Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A2)


Vincenzhaus

Vincenzstraße 29

Foto: Heiko Schmitt













 

1876 setzte der in Frankfurt am Main lebende holländische Kaufmann Heinrich Vincenz Johann Buzzi (1808-1876) die römisch-katholische Kirche in Frankfurt am Main zu seinem Universalerben ein. Er knüpfte nur wenige Bedingungen an seine Hinterlassenschaft. Es sollten auf dem Land, nicht all zu weit von Frankfurt entfernt, zwei voneinander getrennte geräumige Gebäude errichtet werden. Die Bedingungen waren:

 

1. zur dauernden Aufnahme sittlich gefährdeter oder verwahrloster Kinder behufs Heranbildung derselben zu einem religiös-sittsamen, arbeitssamen Leben,
2. zur vorübergehenden Aufnahme armer, kränklicher oder erkrankt gewesen und in Reconvalescenz begriffener Kinder behufs Verpflegung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit.

 

Im Zeitraum von 1876 bis 1880 kaufte der katholische Kirchenvorstand Frankfurt am Main in Hofheim ein Grundstück mit 81.000 m². Von 1880 bis 1888 wurde das große Fachwerkhaus erbaut und das auf dem Gelände befindliche Bauernhaus und die etwas abseits gelegenen Stallungen und Knechtswohnungen renoviert. Das Fachwerkhaus entwarf der Architekt Max Meckel (1847-1910), der u.a. auch Diözesanbaumeister des Bistums Limburg war.

Im Sommer 1888 zogen die ersten erholungsbedürftigen Kinder ein. Im Winter blieb das Haus vorerst geschlossen. 1892 zogen Dernbacher Schwestern ein. Sie übernahmen die Leitung des Hauses und die neu eingerichtete ambulante Krankenpflegstation. Waisenkinder und andere erziehungsgefährdete Kinder aus Frankfurt wurden bis zur Verselbständigung oder auf längere Zeit aufgenommen. Ab 1893 wurde Schulunterricht eingeführt, dies erledigten eine Schulschwester und ein Geistlicher. Von 1893 bis 1924 wurde die pädagogische Arbeit fortgeführt. Die Aufnahmekapazität wurde zunehmend vergrößert.

Vincenzhaus, 1897 - Foto: Stadtarchiv Hofheim, Sammlung Otto Engelhard


Von 1918 bis 1922 quartierten sich französische Soldaten im Gebäude ein. Bedingt durch die Nachkriegszeit stand die Wiederherstellung der Gesundheit erkrankter Kinder im Vordergrund. Auch Mütter, die ebenso gesundheitlich geschädigt waren, wurden betreut. Die Kuren stellte der Caritasverband Frankfurt zusammen.

 

Während des Zweiten Weltkrieges verließen die Dernbacher Schwestern fluchtartig das Vincenzhaus. Das ganze Gelände wurde durch die deutsche Luftwaffe beschlagnahmt, auf dem Dachgeschoss wurde ein Beobachtungsposten eingerichtet. Neben dem Vincenzhaus baute man einen Luftschutzbunker in den Hang, der Hofheimern als Schutz dienen sollte. Teilweise waren im Vincenzhaus russische Kriegsgefangene untergebracht. Nach dem Ende des Krieges zogen amerikanische Besatzungssoldaten in das Gebäude ein.

 

1947 erfolgte die Wiederaufnahme der Arbeit mit Kindern. Das Vincenzhaus wurde ein Säuglingsheim. Freie Caritas-Schwestern übernahmen die Pflege von Säuglingen und Kleinkindern. 1953 liefen erste konzeptionelle Planungen für ein heilpädagogisches Kinderheim im Vincenzhaus an. Als Vorbild dienten heilpädagogische Kinderheime in der Schweiz. Ursulinen aus Freiwaldau, heute Tschechien, übernahmen die Leitung. 1955 zogen die ersten Kinder ins neu gegründete heilpädagogische Kinderheim ein.

Im Zeitraum von 1961 bis 1977 erfolgten diverse Um- und Neubauten. Für heilpädagogische Gruppen wurden am Berg Häuser errichtet. Es entstanden ein Personalhaus und eine neu eingerichtete Erziehungsberatungsstelle. Im unteren Teil des Geländes wurde die Heimschule fertiggestellt. Der Bau eines Gemeinschaftshauses wurde vollendet. Außerdem wurde die Schule um eine Turnhalle erweitert.

1994 verließen die Ursulinenschwestern nach über 40 Jahren das Vincenzhaus. Das Fachwerkhaus wurde zwischen 1994 und 1998 von Grund auf umgebaut und modernisiert. Danach zogen ins renovierte Fachwerkhaus die Kreisverwaltung der Caritas des Main-Taunus-Kreises und das katholische Bezirksamt für den Main-Taunus-Kreis. Die Heimleitung, die Verwaltung und die Küche des Heilpädagogischen Instituts blieben im alten Fachwerkhaus.

Das Heilpädagogische Institut wird nach wie vor vom Caritasverband Frankfurt betrieben. 



Quelle: Caritas Frankfurt - Die Geschichte des Heilpädagogischen Instituts Vincenzhaus


Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)


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