Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!

Hofheimer Wirtshäuser



Gasthaus "Zum Löwen"



Lage: Hauptstraße 35 / Ecke Pfarrgasse

Wiederaufbau 1740/41, Sanierung 2013 bis 2016

Gasthaus von 1690 bis ca. 1940

Gasthaus "Zum Löwen", vor 1910 - Foto: Stadtarchiv Hofheim am Taunus



Das Gasthaus „Zum Löwen‟ gehörte zu den ältesten Gasthäusern Hofheims, die eine Konzession (Schildrecht) erhalten hatten. Als erster Wirt mit einer Konzession wird 1696 Nikolaus Belz genannt.

Die Besitzer des Gasthauses und der Konzession:

  • 1690 bis 1707 Nikolaus Belz (*1657, +1732), gleichzeitig Müller auf der Untermühle und der unteren Atzmühle.
  • 1714 bis 1716 Johann Wendelin Schmidt(*1690, +1716) aus Bommersheim.
  • 1717 bis 1721 Anna Margaretha Schmidt, geb. Kamber (*1690, +1777), Witwe von Johann W. Schmidt.
  • 1720 heiratet Johannes Nikolaus Steinebach (*1695, +1783) die Witwe von Johann W. Schmidt. Er stammte aus Stierstadt und war Metzger von Beruf.

 

Die Initialien von Nikolaus Steinebach am Haus "Löwen" - Foto: Reiner Scholz


Kreuzigungsgruppe - gestiftet von Nikolaus Steinebach - heute auf dem Waldfriedhof - Foto: Wilfried Wohmann


  • 1722 bis ca. 1771 Johannes Nikolaus Steinebach. Überliefert, aber nicht belegt sind in seiner Zeit als Gastwirt der Neubau des Gasthauses 1724 und ein Brand 1740. Durch eine bauhistorische Untersuchung wurde nachgewiesen, dass die heutige Form des Gasthauses 1740/41 entstanden ist. Dass es ursprünglich zwei Gebäude waren, das Gasthaus an der Hauptstraße und ein Wohnhaus an der Pfarrgasse, lässt sich noch an den beiden erhaltenen früheren Kellern nachvollziehen. Der Bauherr Nikolaus Steinebach hat sich mit seinen Initialen NSB und dem Innungswappen der Metzger auf dem Türsturz über dem Eingang an der Hauptstraße verewigt. Er muss recht geschäftstüchtig gewesen sein. Er stiftete 1754 der katholischen Kirche St. Peter und Paul eine Kreuzigungsgruppe, die ursprünglich auf dem Kirchhof, dann auf dem alten Friedhof an der Friedensstraße stand und heute auf dem Waldfriedhof steht. Er war der Rechnungsführer bei den Baumaßnahmen der Kirche, u. a. beim Neubau des Kirchenschiffs 1753, und hatte deshalb auch den Titel Kirchenbaumeister.
  • ca. 1772 bis 1781 Nikolaus Belz (*1749, +1781), verheiratet mit Maria Theresia Henrich, Enkeltochter von Nikolaus Steinebach.
  • 1782 bis ca. 1811 Jakob Christoph Dreser (*1758, +1826), verheiratet mit Maria Theresia Belz, Witwe des Nikolaus Belz.
  • ab ca. 1812 Hermann Joseph Seelig (*1791, +1867) aus Hattersheim, verheiratet mit Anna Maria Josepha, geb. Dreser, Tochter von Jakob Christoph Dreser.
  • 1861 bis ca. 1870 sein Sohn Martin Seelig (*1826, +1882).
  • ca. 1870 bis 1874 Adam Welk (*1793, +1875).
  • 1875 bis ca. 1910: Zunächst folgte Adam Welk seine Witwe Eva Welk, geb. Bender, danach ihr Sohn Adam Joseph Welk (*1847, +1931). 1876/77 wurden die beiden früheren Einfahrten zum Innenhof, die es von der Pfarrgasse aus gab, zu Zimmern umgebaut. 1889 ließ Adam Joseph Welk den 1. und 2. Stock des Wohnhauses an der Pfarrgasse zu einem Tanzsaal umbauen.
  • ab ca. 1910 Karl Joseph (genannt Adolf) Welk (*1873, +1960), Sohn von Adam Joseph Welk. Er ließ den Tanzsaal zu einem Kino umbauen. 1932 wurde darin das erste Hofheimer Kino, die „Löwen-Lichtspiele“, eröffnet. Betreiber des Kinos war Josef Welk, Sohn von Adolf Welk. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Gasthaus geschlossen, das Kino aber bis etwa 1963/64 weitergeführt. 1948 ließ Adolf Welk die Räume der Gastwirtschaft in zwei Ladengeschäfte umbauen.


In den kleineren Laden an der Pfarrgasse zog eine „Tauschzentrale für Alles“ ein, in den Laden an der Hauptstraße das Möbelgeschäft von Fritz Mitternacht. Diesem Geschäft folgte um 1981 das Schuhgeschäft Oker und 1990 das Papiergeschäft „Papeterie“. In den historischen Gewölbekellern des Gebäudes befand sich für einige Zeit ein Lokal mit Namen „Strissel“, danach das Lokal „Mayer Gustl“ aus Hattersheim. 

Haus "Löwen", 2021 - Foto: Heiko Schmitt

 

Im ehemaligen Kinosaal im Obergeschoss richtete der Caritasverband e. V. einen Second-Hand-Shop, den „Anziehpunkt“, ein. Ab ca. 2002 befand sich im Erdgeschoss die Drogerie Schlecker. Als diese 2012 wegen Konkurs geschlossen wurde, verlegte der Caritasverband den „Anziehpunkt“, ins Erdgeschoss. Nach einer Komplettsanierung des historischen Hauses wurde der Laden 2014 dort wiedereröffnet. Der größte Teil des Gebäudes wird heute wie zu seiner Entstehungszeit für Wohnzwecke genutzt.



Quellen
Stadtmuseum/Stadtarchiv Hofheim, Roswitha Schlecker (Hrsg.): Hauptstraße Hofheim am Taunus. Eine Straße verändert ihr Gesicht. Hofheim am Taunus, 2019, S. 102 – 104.
Reck, Hans-Hermann: Hofheim, Main-Taunus-Kreis, Hauptstraße 35. Bericht über bauhistorische Untersuchungen im ehemaligen Gasthaus „Zum Löwen“. Wiesbaden, 2015.
Josef Nix – Genealogische Daten
Wilfried Wohmann – Genealogische Daten


Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis (Dieter Reuschling)



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