Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A5)
"Blaues Haus"
Kapellenstraße 11
Dieses beeindruckende, denkmalgeschützte Gebäude in der Kapellenstraße (früher Nr. 3) ist als „Blaues Haus“* in die Hofheimer Geschichte eingegangen. Seinen Namen verdankt es dem von Hanna Bekker 1924 veranlassten Anstrich in den Farben BLAU und OCKER-GELB.
Das von Laura Brüning 1881 erbaute, ursprüngliche Sommerhaus erbte ihr Neffe, Dr. Albert Blank, ein Enkel von Dr. Adolph von Brüning**. 1920 mieteten Paul und Hanna Bekker geb. vom Rath, Enkelin von Friedrich Wilhelm Meister**, als jung vermähltes Paar zunächst einige Zimmer, bevor sie im Folgejahr das Haus von ihm kauften. Der westliche Anbau von 1928 mit den hohen Nordfenstern im Obergeschoss bot Platz für Hanna Bekkers Atelier.
Die Bedeutung dieses Hauses als Refugium für im ‚3. Reich‘ verfemte Malerinnen und Maler, Freunde und Gäste der Malerin, Sammlerin, Mäzenin und späteren Galeristin Hanna Bekker vom Rath (HBvR) geht aus zahlreichen Ausstellungen, Katalogen und Berichten hervor. Alexej v. Jawlensky, Ida Kerkovius, Ludwig und Else Meidner, Karl Schmidt-Rottluff und Ernst W. Nay, um nur einige zu nennen, hielten die malerischen Motive des Hauses, des großen Gartens und der näheren Umgebung fest.
Nach 1945 entwickelte sich das ‚Blaue Haus‘ von HBvR bis Ende der 1970er Jahre zum Treffpunkt internationaler Künstler und Sammler. Mit Musikern, Schriftstellern und Theaterleuten wurden öffentlich zugängliche Hauskonzerte und Zimmertheater aufgeführt. Mitte der 1950er Jahre wurde der Anbau links (von der Straße aus gesehen) angefügt.
Das ‚Blaue Haus‘, vor allem das ‚Rote‘ und das ‚Blaue‘ Zimmer‚ beherbergte eine der bedeutendsten Privatsammlungen des deutschen Expressionismus. Nach 1989 wurde das Haus von neuen Besitzern im Inneren umgestaltet. Es ist nur von außen zu besichtigen.
* | Aus dem Brief von Ida Kerkovius im Mai 1925 an HBvR : „…grüßen Sie mir ihr ganzes liebes blaue Haus…“ |
** | Friedrich Wilhelm Meister war 1863 einer der Gründer, Dr. Adolf Brüning seit 1864 ebenfalls Teilhaber der ab 1865 als Farbwerke Meister, Lucius & Brüning bekannten Firma in Höchst am Main. |
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Günter Loos)