Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


 

Erinnerungen werden wach - Rundgang über den oberen Teil des Waldfriedhofes am 26. Mai 2024


 

Waldfriedhof Hofheim - Foto HAH
Im Rahmen der Veranstaltungen zum 50-jährigen Jubiläum der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt hatte der Historische Arbeitskreis Hofheim eine Begehung des oberen Teiles des Waldfriedhofes angeboten. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Grabsteine sind Zeugnisse unserer Kultur – Grabsteine erzählen – Erinnerungen werden wach“.

Die Organisation der Begehung und die Führung erfolgten durch Wilfried Wohmann und Andrea Ohlenschläger. Erstmals gab es die Begehung des oberen Teiles des Waldfriedhofes. Die Nachfrage nach dieser Führung war sehr groß, so trafen sich insgesamt 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu diesem Rundgang.

Geschichte der Hofheimer Friedhöfe
Die Teilnehmer erfuhren etwas über die Geschichte der Hofheimer Friedhöfe. Der erste Friedhof, der so genannte Kirchhof, befand sich an der katholischen Kirche St. Peter und Paul. Dort wurde bis 1815 bestattet. Der zweite Hofheimer Friedhof lag neben dem früheren Marienheim, heute Varisano-Klinik, an der Friedensstraße. Von 1815 bis 1925 fanden dort Beisetzungen von ca. 3.000 Hofheimer und Hofheimerinnen statt. Seit 1920 finden die Beisetzungen auf dem Waldfriedhof statt. Die Friedhofsfläche wurde zweimal erweitert, erstmals 1948 und zuletzt 1967 auf die heutigen Ausmaße.

Kulturraum Friedhof
Dabei geht es auch um den vielfältigen gesellschaftlichen Wert des sich beständig wandelnden Kulturraums Friedhof – in historischer, kultureller, ökologischer und sozialer Hinsicht gleichermaßen. Denn Friedhöfe sind neben ihrer Funktion als Trauer- und Erinnerungsort zugleich Geschichtsbuch, grüne Oasen und gelebte Nachhaltigkeit, Räume der kulturellen Begegnung, des sozialen Miteinanders und der Verständigung, die zur Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens einladen. Auch in Hofheim herrscht an dieser Stelle noch Nachholbedarf, um den Kulturraum Friedhof mit Leben zu füllen, Beispiele wären Kaffee-Treff, Konzerte oder Lesungen, Skulpturenpark.

Die Teilnehmer an der Führung - Foto: Ralf Weber


Rundgang zu den Gräbern Hofheimer Persönlichkeiten

Neben dem allgemeinen Überblick erfolgte der Rundgang zu etwa dreißig Gräbern von vielen bekannten Hofheimer Persönlichkeiten. Der Historische Arbeitskreis will mit seinen Führungen die Erinnerungen an diese wach halten. Der Rundgang begann am oberen Eingang des Waldfriedhofes.

Mediziner
Der Weg führte u.a. zu den Gräbern ehemaliger Hofheimer Mediziner. Vertreten waren die Zahnärzte Daemisch und Dr. Dietze, die Allgemeinmediziner Dr. Ludwig, Dr. Braune und Dr. Dieffenbach. Ludwig betrieb seine Arztpraxis im Ärztehaus in der Wilhelmstraße. Braune hatte seine Praxis in der Breckenheimer Straße, seine Eltern besaßen das Kaufhaus Braune auf der unteren Hauptstraße, dem ein oder anderen ist dies noch bekannt. Dieffenbach hatte seine Praxis in der Breckenheimer Straße/Ecke Rheingaustraße, man kann sagen, er war für die damalige Zeit ein Landarzt, denn er hatte auch Marxheim, Langenhain und Lorsbach zu betreuen.

Die Apothekerin Karin Sagadin gründete die Schwanen-Apotheke an der Alten Bleiche.

„Alte Hofheimer“
Hierzu zählen Josef und Antonie Krupp geb. Landler. Josef war Mitbegründer des Hofheimer Salonorchesters, dem späteren Orchesterverein 1919 und spielte bis ins hohe Alter dort. Antonie war in jungen Jahren „das Fräulein vom Amt“ bei der Hofheimer Post. Sie sind die Eltern des bekannten Hofheimer Malers, Pianisten, Komponisten und Galeristen Hermann Krupp (1926-2019).

Der Name Benner erinnert uns an Schuhwaren, die Familie und ihre Vorfahren Henrich und Stippler betreiben das Geschäft in 5. Generation.

Anton Faust kann man in diese Rubrik der „alten Hofheimer“, aber auch als Künstler einordnen. Sein Leben lang beschäftigte er sich mit der Malerei, er malte gegenständlich, wandte sich früh der Landschaftsmalerei zu, es entstanden aber auch z.B. viele Hofheimer Altstadtmotive. Er war auch einer der Künstler, die das Weinetikett für den städtischen Wein in Diedenbergen gestaltete.

Auch wenn er erst seit nach dem 2. Weltkrieg in Hofheim lebte war Pasquale Civerra, von Beruf Bäcker- und Konditormeister, zu den Hofheimern zu zählen. Er sprach von sich, dass er wohl einer der ersten „Gastarbeiter“ in Hofheim war und hier bei Josef Kilian Pabst sein Handwerk erlernte und dessen Tochter heiratete und den Betrieb des Café Pabst übernahm.

Werner Kyritz war Gastwirt und Hotelier, lange Jahre betrieb er die Gaststätte „Wilhelmshöhe“ in der Langgasse/Ecke Oskar-Meyrer-Straße. In den 1970er Jahren erfolgte der Neubau des Hotels und Restaurants „Dreispitz“.

