Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (23)


Keller - Stephansberg

Stephanstraße / Stolbergstraße

Kleine Stephanstraße 1 und Kellereingang zum "Kunibert", 2019 - Foto: Heiko Schmitt


"In Hofheims Unterwelt herrscht Durcheinander", so lautete die Überschrift eines Artikels von Karl-Josef Schmidt im Höchster Kreisblatt vom 29. Oktober 1994. Er hat unter dieser Überschrift auf die kuriosen Eigentumsverhältnisse in zahlreichen Hofheimer Kellern hingewiesen und auch gleich die Erklärung dafür mitgeliefert.

Da man in der Kernstadt rund um den Kellereiplatz und in allen tiefer gelegenen Teilen bereits in etwa 1,50 Meter Tiefe auf Grundwasser stößt, war dort eine Unterkellerung der Häuser mit der damaligen Bautechnik so gut wie unmöglich (man denke in diesem Zusammenhang auch an die Flurbezeichnung "Brühlwiese", was "Feuchtwiese" bedeutet, sowie an das kellerlose Kellereigebäude). Als Ersatz für den fehlenden Keller unter dem eigenen Haus suchte man nach Kelleranteilen in den höher gelegenen Bereichen der Stadt, besonders am Stephansberg, wo es bis in unsere Tage an die 50 Keller mit komplizierten Eigentumsverhältnissen geben soll. Wie gründlich die höhergelegenen Bereiche der Stadt zum Kellerbau genutzt wurden, zeigt auch eindrucksvoll die mehrstöckige Unterkellerung des ehemaligen Historischen Gasthofs Landsberg.

Stolbergstraße, 1956, rechts Kleine Stephanstraße 1 - Foto: Stadtarchiv Hofheim, Sammlung Hermann Jughenn


Hinweise zu diesem Hofheimer Kellerrecht hat Hans Ulrich Colmar bei der Bearbeitung des ältesten Hofheimer Gerichtsbuches bereits im 15. Jahrhundert gefunden. Bereits am 1. September 1472 hat ein gewisser Anselm ein Haus ohne Keller ("ußgescheiden den keller") von Henne Hartleub gekauft, womit der Beweis erbracht ist, dass schon damals in Hofheimer Häusern besondere Kellerrechte galten.

Beispielhaft betrachten wir das Haus Kleine Stephanstraße 1. Wir zeigen hier die bekannten und dokumentierten Besitzverhältnisse des Hauses und des darunter liegenden Kellers auf:

Jahr


Haus


Keller

1816


Peter Schmitt, Bauer, Wagner (1765-1830)



1823, 1830


Nikolaus Kilb, Bauer (1791-1866), verh. mit Barbara geb. Schmitt



1832




Heinrich Joseph Fach, Gastwirt "Zur Krone", Oekonom (1792-1859), kauft die vordere Hälfte

1847




Kilian Mohr, Bäcker, Landmann (1822-1866), kauft die hintere Hälfte

1850


Nikolaus Kilb, Bauer (1791-1866), verh. mit Barbara geb. Schmitt



1860




Thekla Fach geb. Henrich (1800-1873), Witwe von Heinrich Joseph Fach, vordere Hälfte,
Kilian Mohr, Bäcker, Landmann (1822-1866), hintere Hälfte

1866




Heinrich Karl Fach, Gastwirt "Zur Krone" (1834-1896), vordere Hälfte,
Joseph Faust und Elisabetha Mohr, hintere Hälfte

1867


Barbara Kilb geb. Schmitt (1794-1868), Witwe des Nikolaus Kilb,
verkauft an Peter Stippler II., Bauer (1835-1891)


Heinrich Karl Fach, Gastwirt "Zur Krone" (1834-1896), und Ehefrau Josephine geb. Nathan, vordere Hälfte,
Karl Mohr, hintere Hälfte

1870


Peter Stippler II., Bauer (1835-1891)


Joseph Faust und Elisabetha Mohr, hintere Hälfte

1892, 1906, 1910


Heinrich Anton Stippler, Landwirt (1875-1959)



Kellereingang zum "Kunibert", 2020 - Foto: Heiko Schmitt


In dem Gebäude Kleine Stephanstraße 1 war bis 1956 im Keller eine Kneipe - das "Kunibert". Keller und Haus gehören nach wie vor zwei Besitzern.









Quellen:
Hans Ulrich Colmar, Haus ohne Keller - Keller ohne Haus, Blick in die Hofheimer "Unterwelt", im 16. Jahrhundert, aus: Zwischen Main und Taunus - MTK-Jahrbuch 2000, 8. Jahrgang, Seiten 89 bis 91
Brigitte Friedrich - Auswertungen der Hausbesitzer am Stephansberg
Wilfried Wohmann - Genealogische Daten Hofheimer Familien

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)


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