Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A4)


Ehemaliges Kurhaus

Kurhausstraße 33

Altes (im Vordergrund) und neues Kurhaus, nach 1910 - Foto: Stadtarchiv Hofheim






1861 wurde von einem Konsortium Hofheimer, Lorsbacher und Krifteler Honoratioren eine „Kaltwasserheilanstalt“ oberhalb der Kargeswiesen, die den Schwarzbach säumen, auf einem rund 11.000 Quadratmeter großen Gelände gegründet und ein erstes Gebäude errichtet. Der dazugehörige Park wurde nach Plänen des herzoglich-nassauischen Gartenbaudirektors Karl Friedrich Thelemann (1811-1889) gestaltet. Ab 1872 trug die Kaltwasserheilanstalt unter der Leitung der Ärzte Dr. Ripps und Dr. Grandhomme den stolzen Namen „Kurhaus“. Neben dem Heilbetrieb nebst Restauration wurde Mineralwasser vertrieben. In Zeitungen wurde für das Kurhaus z.B. im Karlsruher Tageblatt 1877 mit "Bad Hofheim am Taunus" geworben.

Kurhaus 1863, im Hintergrund sieht man den "Schützenhof" an der Vincenzstraße - Fotograf unbekannt - Stadtarchiv Hofheim
Anzeige aus dem Karlsruher Tageblatt vom 29. April 1877 - Foto: Deutsches Zeitungsportal


Das Kurhaus zählte zu ersten drei Häusern an der nach ihm benannten Straße am unteren Kapellenberg. Es soll über „gediegenen Komfort“ und „elegante Bäder“ verfügt haben. Die Jugendstil-Elemente waren zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden.

Kurhaus und Park, nach 1900 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

Nach mehrmaligem Besitzerwechsel (u.a. Dr. Carl Cramer und Consorten, Dr. Ripps, Dr. Grandhomme und Dr. Fenner) wurde das Kurhaus 1896 von Dr. Fenner an den Sanitätsrat Dr. Max Schulze-Kahleyß (1867-1951) verkauft. Daraufhin wurde das Kurhaus zur Nervenheilanstalt auf klinischer Basis umgebaut. Zur Behandlung und Erholung kamen vor allem Großstädter, „deren Nerven in der Großstadtluft erschöpft sind“. Er errichtete 1902 auf dem Anwesen zusätzlich ein Badehaus und 1904 den „Jugendstil-Neubau“. Damit konnte das Haus um 40 Betten erweitert werden. Er unterhielt aber auch gleichzeitig eine Praxis zur medizinischen Behandlung der Hofheimer Bevölkerung, war für die medizinische Betreuung des Kinderheimes Georgi zuständig, war Mitbegründer und leitender Arzt der Sanitätskolonne Hofheim und lange Zeit Stadtverordneter sowie Vorstandsmitglied des Taunusklub-Verschönerungsvereins. Das Kurhaus erlebte unter seiner Leitung als Sanatorium für Nervenkranke einen großen Aufschwung. Vor dem Ersten Weltkrieg erholten sich dort nicht nur Deutsche, sondern auch Patienten aus dem europäischen Ausland, Belgier, Franzosen, Holländer. Angeblich haben sich hier auch Mitglieder des russischen Hochadels mit Licht, sauerstoffreicher Luft, gutem Essen und erbaulicher Musik Gutes tun lassen.

Seine Tätigkeit wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch die Beschlagnahmung des Kurhauses durch die französische Besatzungsmacht über längere Zeit unterbrochen. Eine weitere Unterbrechung erfolgte durch die erneute Beschlagnahmung des Kurhauses von 1944 bis 1952. Während dieser Zeit stand es der Universitätsklinik Frankfurt am Main als Krankenhaus für infektionskranke Kinder zur Verfügung.

Kurhaus, 1930 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

Ab 1952 wurde das Kurhaus von Obermedizinalrat Dr. Max Schulze-Kahleyß jun. (1897-1962) nach dem Tode seines Vaters weitergeführt. Während der Zeit Beschlagnahmung  hatte das Kurhaus an der Bausubstanz und am Inventar große Schäden erlitten, so dass nach der Freigabe 1952 umfangreiche Umbauten und Modernisierungen durchgeführt werden mussten. Für die Belegung konnten mehrere Versicherungsanstalten gewonnen werden. Damit war der Fortbestand des Kurhauses gesichert und das Angebot an Betten konnte auf 100 erweitert werden.

Kurhaus - Fotograf: A. Potempa, um 1950 - Stadtarchiv Hofheim


Ab 1962 übernahm Josefine Schulze-Kahleyß (1907-1993) nach dem Tod ihres Mannes die Leitung des Kurhauses. 1964 wurde es um ein Personalhaus erweitert. Die ärztliche Leitung übergab sie an Dr. med. Helmut Luft, baute 1966 auf dem Gelände noch einmal ein neues Badehaus und verpachtete das Anwesen 1972 an Dr. Luft, das dieser später auch erwarb und  bis 2000 praktizierte.

Der Main-Taunus-Kreis kaufte die Klinik 1996 von Dr. Helmut Luft. Es entstand die „Fachklinik Hofheim GmbH“, eine Rehabilitationsklinik für neurologische, psychiatrische, psychosomatische sowie rheumatologische und gastroenterologische Erkrankungen. Im Jahre 2016 erfolgte die Eingliederung dieser Einheit in das neu erbaute Hofheimer Kreiskrankenhaus in der Lindenstraße.

Zwischenzeitlich wurde das Kurhaus für verschiedene medizinische Aufgaben in Teilen genutzt.

Derzeit gibt es verschiedene Gedanken zur künftigen Nutzung dieses Anwesens.


 

Quellen:
Ingeborg Haase, Das Hofheimer Kurhaus und der Hof Hausen vor der Höhe, aus: Zwischen Main und Taunus – MTK-Jahrbuch 2011, 19. Jahrgang, Seiten 78 bis 79
Heinz Till, Hofheimer Biografien, Stadtmuseum Hofheim, Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte 15, 2008, Seiten 58 bis 59, 173 bis 175
Petra Hoffmann, Arbeit war das ganze Leben – Hofheimer Arbeitswelt im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert, Stadtmuseum Hofheim, Hofheimer Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte 5, Seite 12
Petra Hoffmann, Raus aufs Land – Rein in die Stadt, Stadtmuseum Hofheim, Hofheimer Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte 7, Seite 17
Scan der Anzeige: Karlsruher Tageblatt vom 29.04.1877 - Deutsches Zeitungsarchiv

 

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)


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