Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A4)
Ehemaliges Kurhaus
Kurhausstraße 33
1861 wurde von einem Konsortium Hofheimer, Lorsbacher und Krifteler Honoratioren eine „Kaltwasserheilanstalt“ oberhalb der Kargeswiesen, die den Schwarzbach säumen, auf einem rund 11.000 Quadratmeter großen Gelände gegründet und ein erstes Gebäude errichtet. Der dazugehörige Park wurde nach Plänen des herzoglich-nassauischen Gartenbaudirektors Karl Friedrich Thelemann (1811-1889) gestaltet. Ab 1872 trug die Kaltwasserheilanstalt unter der Leitung der Ärzte Dr. Ripps und Dr. Grandhomme den stolzen Namen „Kurhaus“. Neben dem Heilbetrieb nebst Restauration wurde Mineralwasser vertrieben. In Zeitungen wurde für das Kurhaus z.B. im Karlsruher Tageblatt 1877 mit "Bad Hofheim am Taunus" geworben.
Das Kurhaus zählte zu ersten drei Häusern an der nach ihm benannten Straße am unteren Kapellenberg. Es soll über „gediegenen Komfort“ und „elegante Bäder“ verfügt haben. Die Jugendstil-Elemente waren zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden.
Nach mehrmaligem Besitzerwechsel (u.a. Dr. Carl Cramer und Consorten, Dr. Ripps, Dr. Grandhomme und Dr. Fenner) wurde das Kurhaus 1896 von Dr. Fenner an den Sanitätsrat Dr. Max Schulze-Kahleyß (1867-1951) verkauft. Daraufhin wurde das Kurhaus zur Nervenheilanstalt auf klinischer Basis umgebaut. Zur Behandlung und Erholung kamen vor allem Großstädter, „deren Nerven in der Großstadtluft erschöpft sind“. Er errichtete 1902 auf dem Anwesen zusätzlich ein Badehaus und 1904 den „Jugendstil-Neubau“. Damit konnte das Haus um 40 Betten erweitert werden. Er unterhielt aber auch gleichzeitig eine Praxis zur medizinischen Behandlung der Hofheimer Bevölkerung, war für die medizinische Betreuung des Kinderheimes Georgi zuständig, war Mitbegründer und leitender Arzt der Sanitätskolonne Hofheim und lange Zeit Stadtverordneter sowie Vorstandsmitglied des Taunusklub-Verschönerungsvereins. Das Kurhaus erlebte unter seiner Leitung als Sanatorium für Nervenkranke einen großen Aufschwung. Vor dem Ersten Weltkrieg erholten sich dort nicht nur Deutsche, sondern auch Patienten aus dem europäischen Ausland, Belgier, Franzosen, Holländer. Angeblich haben sich hier auch Mitglieder des russischen Hochadels mit Licht, sauerstoffreicher Luft, gutem Essen und erbaulicher Musik Gutes tun lassen.
Seine Tätigkeit wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch die Beschlagnahmung des Kurhauses durch die französische Besatzungsmacht über längere Zeit unterbrochen. Eine weitere Unterbrechung erfolgte durch die erneute Beschlagnahmung des Kurhauses von 1944 bis 1952. Während dieser Zeit stand es der Universitätsklinik Frankfurt am Main als Krankenhaus für infektionskranke Kinder zur Verfügung.
Ab 1952 wurde das Kurhaus von Obermedizinalrat Dr. Max Schulze-Kahleyß jun. (1897-1962) nach dem Tode seines Vaters weitergeführt. Während der Zeit Beschlagnahmung hatte das Kurhaus an der Bausubstanz und am Inventar große Schäden erlitten, so dass nach der Freigabe 1952 umfangreiche Umbauten und Modernisierungen durchgeführt werden mussten. Für die Belegung konnten mehrere Versicherungsanstalten gewonnen werden. Damit war der Fortbestand des Kurhauses gesichert und das Angebot an Betten konnte auf 100 erweitert werden.
Ab 1962 übernahm Josefine Schulze-Kahleyß (1907-1993) nach dem Tod ihres Mannes die Leitung des Kurhauses. 1964 wurde es um ein Personalhaus erweitert. Die ärztliche Leitung übergab sie an Dr. med. Helmut Luft, baute 1966 auf dem Gelände noch einmal ein neues Badehaus und verpachtete das Anwesen 1972 an Dr. Luft, das dieser später auch erwarb und bis 2000 praktizierte.
Der Main-Taunus-Kreis kaufte die Klinik 1996 von Dr. Helmut Luft. Es entstand die „Fachklinik Hofheim GmbH“, eine Rehabilitationsklinik für neurologische, psychiatrische, psychosomatische sowie rheumatologische und gastroenterologische Erkrankungen. Im Jahre 2016 erfolgte die Eingliederung dieser Einheit in das neu erbaute Hofheimer Kreiskrankenhaus in der Lindenstraße.
Zwischenzeitlich wurde das Kurhaus für verschiedene medizinische Aufgaben in Teilen genutzt.
Derzeit gibt es verschiedene Gedanken zur künftigen Nutzung dieses Anwesens.