hofheimer Friedhofs 1973 der Bau eines Personalwohngebäudes als Hochhaus begonnen worden, der am 26. April 1974 eingeweiht wurde. In das neue Gebäude zogen auch 20 koreanische Krankenschwestern ein, die der Kreis zur Milderung des Pflegenotstandes angeworben hatte. Der Kreisausschuss unter Leitung von Landrat Dr. Valentin Jost (SPD) begann nach der Übernahme eine umfassende Modernisierung und eine Erneuerung der Ausstattung des Krankenhauses. Dabei wurden auch die Röntgenabteilung und das Labor erweitert. Außerdem wurde die weitere Differenzierung und Spezialisierung der verschiedenen medizinischen Fachrichtungen fortgesetzt; es entstanden eine Röntgen- und eine Anästhesieabteilung. Die Hals-Nasen-Ohren-Belegabteilung in Bad Soden wurde nach Hofheim verlegt. In Abstimmung mit dem Hessischen Sozialministerium dienten alle diese Maßnahmen auch dazu, den Standort Hofheim entsprechend dem Krankenhausplan des Landes langfristig zu sichern. 1976 wurden die Krankenanstalten als eigenständige wirtschaftliche Einheit ein Eigenbetrieb des Kreises.
In den Jahren 1978/79 wurde der Altbau in Hofheim grundlegend saniert, der dabei vollständig entkernt werden musste. Seit 1978 war ein CDU-geführter Kreisausschuss mit Landrat Dr. Bernward Löwenberg im Amt. Die in den Jahren 1982/83 vom Land geforderten Sparmaßnahmen im Krankenhausbereich sowie die fortschreitende Spezialisierung in der Medizin hatten zur Folge, dass die weiter differenzierten Angebote der Fachabteilungen jeweils nur an einem Standort der Kreiskliniken angeboten werden konnten. In der öffentlichen Diskussion war besonders die Verlegung der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung von Hofheim nach Bad Soden umstritten; der Krankenhausdezernent Jürgen Nagel (CDU) stand im Zentrum der Kritik. Selbst die vollständige Schließung des Hofheimer Krankenhauses wurde als drohende Zukunft in der Öffentlichkeit beschworen. Hofheimer Frauen sammelten Unterschriften zur Erhaltung der Geburtshilfeabteilung. Die Stadtverordnetenversammlung forderte im Februar 1984 mit großer Mehrheit, dass sich der Magistrat „aktiv in die weiteren Planungs- und Entscheidungsprozesse zur Struktur der Krankenanstalten des Kreises“ einschalten solle; dazu wurde eine „Krankenhauskommission“ der Stadt berufen. Die FWG bestand auf der Erhaltung der Geburtshilfeabteilung in Hofheim, notfalls mit finanzieller Beteiligung der Stadt. Der FWG-Stadtverordnete Günter Rühl formulierte: „Was wäre eine Kreisstadt mit einem neuen Kreishaus ohne einen Kreißsaal im Kreiskrankenhaus Hofheim“. Der Kreis entschied sich trotzdem für die Verlagerung nach Bad Soden. Am 31. März 1984 wurde – etwa 54 Jahre nach der ersten Geburt im St. Marienkrankenhaus – mit Paul Nick, zufällig ein Urenkel des früheren CDU-Landrates Dr. Wagenbach, im Hofheimer Kreißsaal das letzte Baby geboren.
Die Neustrukturierung der Kliniken des Main-Taunus-Kreises setzte sich fort. Noch 1984 wurde in Hofheim die Klinik für plastische, Hand- und Wiederherstellungs-Chirurgie eröffnet. 1987 kam eine Chirurgische Klinik mit dem Schwerpunkt Unfallchirurgie hinzu. Als wesentliche Erweiterung der Hofheimer Klinik konnte am 1. September 1989 der Neubau eines Funktionstraktes an der Nordseite mit vier Operationssälen eingeweiht werden. Im Januar 2003 kündigte der Aufsichtsratsvorsitzende Landrat Berthold Gall (CDU) eine weitgehende Neugliederung der Kreiskliniken an, bei der in den nächsten Jahren einerseits in Hofheim Geriatrie und Psychiatrie ausgebaut, andererseits die chirurgischen Fachabteilungen und die Anästhesie nach Bad Soden verlagert werden sollen. Die Veränderungen in Hofheim können erst realisiert werden, wenn die 2004 begonnenen Erweiterungen in Bad Soden fertig gestellt sind. Eine vergleichbare öffentliche Diskussion dieser Maßnahmen wie 1982/83 bei der Verlagerung der Geburtshilfeabteilung ist bisher nicht zu erkennen und wohl auch nicht zu erwarten.
