| Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A15)
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Hofheimer Bahnhof
Hattersheimer Straße 6
Der AnfangIn der Hofheimer Zeitung vom 27.05.1997 berichtete Dr. Manfred Becht in seinem Beitrag „Aus der Geschichte der Eisenbahn in Hofheim“ über den Beginn des Eisenbahn-Zeitalters in Hofheim:
Es war am 14. Oktober des Jahres 1877. Für die Stadt Hofheim brach ein neues Zeitalter an. Gegen 9.30 Uhr näherte sich von Osten her eine Funken und Rauch speiende Maschine. Im Schlepp hatte die Dampflokomotive eine Reihe von Wagen mit 200 Personen. Sie feierten die Probefahrt auf der gerade fertiggestellten Eisenbahnstrecke von Höchst nach Limburg.
Bereits in den 1840er Jahren gab es Pläne eine Eisenbahnlinie durch den Taunus nach Limburg zu bauen. Sie sollte von der bereits bestehenden „Taunus-Bahn“ (Frankfurt – Wiesbaden) bei Hattersheim abzweigen und über Hofheim führen. Aus verschiedenen Gründen wurde daraus aber so schnell nichts. Für die Strecke Höchst – Limburg machte sich auch der Hofheimer Gewerbeverein stark. Er wies auf die Bedeutung einer Bahnstrecke hin, denn allein zwischen Hofheim und Eppstein befanden sich 31 Industriebetriebe und es gab noch viele Brauneisengruben in der Hofheimer Region.
Am 14. Oktober des Jahres 1874 war es dann so weit – der erste Spatenstich der neuen Strecke wurde vorgenommen. Dabei waren die Mittel knapp – der Unterbau der Trasse wurde zwar für zwei Gleise ausgelegt, zunächst aber wurde nur eines verlegt.
Die Strecke wurde, wie es damals üblich war, in Teilstücken eröffnet. Bereits seit Februar 1875 war die Strecke zwischen Eschhofen und Niederselters benutzbar und hatte somit Anschluss an die Lahntalbahn. Bis Camberg ging es im Mai 1876, bis Idstein im Juli 1877. Im Oktober 1877 schließlich konnten die Züge durchgehend bis Höchst fahren und hier gab es Anschluss an die Taunusbahn. Die Bauarbeiten selbst hatten für die betroffenen Orte kurz- und längerfristige Folgen. In der Nähe der „Weißen Brücke“ am Ortsausgang von Hofheim in Richtung Lorsbach, soll eine Kantine für die Arbeiter gestanden haben, auch „Gifthütte“ genannt. An den Sonntagen soll es dort, bei Musik und Tanz hoch hergegangen sein. Unter Alkoholeinfluss wurde so manche Meinungsverschiedenheit sehr handfest ausgetragen. Ein Teil der Arbeiter blieb damals in Hofheim und ließ sich in der Stadt nieder.
Die Bahnstrecke von Höchst nach Limburg wurde von der Hessischen Ludwigsbahn gebaut. Die Strecke wurde zuerst nur eingleisig gebaut, die Bahnstrecke war aber bereits so ausgelegt, dass in nächster Zeit ein zweigleisiger Betrieb möglich wäre. Der erste Hofheimer Bahnhof, ein langgestrecktes eingeschossiges Bauwerk, wurde in den Jahren 1874 und 1875 errichtet.
1907 Neubau des heute noch existierenden Bahnhofs direkt nebenan. Der neue Bahnhof wurde am 20. Dezember 1907 in Betrieb genommen.
1908 wurde das alte Stationsgebäude umgebaut und in ein "Eilgutmagazin" umgewandelt. Dies dürfte der Beginn der Güterabfertigung am Hofheimer Bahnhof gewesen sein. Im gleichen Jahr erhielt der Bahnhof eine elektrische Beleuchtung.
1911 und 1912 wurde das von Anfang an vorgesehene zweite Streckengleis zwischen Höchst und Limburg verlegt.
Laut Karl Hennemann soll zeitgleich mit der Errichtung des zweiten Gleises auch der Bau der Güterhalle erfolgt sein. Die Hofheimer Güterabfertigung hatte auch eine eigene Lokomotive, mit der Nachbarorte an der Strecke versorgt wurden.
1912 wurde ferner die erste Brücke über die Bahn realisiert, etwa dort, wo auch heute noch die Straße von Marxheim her die Bahn überquert.
1945, am 15. Januar, tauchten zwei feindliche Tiefflieger auf und nahmen die Straßenbrücke ins Visier, um so den Bahnverkehr zu unterbrechen. Sie trafen aber die daneben liegende Gaststätte „Rheingauer Hof“. Das Wirtsehepaar und ein weiteres im Haus lebende Ehepaar kamen ums Leben. Auch der Bahnhof bekam mehrere Schüsse aus den Bordkanonen ab und es kam zu Beschädigungen am Gebäude, Personen wurden auch verletzt.
