Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A6)


Ehemaliges „St. Marien-Krankenhaus“

 

Lindenstraße

Klinik des Main-Taunus-Kreises Hofheim - Foto: Heiko Schmitt

 

Prälat Friedrich Buus (1859-1925) - Foto: Stadtarchiv Hofheim

Mit dem Bau des „Marienheimes“, wie das Hofheimer Krankenhaus am Fuße des Kapellenberges früher hieß, wurde am 19. März 1904 begonnen und bereits am 2. Juli 1905 wurde es eingeweiht. Bauherr des Hauses war die katholische Gemeinde St. Peter und Paul. Die Baukosten betrugen ohne Grundstücks- und Einrichtungskosten ca. 66.000 Mark. Die Finanzierung dieses Betrages ist noch weitgehend ungeklärt. Vermutlich stammten die Mittel zum größten Teil aus dem Privatvermögen von Prälat Buus, dem damaligen katholischen Pfarrer von Hofheim, oder aus ihm persönlich vermachten Erbschaften. Dafür spricht, dass der 1923 mit der Stadt Hofheim abgeschlossene Schenkungsvertrag über das Marienheim nicht die katholische Kirchengemeinde als Schenkende nennt, sondern „Pfarrer und Dekan Prälat Buus als Alleineigentümer.“

Der Bau war „für die Schwestern der Stadt zur Pflege von Kranken und Erholungsbedürftigen in und außer Haus“ bestimmt. Es war zunächst mehr ein Pflegeheim als ein Krankenhaus. Die Funktionsräume für einen Krankenhausbetrieb, wie Operationssaal und Entbindungszimmer, wurden erst 1930 geschaffen. Die sogenannten „Schwestern der Stadt“ gehörten zum katholischen Orden der „Armen Dienstmägde Jesu Christi“. Wegen ihrer Herkunft, das Mutterhaus befand sich in Dernbach im Westerwald, wurden sie auch „Dernbacher Schwestern“ genannt. Sie hatten schon 1895 die Trägerschaft des Vincenzhauses in Hofheim übernommen. 1895 richteten sie die erste ambulante Krankenstation in Hofheim ein. Mit dem Marienheim konnte Prälat Buus ihr Tätigkeitsfeld in Hofheim wesentlich erweitern.

Marienheim, um 1910 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

Das Marienheim muss schon bald großen Zuspruch gefunden haben, denn fünf Jahre nach der Einweihung wurde im Jahr 1910 an der Ostseite des Gebäudes eine erste Ergänzung und Erweiterung des Hauses ausgeführt. Vermutlich entstand damals auch die Kapelle des Hauses und der Glockenturm, der auf den ersten erhalten gebliebenen Fotos des Marienheimes noch nicht zu sehen ist, aber später dem Haus ein markanteres Aussehen gab (siehe obiges Bild, rechts).

Im 1. Weltkrieg kam es zur ersten Nutzungsänderung des Hauses. Von 1915 bis 1918 wurde ein Kriegslazarett mit etwa 100 Betten zur Pflege von kranken und leicht verwundeten Soldaten eingerichtet. Die wirtschaftliche Not als Folge des Weltkrieges und die rasante Geldentwertung führten dazu, dass Prälat Buus 1923 entschied, die Weiterführung des Hauses an die Stadt Hofheim abzugeben. In dem Vertrag verpflichtete sich die Stadt, das Marienheim zu einem modernen Krankenhaus auszubauen. Auch der Name des Hauses wurde im Vertrag festgelegt: „Städtisches St. Marien Kranken- & Pflegehaus (Prälat Friedrich Buus’sche Stiftung)“.

