Historisches Hofheim am Taunus

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Hofheimer Personen

Karl Jakobi

"de bi" oder der "rasende Reporter"

* 6. September 1911 in Hofheim
+ 9. Februar 1977 in Hofheim



Karl Jakobi und "Lumpi" - Foto: Stadtarchiv Hofheim (Sammlung Karl Jakobi)

Karl („Karlo“) Jakobi kam 1911 als Sohn des Johann Joseph Jakobi und der Anna Maria geb. Dell zur Welt und ist in Hofheim in der Hauptstraße 64 - dem „langen Haus“ - groß geworden. In der rechten Hälfte des Hauses betrieb sein Vater eine Sattlerei und Polsterei. Nach der Schulzeit begann Karl Jakobi eine Verwaltungslehre im Hofheimer Rathaus, später arbeitete er bei der Stadtverwaltung in Kelkheim und der Kreisverwaltung in Höchst. 1946 heiratete er Anna, das „Annche“, geb. Dichmann (1908-1970), eine gelernte Schneiderin. Knapp 20 Jahre, bis 1970, arbeitete sie als Kassiererin und später als Geschäftsführerin des Capitol-Filmtheaters in der Lorsbacher Straße. 

In der Verwaltungsarbeit konnte Karl Jakobi keine Erfüllung seiner Interessen finden und beschäftigte sich zunehmend mit der Fotografie. Diese wurde seine große Leidenschaft. Ohne fotografische Ausbildung – als Autodidakt, aber mit dem Blick auf das Motiv – begann er ab ca. 1949 mit seiner Arbeit als Fotoreporter. Er benutzte mehrere Kameras gleichzeitig (Leica, Retina usw.) unterschiedlicher Qualität und Ausstattung.
In der Regel machte Jakobi – in der klassischen Vorgehensweise eines Fotoreporters – mehrere Aufnahmen ohne dabei groß auf Bildschärfe und Belichtung zu achten. Ihm war es wichtig den richtigen Moment zu treffen, um einen Gesamteindruck mit höchstmöglicher Aussagekraft zu erhalten. Die anschließende Entwicklung und Verarbeitung der Filme überließ er dem Fotografen Arthur Potempa in Hofheim und dessen Labor.
Karl Jakobi's Fortbewegungsmittel - Foto: Stadtarchiv Hofheim (Sammlung Karl Jakobi)


Beruflich immer unterwegs, hatte er einen großen Bekanntenkreis, war beliebt und aufgrund seiner imposanten Erscheinung nicht zu übersehen. Die einen Hofheimer bezeichneten ihn als Original, die anderen als Einzelgänger. Sein erstes Fortbewegungsmittel – und seine zweite große Leidenschaft – war sein Motorrad, eine 250er BMW. Nach einem Unfall musste er die Fahrzeugart wechseln und fuhr eine BMA-Isetta, diese war ihm sozusagen „auf den Leib geschnitten“.

 

Den Spitznamen des „rasenden Reporters“ hatte sich Karl Jakobi hart erarbeitet. Stets war er dort präsent, wo etwas passierte. Neben dem „rasenden Reporter“ war er auch „de Bi“, nach dem Namenskürzel für seine Zeitungsartikel (bi = abgeleitet von Jakobi) oder einfach nur der „Karlo“. Allerdings erreichte er mit den Zeitungsartikeln nicht die Erfolge, die ihm die Fotografie einbrachte.
Seine Bilder von mehr oder weniger spektakulären Ereignissen erschienen regelmäßig im Lokalteil der Neuen Presse und der Hofheimer Zeitung, aber das Spektrum seiner Ablichtungen war wesentlich breiter gestreut. In seinem Nachlass finden sich neben presserelevanten Motiven ebenso Bilder zu Firmen-, Vereins- und Familienfeiern, zu den regen Bautätigkeiten der Nachkriegsjahre in Hofheim und Umgebung, zu Sportveranstaltungen und vor allem ganz persönliche Schnappschüsse von den Menschen seines privaten Umfeldes. Seine „Annche“ und Foxterrier „Lumpi“ (von dem es im Laufe der Jahre drei gab) beanspruchten ihren Anteil an dem Fotomaterial.

Durch seine fotografische Tätigkeit schuf Karl Jakobi eine einmalige Dokumentation für die Nachwelt zu den „Wirtschaftswunderjahren“ in Hofheim. Bei zwei Ausstellungen im Stadtmuseum Hofheim konnte man 2011 und 2015 auf ausgewählten Aufnahmen noch einmal die längst vergangenen 1950er- und 1960er-Jahre sehen. Der Einfachheit des Lebens und der Anspruchslosigkeit der Menschen stehen die ersten „Luxusgüter“ gegenüber: Waschmaschinen, Kühlschränke, Autos – damals für die meisten noch unbezahlbar. Das Wohnumfeld bietet noch reichlich Platz, von Zersiedlung kann keine Rede sein und der Straßenverkehr ist sehr übersichtlich.

Mit seinem Tod 1977 geriet auch seine Arbeit in Vergessenheit. Nach der Haushaltsauflösung übergab seine Schwester Erna Finger dem Hofheimer Lokalhistoriker Günter Rühl einen Karton mit rund 12.000 Negativen. Dieser reichte sie wiederum 2007 an das Stadtarchiv weiter. Die Negative wurden zwischenzeitlich digitalisiert und inhaltlich bestimmt.

Eine kleine Auswahl seiner Fotos haben wir in unserer Fotogalerie 5 zusammengestellt (ab 19. Mai 2022 verfügbar).



Quelle: Stadtarchiv Hofheim am Taunus
Fotos: Stadtarchiv Hofheim am Taunus (Sammlung Karl Jakobi)

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim (Roswitha Schlecker, Wilfried Wohmann)


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