Mit dem Ende des 2. Weltkrieges standen alle Räder still. Ab August 1945 wurde wieder ein fahrplanmäßiger Zugverkehr aufgenommen. Werkstags fuhren fünf Züge in Richtung Frankfurt und vier in Richtung Limburg, sonntags gab es je zwei Verbindungen in jede Richtung.
Nach der Währungsreform 1948 kam es zu einer deutlichen Belebung des Bahnverkehrs.
Wie wichtig die Bahnstrecke war, zeigte sich auch an der Entwicklung des Güterumschlags in Hofheim. So kamen zeitweise über 1.200 Güterwagen jährlich für die Firma Mohr an, der Maschinenbauer erhielt vor allem Kohle und Eisen. Bis in die 1970er Jahre war eine steigende Tendenz beim Güterverkehr zu vermelden. Noch 1975 arbeiteten 49 Personen an der Station, davon waren acht im Güterverkehr eingesetzt, sieben waren Auszubildende, sieben Personen waren für den Betrieb des Bahnüberganges an der Lorsbacher Straße notwendig. Bis zu sieben Schalterbeamte wurden benötigt, um die über 300.000 Fahrkarten jährlich zu verkaufen.
In den Nachkriegsjahrzehnten konnte man an der Eisenbahnstrecke auch den technischen Fortschritt erkennen. Bis 1967 wurde der Betrieb mit Dampflokomotiven abgewickelt. An ihre Stelle traten dann Diesellokomotiven. Die Zeit der Dieselzüge war jedoch kurz. Die Strecke nach Niedernhausen wurde elektrifiziert. Diese Arbeiten wurden bis Herbst 1971 abgeschlossen. Dabei musste auch die Brücke Richtung Marxheim neu gebaut werden, da die Fahrdrähte nicht unter den alten Bau passten.
Die Elektrifizierung leitete ein neues Zeitalter für Hofheim ein, konnte einige Jahre später die Einbindung in das Schnellbahnnetz des Frankfurter Verkehrsverbundes aufgenommen werden. Ab 1975 wurden elektrische Triebwagenzüge eingesetzt. 1979 wurde ein Zug auf den Namen der Stadt Hofheim getauft.
1995 wurde der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) gegründet, der die Organisation des öffentlichen Personennahverkehrs im erweiterten Rhein-Main-Gebiet übernahm und seinen Sitz in Hofheim an der Alten Bleiche hat.
Bildquelle: Stadtarchiv Hofheim - Sammlung Karl Jakobi
Der Bahnhof Hofheim und sein Umfeld hatten im Laufe der Jahrzehnte einen starken Bedeutungsverlust erlitten. Es gab früher eine Bahnhofsgaststätte, eine Tankstelle, eine Bushaltestelle und zwei Kiosks. Lediglich der Busbahnhof wurde an der Alten Bleiche unweit des Bahnhofs neu platziert. Der Bereich des Bahnhofs hatte eine zentrale Funktion für die Stadt.
1975 wurde der Bahnhof als eigenständige Station geschlossen. Anfang der 1990er Jahre wurde die Güterabfertigung aufgegeben. Eine gewisse Aufwertung erlebte der Bahnhof durch Taktverkehr, mit dem die S-Bahnen und die Regionalbahnen verkehren.
Die Stationsvorsteher des Hofheimer Bahnhofs(Eine Aufzeichnung von Karl Hennemann)
1875, also noch vor Beginn der Inbetriebnahme der Bahnstrecke im Jahre 1877, trat
Franz Arnet, welcher im Hessischen Bahnhofsdienst stand, seinen Dienst an. Er wurde noch im alten Bahnhofsgebäude pensioniert, dies war im Jahr 1895. Bereits im Jahr 1883 kaufte er das Anwesen schräg gegenüber vom Bahnhof, das noch heute unter dem Namen „
Pfälzer Hof“ bekannt ist und betrieb dies auch selbst als Gastwirt und Hotelbesitzer.
Die weiteren Bahnhofsverwalter waren:
• Josef Hein 1895 bis 01.04.1914
• Johann Klein 01.06.1914 bis 1916
• Robert Jost 1916 bis 1934
• August Christ 1934 bis 1938
• Heinrich Reuch 1940 bis 1945
• August Bicker 1945 bis 1950
• Erich Streuch 1950 bis 1959
• Hans Buchmeyer 1959 bis 1965
• Gerhard Uhr 1965 bis 1968
• Hermann Haunert 1968 bis 1974
• Detlef Lehberger 1974 bis 31.12.1975
Anschließend ab 1. Januar 1976 wurde der Bahnhof Hofheim der Güterabfertigung in Frankfurt am Main – Höchst angegliedert.
Quellen:
• Manfred Becht – Unterlagen zur Eisenbahngeschichte und der Geschichte des Hofheimer Bahnhofs
• Karl Hennemann – Aufzeichnungen zur Geschichte des Bahnhofs Hofheim
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim (Wilfried Wohmann)