Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (17)
Ehemaliges Gasthaus "Landsberg"
Hauptstraße 22
Das ehemalige Gasthaus "Landsberg", früher "Zum Hirsch" bzw. "Zum goldenen Hirsch", wurde vermutlich im 16. Jahrhundert erbaut.
1648, kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges, soll es nach der lokalen Überlieferung in Hofheim in diesem Gasthaus zu einer Konferenz einiger Landesherren gekommen sein. Auch ging man davon aus, dass der "Landsberg" der älteste Gasthof in Hofheim sei. Für beides konnten bisher keine schriftlichen Nachweise gefunden werden.
Konzession (Schildrecht) wurde für das damalige Gasthaus "Zum Hirsch" seit 1724 vergeben. 1724 bis 1730 war Eberhard Steinbach, der Bruder des Löwenwirts Johannes Nikolaus Steinbach, als "Hirschwirt" genannt. 1762 ging das Schildrecht an seine Tochter über. 1763 wird ein Adam Ruppel genannt. 1769 betrieb Johannes Peter Henrich den "Hirsch", ihm folgte sein Sohn Wilhelm Henrich bis 1872. Ab 1810 wurde der Name des Gasthauses in "Zum goldenen Hirsch" geändert.
1872 erwarb Georg Kyritz den Gasthof "Zum grünen Wald" in der Langgasse für Sohn Wilhelm und den Gasthof "Zum Hirsch" in der Hauptstraße für Sohn Gustav.
Georg Kyritz baute ein neues Brauhaus, neue Lagerkeller, einen Eiskeller und legte beidseitig am Ende der Kurhausstraße Hopfenäcker an. Er belieferte Hofheim sowie zehn weitere Orte in der Umgebung mit Bier.
1895 eröffnete Georg Kyritz das Gasthaus „Zum Hirsch“ unter dem neuen Namen „Landsberg“. In dem Anwesen „Landsberg“ waren außer der Gastwirtschaft noch andere Betriebe vertreten: Brauerei, Kelterei, Bierniederlage, Natureis-Einlagerung und Verkauf, Fremdenbeherbergung und eine kleine Landwirtschaft mit Obstbau.
1897 musste die Brauerei wegen massiver Konkurrenz der Frankfurter Großbrauereien geschlossen werden. Georg Kyritz starb 1902 und sein Sohn Gustav übernahm das Anwesen. 1910 erfolgte der Abbruch und Umbau der alten Brauerei mit noch aus dem 16. Jahrhundert stammenden Teilen. Gustav Kyritz starb 1940 während eines Kuraufenthalts in Bad Orb. Der Gasthof „Landsberg“ wurde geschlossen und zum Sportgeschäft. Erst 1950, zwei Jahre nach der Rückkehr seines Sohnes Gustav Kyritz (jun.) aus der Kriegsgefangenschaft, wurde der „Landsberg“ wieder eröffnet. Er führte die Wirtschaft bis 1972 und verpachtete sie dann.
Als Heimatforscher hatte Gustav Kyritz einen hohen Bekanntheitsgrad in Hofheim. Er starb 1989. Nach dem Tod seiner Ehefrau wurde der „Landsberg“ Ende 1995 endgültig geschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Wirtsstube und Biergarten im Hof mit Gegenständen aus der Geschichte der Stadt dekoriert. Die letzten Pächter (ab Juni 1985) waren die Eheleute Schmidt, die Anfang 1996 den gegenüberliegenden Gasthof „Taunus“ (Hauptstraße 13) übernahmen.
Die folgenden Jahre wurden die Räumlichkeiten im Erdgeschoss unterschiedlich genutzt. Bis 2018 befand sich darin rechts der „Eine Welt Laden“ und links ein Kindermodengeschäft, das 2018 schloss. Diese Räumlichkeiten bezogen Mitte 2019 die Firma RS-Computer GmbH und die SWG Service+Wartung GmbH.
Die am Haus angebrachten Wappen stellen gewissermaßen die wechselnden Herrschaften über Hofheim nacheinander dar. Sie wurden 1937 von Gustav Kyritz jun. modelliert und zur Wiedereröffnung des "Landsberg" am 13. Mai 1950 an der Fassade angebracht.
Hahn als ursprüngliches Wappentier von Hofheim | ||
Rote Sparren auf weißem Grund als Wappen der Eppsteiner Grafen (1418 bis 1535) | ||
Hirsch als altes Stolberger Wappen (1535 bis 1581) und für den ursprünglichen Namen des Gasthofs "Goldener Hirsch" | ||
Das Mainzer Rad für den Erzbischof und Kurfürsten von Mainz (1581 bis 1803) | ||
Der nassauische Löwe (1803 bis 1866) | ||
Der Adler für Preußen (1866 bis 1945) |
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Roswitha Schlecker, Wilfried Wohmann)
Wappenfotos: Reiner Scholz