Hofheimer Wirtshäuser
Gasthaus "Landsberg",
früher "Zum Hirsch" bzw. "Zum goldenen Hirsch"
Lage: Hauptstraße 22.
Erbaut vermutlich im 16. Jahrhundert.
1648, kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges, soll es nach der lokalen Überlieferung in Hofheim in diesem Gasthaus zu einer Konferenz einiger Landesherren gekommen sein. Auch ging man davon aus, dass der "Landsberg" der älteste Gasthof in Hofheim sei. Für beides konnten bisher keine schriftlichen Nachweise gefunden werden.
Konzession (Schildrecht) wurde für das damalige Gasthaus "Zum Hirsch" seit 1724 vergeben.
Die Besitzer des Gasthauses
- 1724 bis 1730 Eberhard Steinbach (*1698, +1758), der Bruder des Löwenwirts Johannes Nikolaus Steinbach
- 1762 ging das Schildrecht an seine Tochter Elisabetha (*1734, +1808) über.
- 1763 wird ein Adam Ruppel (*1732, +1810) genannt.
- 1769 betrieb Johannes Peter Henrich (*1742, +1817) den "Hirsch", ihm folgte sein Sohn Wilhelm Henrich (*1785, +1870) bis 1870. Ab 1810 wurde der Name des Gasthauses in "Zum goldenen Hirsch" geändert.
- 1872 erwarb Georg Kyritz (*1847, +1902) den Gasthof "Zum Hirsch" und baute ein Brauhaus, neue Lagerkeller, einen Eiskeller und legte beidseitig am Ende der Kurhausstraße Hopfenäcker an. Er belieferte Hofheim sowie zehn weitere Orte in der Umgebung mit Bier.
- 1895 eröffnete Georg Kyritz das Gasthaus "Zum Hirsch" unter dem neuen Namen "Landsberg". In dem Anwesen "Landsberg" waren außer der Gastwirtschaft noch andere Betriebe vertreten: Brauerei, Kelterei, Bierniederlage, Natureis-Einlagerung und Verkauf, Beherbergung von Fremden und eine kleine Landwirtschaft mit Obstbau.
- 1897 musste die Brauerei wegen massiver Konkurrenz der Frankfurter Großbrauereien geschlossen werden.
- 1902 starb Georg Kyritz und sein Sohn Gustav (*1876, +1940) übernahm das Anwesen.
- 1940 starb Gustav Kyritz während eines Kuraufenthaltes in Bad Orb. Der Gasthof wurde geschlossen, bis 1950 war dort ein Sportgeschäft untergebracht.
- 1950 erfolgte die Wiedereröffnung des "Landsberg", Sohn Gustav Kyritz jun. (*1906, +1989) übernahm zwei Jahre nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft die Leitung der Gastwirtschaft. Er führte die Wirtschaft bis 1972 und verpachtete sie dann.
- Die letzten Pächter waren von 1985 bis 1995 die Eheleute Milka und Bernd Schmidt, die Anfang 1996 den Gasthof "Taunus" übernahmen.
Anschließend wurden die Räumlichkeiten im Erdgeschoss unterschiedlich genutzt.
Gustav Kyritz (jun.) hatte als Heimatforscher in Hofheim einen hohen Bekanntheitsgrad. Seine Aufzeichnungen zur Historie von Hofheim befinden sich im Stadtarchiv Hofheim.
Quellen:
Adressbücher Hofheim 1896 bis 1937 - Uni-Bibliothek Frankfurt am Main
Adressbücher Hofheim 1952 und 1958 - Hessische Landesbibliothek, Wiesbaden
Steuerlisten 1867, 1894, 1912 und 1919 - Stadtarchiv Hofheim
Volkszählungsunterlagen 1861 - Stadtarchiv Hofheim
Standesamtsnebenregister Standesamt Hofheim - Hessisches Personenstandsarchiv
Genealogische Daten Josef Nix, Hofheim
Genealogische Daten Wilfried Wohmann, Hofheim
Forschungen Dr. Dieter Reuschling im HHStAW zu Gaststätten in Hofheim
Hauptstraße Hofheim am Taunus - Eine Straße verändert ihr Gesicht, hrsg. Stadtmuseum/Stadtarchiv Hofheim von Roswitha Schlecker, 2019, Seite 73-75
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim (Wilfried Wohmann)