Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A21)
Ehemaliges Freibad
Lorsbacher Straße
1933 eingeweiht, im 2. Weltkrieg wurde der Betrieb wieder eingestellt
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren Schwimmbäder eine Luxuseinrichtung. Meistens wurde an sauberen Flussläufen oder Natur-Seen gebadet. Nach dem 1. Weltkrieg entstanden vereinzelt Schwimmbäder, die teilweise mit Wasser aus Bachläufen gespeist wurden.
Wie war das in Hofheim? Die Jugend, die in der heißen Sommerzeit baden oder schwimmen wollte, ging zum Schwarzbach. An Stauwehren und angelegten Wasserfällen befanden sich tiefere Stellen, die das Schwimmen ermöglichte, wenn es auch nur wenige Meter waren. Das Wasser, bedingt durch die vielen Lederfabriken im Schwarzbachtal, war nicht immer einladend. Der damalige Turnverein „Vorwärts“ hatte im Bereich seines Geländes an der hinteren Kurhausstraße einen Badeplatz angelegt. Die Mitglieder des Vereins beaufsichtigten die Kinder, die hier für 5 Pfennig Eintritt baden konnten.
Zu Beginn der 1930er Jahre gründete sich in Hofheim ein Verein „Luft- und Schwimmbad Hofheim“. Unter der Leitung von Dr. Oswald und des freiwilligen Arbeitsdienstes wurden im Lorsbachtal zwischen der Bahnlinie und der Lorsbacher Straße ein Freischwimmbad gebaut. Es bestand aus einem betonierten Becken und war für Schwimmer und Nichtschwimmer, das durch ein Holzgitter abgeteilt war. Für die Besucher waren ein Sprungbrett, Umkleidekabinen und Fahrradständer vorhanden. An der Lorsbacher Straße stand das Kassenhäuschen. Schwimmlehrer war Herr Tempel, der von Bademeister Andreas Kaus unterstützt wurde. Das Schwimmbad hatte eine gute Wasserqualität, es wurde mit sauberem Quellwasser aus dem Floßwald versorgt. Der einzige Nachteil des Luft- und Schwimmbades war der Talzug des Lorsbachtales. Die Winde wurden zwar durch das sogenannte „Zigeunerwäldchen“ etwas abgehalten, aber wenn es Abend wurde, war die Sonne frühzeitig verschwunden und die Kühle des Talzuges machte sich bemerkbar.
Im Winter diente das zugefrorene Schwimmbad den Schlittschuhläufern als Eisbahn.
Am 12. April 1933 kurz nach der Einweihung des Luft- und Freibades schrieb die Hofheimer Zeitung: „Der Verein Luft- und Schwimmbad Hofheim hat besonderes Interesse daran, dahin aufzuklären, dass die Mitgliedskarte (Rm 10,--) selbstverständlich den Inhaber berechtigt, die Einrichtungen des Vereins (Luftbad, Schwimmbad, Eisbahn usw.) für das ganze Jahr – vom 1. April bis 31. März – zu benutzen. Mitglieder können nur Volljährige werden. Wer nicht Mitglied werden kann oder will, löst die Benutzungskarte: über 18 Jahre mit Rm 5,--, unter 18 Jahre mit Rm 2,50.“
Im 2. Weltkrieg wurde der Badebetrieb eingestellt. Das Wasserbecken und die Anlagen verfielen und wurden nicht mehr instandgesetzt. Was blieb, war ein Stück Erinnerung an ein Freizeitvergnügen der Dreißiger Jahre.
Das Kassenhäuschen wurde nach dem 2. Weltkrieg für Wohnzwecke ausgebaut. Heute erinnert nichts mehr an diese Freizeitanlage.
Quellen:
- Das alte Schwimmbad – aus Hofheims Geschichte von Günter Rühl
- Stadtarchiv Hofheim (Sammlung Engelhard)
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)