Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (11)
Hauptstraße 43 / Sandgasse 1
Hauptstraße 43 / Sandgasse 1
Dieses Ensemble folgt der üblichen Form der Hofreite und war nur von der Hofseite her erschlossen. Das Anwesen erstreckt sich entlang der Sandgasse und war nur über diese erreichbar. Heute besteht das Anwesen aus dem Wohn- und Geschäftshaus Hauptstraße 43 und dem Haus Sandgasse 1.
Hauptstraße 43
Die Errichtung des Wohnhauses in der Hauptstraße ist auf mind. 1816 datiert. Das Haus wurde zu seiner Zeit in Fachwerk ausgeführt, als Sichtfachwerk nicht mehr üblich war, sodass es verputzt wurde.
Im Brandkataster von 1816 wird nach den derzeitigen Erkenntnissen das Gebäude erstmals erwähnt. Der damalige Eigentümer war der Küfermeister Heinrich Joseph Westenberger (1747-1827), er war verheiratet mit Barbara geb. Hohfeld (1756-1837) von der Papiermühle in Kriftel. Von 1838 bis 1867 übernahm der Handelsmann Heyum Stern das Anwesen. Dessen Sohn Leopold Stern erbte 1867 das Haus, verkaufte es noch im gleichen Jahr an Eduard Schmidt. Bereits 1869 gelangte es in den Besitz des Bauern und Metzgers Friedrich Stippler (1808-1900), verheiratet mit Gertrud geb. Wolf (1811-1890).
1886 hat der Bäcker Heinrich Schmidt aus Biebrich am Rhein das Haus gekauft und das bisherige Schlachthaus in ein Backhaus mit Backstube umgebaut. Er verkaufte das Anwesen bereits 1890 wieder an den aus Mömlingen, Bayern, stammenden Bäckermeister Adam August Frank. Aus den gesichteten Unterlagen ist zu entnehmen, dass 1891 zwischen dem Wohnhaus und der Scheune ein Torüberbau und Schuppen errichtet wurde. Die Bäckerei wurde bis 1912 betrieben.
1913 wurde das Anwesen von dem Maurermeister und Bauunternehmer Georg Betzel (*1877) übernommen. Dieser ließ umfangreiche Umbaumaßnahmen an dem Wohnhaus vornehmen. Es wurde zur Hauptstraße hin ein Laden mit zwei Schaufenstern eingebaut. Bei den beiden seitlichen Wänden des Erdgeschosses war das Fachwerk verfault, die Wände wurden gemauert wieder hergestellt. Das Obergeschoss wurde mit einer Holzverkleidung versehen.
Nach einigen Jahren übernahmen der Bruder von Georg Betzel, Schlossermeister Martin Betzel (1882-1946) und seine Ehefrau Elisabetha geb. Sünder (1886-1950), das Anwesen. Frau Betzel verkaufte im Laden Lebensmitteln.
In der Besatzungszeit nach 1918 wurden die unteren Räume beschlagnahmt und eine Kantine für die französischen Besatzungssoldaten eingerichtet.
Von den 1930er Jahren bis 1951 befand sich im Laden der Kolonialwarenhandel von Carl Fröhling, geführt wurde er unter anderem von Frau Betzel. Ihre Tochter richtete 1951 einen Friseursalon ein. Es folgte das „Feinkostgeschäft Tams und Garfs". Anschließend blieb der Laden einige Zeit geschlossen, bis um 1982 der Obst- und Gemüseladen „Früchte-Müller" eröffnete. Kurzfristig befand sich darin ein Sockenladen. 2014 wurde das Gebäude mit Scheune verkauft und beide Gebäude saniert. Dann befand sich in dem vorderen Gebäude das „Modegeschäft Aesthetica" bis November 2021. Seit Februar 2022 befindet sich hier der „Weltladen Fair-Fashion“.
1947 wurde in Zeiten großer Wohnungsnot der Zugang über dem Tor aufgestockt und eine Wohnung darin eingerichtet.
Sandgasse 1
Bearbeitung: Arbeitsgruppe "Beschilderung historischer Gebäude"