Eine hundertjährige wechselvolle Geschichte liegt hinter dem Kreiskrankenhaus Hofheim. Sie ist auch exemplarisch für die Entwicklung des Krankenhauswesens in Deutschland. Am Anfang stand ein Haus der katholischen, christlichen Fürsorge und Pflege, finanziert durch Stiftungen und Vermächtnisse oder – in der heutigen Terminologie ausgedrückt – ein privater, kirchlich orientierter Investor, der für einen kirchlichen Träger, einen katholischen Schwesternorden, das Marienheim bauen ließ. Bedingt durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Inflationszeit übertrug er nach knapp 20 Jahren das Kranken- und Pflegeheim 1923 an die lokale Kommune, die Stadt Hofheim, die das Heim zu einem städtischen Krankenhaus weiter entwickelte. Nach etwa 50 weiteren Jahren (1973) konnte die Stadt die finanziellen Lasten des weiterhin notwendigen Ausbaus nicht mehr alleine tragen und übertrug das Krankenhaus dem Main-Taunus-Kreis. Auch die kirchliche Trägerschaft lief wegen Personalmangels bei den Ordensschwestern 1973 aus und wurde vom Kreis übernommen. Im Verbund mit dem seit 1970 bestehenden Kreiskrankenhaus Bad Soden wurde es als Eigenbetrieb weitergeführt und ausgebaut. 1996 folgte die Umwandlung des Eigenbetriebes in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH); den Aufsichtsratsvorsitz übernahm damals Landrat Jochen Riebel (CDU). So ist heute das Kreiskrankenhaus Hofheim eine eigenständige, betriebswirtschaftlich geführte Gesellschaft in öffentlicher Hand, die im umkämpften Markt des Gesundheitswesens agiert und sich dort auch in Zukunft behaupten muss.
Quellen
Becht, Manfred: Hofheim und seine Geschichte. Doppelband in Texten und Bildern. Teil I und Teil II (Roswitha Schlecker: Hofheim in Bildern 1872-2002), Hofheim, 2002.
Caritas Verband Frankfurt/Main e. V.: 100 Jahre Vincenzhaus Hofheim/Taunus 1880-1980. Frankfurt a. M., 1980.
Chronik der Kirchengemeinde Hofheim St. Peter und Paul 1723-1926. Hofheim, Katholische Gemeinde St. Peter und Paul.
Eigner, Walter u. Schiemann, Hellmuth: Die Krankenhäuser des Main-Taunus-Kreises. Frankfurt a. M.-Höchst, 1981.
Hahn-Klimroth, Helmut: Kliniken des Main-Taunus-Kreises GmbH: Eine Symbiose zwischen Hochleistungsmedizin und menschlicher Zugewandtheit. Zwischen Main und Taunus. MTK-Jahrbuch 1997. Hofheim, 1997.
Jost, Valentin (Hrsgb.): Main-Taunus-Almanach '77. Frankfurt-Höchst 1977. Darin: Im Dienste der Gesundheit. Die Krankenanstalten des Main-Taunus-Kreises. Seite 183-201.
Protokollbuch der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Hofheim, 1923-1937.
Rühl, Günter: Das „Marien“ Krankenhaus. Hofheimer Zeitung, 3. 2. 1984.
Straube, Werner: Entwicklung vom „Marienheim“ zum „Krankenhaus Hofheim“ der Kliniken des Main-Taunus-Kreises GmbH. Eine Zusammenstellung von Daten und Fakten. Hofheim, (ohne Datum).
Zeitungen: Amtsblatt des Main-Taunus-Kreises, Mitteilungsblatt für alle Behörden des Kreises. Herausgeber Kreisverwaltung: Kreisausschuss und Landrat, Frankfurt-Höchst (Hofheim).
Anzeigeblatt für die Stadt Hofheim am Taunus.
Höchster Kreisblatt
Hofheimer Zeitung
Frankfurter Rundschau
Freie Presse, Höchst
Archive:
Stadtarchiv Hofheim
Archiv der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul, Hofheim
Der Bericht wurde in „Zwischen Main und Taunus – Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises, 2006, 14. Jahrgang, Seite 65-70“ veröffentlicht. Mit freundlicher Genehmigung des Main-Taunus-Kreises und des Autors erfolgt diese Präsentation.
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)