Hofheimer Personen |
Walther Eisenberger
Keller und Amtmann von Hofheim
* 1455 in Ortenberg (Wetterau)
+ um 1512/13
Walther Eisenberger war Mitglied einer bedeutenden Beamtenfamilie der deutschen Renaissance. Einer der Nachfahren in der Sippe Eisenberger, sein Großneffe Philipp Eisenberger d. J. (1548-1607) verfasste „Die Chronik Eisenberger“, eine einzigartige Quelle der Regionalgeschichte, in der die Geschichte dieser Beamtenfamilie in Wort und Bild über anderthalb Jahrhunderte dargestellt wird. Diese Chronik wurde von Hartmut Bock hervorragend editiert und kommentiert und liefert auch einen aus dieser Zeit sehr seltenen Lebenslauf des Hofheimer Amtmanns.
Walther Eisenberger wurde 1455 im Amtshaus Ortenberg (Wetterau) geboren, studierte an der Universität Erfurt und war in verschiedenen Funktionen für seine Eppsteiner Landesherren tätig, bevor er 1486 als Nachfolger von Johannes Bender Keller des Amtes Hofheim wurde. Bemerkenswert ist, dass von der Amtsübergabe noch das Protokoll existiert, in dem alle Gegenstände beschrieben sind, die Eisenberger von seinem Vorgänger übernahm. Es war offensichtlich der Hausrat, der zu den Amtsräumen des Wasserschlosses gehörte. Außerdem waren es die Waffen, die vorgehalten wurden, z. B. fünf Hakenbüchsen und drei Armbrüste. Die Gegenstände wurden in dem Protokoll den einzelnen Räumen zugeordnet. Daraus geht hervor, dass im Wasserschloss je ein Raum für den Landesherrn („meyn juncker“) und seine Frau reserviert waren.
Zwei Jahre nach der Amtsübernahme als Keller in Hofheim, also ab 1488 erscheint Walther Eisenberger in Urkunden und Akten als Amtmann des Amtes Hofheim. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt; es liegt wahrscheinlich um 1512 oder 1513. Walther Eisenberger war also etwa 26 Jahre in seinem Amtssitz tätig, damals dem Hofheimer Wasserschloss.
In der Chronik Eisenberger ist ein Abbild seiner Person überliefert, das einzige bekannte Bild eines Hofheimer Amtmanns. Es zeigt ihn, nach damaliger Sitte in Ritterrüstung, mit seiner ersten Frau Joanna Gräfin von Toury, die er 1482 heiratete. Neben ihm steht seine zweite Frau Else Siegwein aus einer der einfacheren Linien des Frankfurter Patriziats, die er nach dem Tod der ersten Frau 1492 heiratete. Die Heirat soll in Hofheim stattgefunden haben.
Durch die Heirat mit Else Siegwein wurde Walther Eisenberger Mitglied der vornehmsten Frankfurter Patriziergesellschaft Alten Limpurg. Neben seinen Pflichten als Amtmann führte er auch viele übergeordnete Aufgaben für seine Landesherren aus. Der junge, ab 1505 regierende Eberhard IV. von Eppstein setzte ihn als wichtigsten Ratgeber und Vertreter ein. So erscheint sein Name auch in den Frankfurter Bürgermeisterbüchern und im Hofheimer Gerichtsbuch. 1506 soll ihm der kurmainzische „Rodhof“ (rotes Haus) am Stephansberg vom Kurfürsten Jakob von Liebenstein mit der Zustimmung Eberhard IV. von Eppstein als Mannlehen übertragen worden sein.
Walther Eisenberger hat sich selbst in Hofheim ein bleibendes Denkmal geschaffen: Er stiftete für die Pfarrkirche „St. Peter und Paul“ ein „Chörlein“, das heute noch besteht und im Anschluss an den alten gotischen Chor als „Alte Sakristei“ genutzt wird. Mit dieser Stiftung wollte er sicher seine Bedeutung unterstreichen und an die Tradition seiner Herrschaft anknüpfen. Der gotische Chor der Kirche wurde von Philipp von Eppstein und seiner Frau Loys von der Mark gestiftet, deren Köpfe vermutlich zwei Konsolsteine der Gewölberippen zieren. Nach der „Chronik Eisenberger“ waren die Köpfe Walther Eisenbergers und seiner Frau in ähnlicher Form auch im „Chörlein“ angebracht, wurden aber später abgeschlagen. Die Chronik berichtet auch, dass Walther Eisenberger und seine beiden Ehefrauen in der Pfarrkirche „St. Peter und Paul“ begraben sein sollen. Ihre Gräber sind aber heute nicht mehr bekannt.
Quellen:
Bock, Hartmut: Die Chronik Eisenberger. Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main, Band 22, Frankfurt a. M., 2001.
Bock, Hartmut: Der Hofheimer Amtmann Walther Eisenberger (1455 – 1512/13) und seine Familie. Zwischen Main und Taunus. Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises 2003, S. 97 – 101, Hofheim, 2002.
Reuschling, Dieter: Geschichte des Amtes und der Kellerei Hofheim : Geschichte des Kellereigebäudes. Hofheim am Taunus, Stadtmuseum/Stadtarchiv, 2011.
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Dieter Reuschling)
Foto: Bock, Hartmut - Die Chronik Eisenberger