Forscher und Erfinder, Fabrikanten
Hier ist zu nennen der Chemiker, Forscher und Erfinder der bekannten Produkte Mowicoll (Ponal®) und UHU®: Dr. Werner Starck.  Prof. Dr. Otto Horn war Chemiker und Mitglied der Forschungsleitung der ehemaligen Farbwerke Höchst. Alfred Kochendörfer war Teilhaber und Unternehmensführer der bekannten Firma Kochendörfer & Kiep in Kriftel.

Dr. Karl Horst war Naturwissenschaftler, Erfinder und Kommunalpolitiker. Er gehörte nach dem 2. Weltkrieg dem ersten hessischen Landtag, genannt „Verfassungsgebende Landesversammlung“, an und gehörte dem Magistrat von Hofheim und dem Kreistag an.

Prof. Dr. Karl-Heinz Wallhäußer war Mikrobiologe und war entscheidend an der Entwicklung der pharmazeutischen Qualitätssicherung und der Arzneimittelsicherheit in Deutschland beteiligt.

Albert Horn war Gründer der Glückwunschkarten-Fabrik Albert Horn Söhne in Hattersheim, die Eheleute haben die gemeinnützige „Eheleute Horn-Stiftung Hofheim-Kelkheim“ 2002 gegründet.

Das Grab der Familie Fritz erinnert daran, dass diese nach dem 2. Weltkrieg mit der Glasproduktion in Hofheim eine erfolgreiche Zeit hatten und damit vielen Fachleuten auf diesem Gebiet einen Arbeitsplatz boten.

Künstler
Prof. Alois Kottmann war als Violinist, Musikpädagoge, Mäzen und Hochschullehrer aktiv. Neben seiner Tätigkeit als aktiver Musiker, war er auch als Gründer von Konzertreihen bekannt.

Dokumentarfilmer
Razvan Georgescu war Kulturjournalist, Drehbuchautor und Filmemacher für Arte, ZDF und BBC. Er war bekannt für abendfüllende Dokumentarfilme wie „Lebens(W)ende“ oder „Ein Pass für Deutschland“. Er wurde nur 52 Jahre alt.

Kommunalpolitiker, Verwaltungsfachleute
Werner Emde war Stadtrat in Hofheim und Kreisbeigeordneter des Main-Taunus-Kreises.

Werner Schwichtenberg war zwanzig Jahre Bürgermeister von Hofheim. In seiner Zeit von 1953 bis 1973 wurden viele Weichen für die Weiterentwicklung der Stadt Hofheim gestellt.

Katharina Kemmler war 1919 die erste Stadtverordnete in Hofheim. An sie und ihren Mann erinnert heute nur ein Gedenkhinweis auf dem Grabstein der Tochter und des Schwiegersohnes. In ehrenamtlicher Arbeit wurde sie 1920 Leiterin der „Suppenküche für unterernährte Kinder“, die damals im Kellereigebäude eingerichtet wurde.

Dr. Dieter Reuschling, erst vor kurzem verstorben, war Bauingenieur, Informationstechniker, Kommunalpolitiker und exzellenter Erforscher der Hofheimer Historie. Seit seiner Pensionierung widmete er sich intensiver der Lokalgeschichte Hofheims und des Main-Taunus-Kreises und hat Bücher, Broschüren, Beiträge im Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises erstellt, Vorträge gehalten, bei der Beschilderung historischer Gebäude in Hofheim mitgearbeitet und Beiträge für die Website „Historisches Hofheim“ erstellt. Seine Ehefrau war Germanistin und über mehrere Wahlperioden Kreistagsabgeordnete.

Werner Bacher war Stadtbaumeister in Hofheim, er plante u.a. die Trauerhalle auf dem Waldfriedhof. Darüber hinaus war er bei der Karnevalgesellschaft aktiv.

Die Haindl’s
Dr. Erika Haindl, Kulturanthropologin, Frauenrechtlerin, Denkmalschützerin und Kommunalpolitikerin hat in ihrem langen Leben in Hofheim ein ungewöhnlich breites Spektrum an gesellschaftlichen, kulturellen und spirituellen Interessen entwickelt. Sie hat es aber auch durch ihre Überzeugungskraft und Beharrlichkeit verstanden, viele Menschen für ihre Ideen zu gewinnen und mit ihnen gemeinsam konkretes Handeln umzusetzen. Ihr Mann Hermann Haindl, Theatermaler und später freischaffender Künstler, ließ sich durch Reisen mit seiner Frau zu den Indianern Nordamerikas und nach Indien von den Religionen und Mythologien dieser Kulturen beeinflussen. Außerdem war er auch politisch engagiert und kämpfte für die Sanierung der historischen Hofheimer Altstadt, sanierte selbst zwei historische Gebäude.

Ehrenamt
Die Liste der Ehrenämter von Kurt Schöffel ist sehr lang. In der Nachkriegszeit war er für viele Hofheimer ein Helfer in schwierigen Zeiten. Seine Tätigkeitsliste ist lang: Vorsitzender des VdK Hofheim, Stadtverordneter, Mitglied der Sozialkommission, Vereinsringvorsitzender. Durch seine Initiative wurden zwischen 1952 und 1960 18 Häuser mit 36 Wohnungen für Kriegsbeschädigte gebaut.

Der Historische Arbeitskreis wird die nächste Friedhofsführung am „Tag des Friedhofs“ am Sonntag, 15. September 2024, um 14.00 Uhr, anbieten. Dann erfolgt eine Begehung des unteren Teiles des Waldfriedhofes. Bereits jetzt liegen schon viele Anmeldungen vor.


Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)


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