1930 erfolgte der Anbau eines Flügels am Ostteil des Hauses. Hier wurden ein Operationssaal, ein Entbindungszimmer sowie Funktionsräume wie Röntgen- und Laborraum geschaffen. Das Haus hatte jetzt 50 Krankenhausbetten. Das Marienheim hieß von da an St. Marienkrankenhaus. Chefarzt war Dr. Bernward Talleur. Ende 1945 wurde eine Innere Abteilung unter der Leitung von Dr. med. Walther Kunz eingerichtet. 1952 beendeten die Dernbacher Schwestern wegen Nachwuchsmangels ihre Tätigkeit im Marienheim. Nachfolgend übernahm der Orden der Grauen Schwestern die Trägerschaft des Krankenhauses. 1956 erfolgte der Anbau eines Bettenhauses. Die Kapazität des Krankenhauses stieg damit auf 170 Betten. 1957 wurde eine Hals-Nasen-Ohren-Abteilung eingerichtet. 1959 folgte, um dem Mangel an Pflegepersonal vorzubeugen, die Einweihung eines Personalwohnhauses mit Schwesternschule. 1960/61 wurde der Altbau grundlegend umgebaut. Die Unterbringung der Ordensschwestern wurde verbessert und die Zahl der Krankenbetten erhöhte sich auf 200. 1964 ging das Marienkrankenhaus entsprechend einem Vertrag kostenlos in den Besitz der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur Heiligen Elisabeth in Reinbek über, allerdings mit dem Vorbehalt, dass die Stadt wieder Eigentümer wird, wenn die Trägerschaft für das Krankenhaus gekündigt wird.

Anfang der 1970er Jahre wurde ein erneuter Wechsel der Trägerschaft des Krankenhauses eingeleitet. Die Ordensleitung der Grauen Schwestern kündigte wegen Nachwuchsmangel zum 31.12.1973 die Trägerschaft. Aus finanziellen Gründen sah sich die Stadt Hofheim außerstande, das Krankenhaus wieder selbst zu übernehmen und verhandelte mit dem Main-Taunus-Kreis, dass dieser es ab 01.01.1974 übernahm. Die beiden Krankenhäuser in Bad Soden und Hofheim wurden zu einer Verwaltungs- und Wirtschaftseinheit zusammengefasst. Das frühere Marienheim hieß von da an Kreiskrankenhaus Hofheim.

1974 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs ein Personalwohngebäude eingeweiht. In den Folgejahren wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und organisatorische Maßnahmen durchgeführt. Diese führten u.a. dazu, dass am 31.03. 1984, 54 Jahre nach der ersten Geburt im St. Marienkrankenhaus, im Hofheimer Kreißsaal das letzte Baby geboren wurde. Die Neustrukturierung der Kliniken des Main-Taunus-Kreises setzte sich fort. 1989 wurde der Neubau eines Funktionstraktes an der Nordseite mit vier Operationssälen in Betrieb genommen. Auch in den Folgejahren war der Betrieb durch häufige Umstrukturierungen und Anpassungen geprägt.

Zu Beginn der 2010er Jahre wurde der Beschluss gefasst, das Krankenhaus komplett abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Dies erfolgte bei laufendem Betrieb des Hauses. Der 1. Bauabschnitt wurde 2014 fertiggestellt, der 2. Bauabschnitt war im Oktober 2016 abgeschlossen. Zur Erinnerung an das ursprüngliche Marienheim oder St. Marienkrankenhaus wurde die Marienstatue, die bis zum Abriss des Altbaus die südliche Ecke der Außenfassade geschmückt hatte, in der Kapelle des Neubaus aufgestellt.

Das neue Hofheimer Krankenhaus bietet jetzt Platz für 173 stationäre Patienten. Das heutige Krankenhaus gehört zu einem Verbund mit den Krankenhäusern in Bad Soden und Frankfurt am Main-Höchst und firmiert unter dem Namen Varisano - Kliniken Frankfurt-Main-Taunus. In Hofheim werden die Fachabteilungen Geriatrie, Pneumologie, Psychiatrie/Psychosomatik, interdisziplinäre Schmerzklinik, interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin und Stroke Unit/Schlaganfallabteilung angeboten.

Die über einhundertjährige Geschichte des Hofheimer Krankenhauses wurde in den ersten siebzig Jahren durch eine christliche Fürsorge geprägt, während die letzten knapp 50 Jahre politisch geprägt und unter ständigem finanziellen Druck standen und wohl auch weiter stehen werden.


Weitergehende Informationen finden Sie in dem Beitrag "100 Jahre Hofheimer Krankenhaus" von 
Dieter Reuschling

 

  

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim (Dieter Reuschling, Wilfried Wohmann)
Quelle: Dieter Reuschling, 100 Jahre Hofheimer Krankenhaus, aus: Zwischen Main und Taunus – Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises, 2006, 14. Jahrgang, Seite 65-70
 


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