Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!



Hofheimer Personen


 

Prof. Dr. Dr. h.c. Arno Semmel

 



Geograph, Geologe, Geomorphologe und namhafter Forscher


*5. August 1929 in Selchow (Pommern)
+10. Oktober 2010 in Bad Soden (Taunus)



Nach dem Studium in Rostock, Ost-Berlin und Frankfurt, wo er 1959 promovierte, war Arno Semmel ab 1960 am damaligen Hessischen Landesamt für Bodenforschung als kartierender Geologe und Bodenkundler beschäftigt.

1969 ging er nach seiner Habilitation im Fach Geographie an der Universität Frankfurt zunächst als Wissenschaftlicher Rat und Professor an die Universität Würzburg zu Julius Büdel. Bereits 1970 kam er als Professor für Physische Geographie wieder nach Frankfurt zurück.

Er war außerdem Regierungsgeologe des staatlichen Geologischen Dienstes am Hessischen Landesamt für Bodenforschung in Wiesbaden, heute: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Für den Nassauischen Verein für Naturkunde (NVN) engagierte er sich darüber hinaus regelmäßig mit Vorträgen und Führungen.

1991 trat Arno Semmel in den Vorruhestand ein, aber nur, um sich nun ganz seinen Forschungen widmen zu können, was ihm mit großem Erfolg bis wenige Wochen vor seinem Tod vergönnt war.

Im Jahr 1999 hatte er einen unvergüteten Lehrauftrag für Quartärgeologie am Institut für Geowissenschaften der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (von Prof. Dr. K.J. Sabel vermittelt).

Die Forschungsschwerpunkte Semmels lagen besonders in den Bereichen der Quartärgeologie, wo er die Entstehung der sogenannten „periglaziären Lagen“, die Lössdecken und ihre Datierung erforschte.  Sein regionaler Schwerpunkt war besonders die Rhein-Main-Region, jedoch machte er auch Forschungsreisen nach Spitzbergen, Kanada und in die Tropen Afrikas und Südamerikas.

Er definierte beispielsweise für die deutsche Mittelgebirgsregion die erste praktikable Deckschichtengliederung des Ausgangsgesteins der Bodenbildung (Beschreibungsrichtlinien für Böden), die heute als Standard gelten.

Über 50 Jahre hinweg hat ihn dieses Thema begeistert und angetrieben. Als richtungweisend sind weiterhin seine Erkenntnisse zur Lössstratigraphie und dabei besonders die Löss-Paläobodenstratigraphie zu nennen, die sich europaweit durchgesetzt haben.

Durch seine Arbeit am HLNUG sammelte er viel Geländeerfahrung und vermittelte diese im Rahmen der Lehre seinen Studenten. Neben vielen studentischen Exkursionen leitete Semmel zahlreiche Exkursionen der Frankfurter Geographischen Gesellschaft. Zielorte waren unter anderem Taunus, Rheingau, Odenwald, Kelsterbach, Frankfurter Stadtwald, Wiesbaden und Oberes Mittelrheintal. Einer seiner Lieblingsorte für seine Forschungen und Wissensvermittlungen war der Kapellenberg in Hofheim. Für die sichtbaren Überbleibsel der Grabungen wurde der Begriff „Semmel-Löcher“ geboren.

Der aktuelle Wanderpfad „Mensch und Erde“ vom Waldfriedhof Hofheim nach Lorsbach basiert auf einem beschilderten Exkursionspfad im Rahmen einer Tagung in Hofheim und wurde 2003 auf Anregung von Prof. Semmel angelegt.

Dieser wurde danach in die studentische Ausbildung der Geographie der Universitäten Frankfurt/Mainz übernommen. Viele Jahre später (2017) wurde der Lehrpfad dann von seinen ehemaligen Schülern (u.a. Prof. Dr. K.J. Sabel) erneuert und modernisiert.

Semmel verfasste zudem über 300 Publikationen, darunter Lehrbücher, die zu den Standardwerken im bodengeographischen und quartärgeologischen Bereich des Geographiestudiums zählen. Dies sind unter anderem „Grundzüge der Bodengeographie“, „Periglazialmorphologie“, „Relief, Gestein und Boden“ und „Geomorphologie der Bundesrepublik Deutschlands“.

Für seine Leistungen erfuhr Arno Semmel zahlreiche Ehrungen, unter anderem wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg verliehen. Von der DEUQUA wurde er mit der Albrecht-Penck-Medaille ausgezeichnet. Neben seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten hat Arno Semmel sich in vielen Organisationen und Gremien engagiert. Von 1987 – 1989 war er Vorsitzender des VDGH und des Zentralverbandes der deutschen Geographen, zeitweilig als dessen Vertreter im Präsidium der Alfred-Wegener-Stiftung und von 1988 – 1991 Senator der DFG. Er war lange Jahre im Vorstand der Frankfurter Geographischen Gesellschaft und zuletzt deren Ehrenvorsitzender.

Seit Beginn der 1970er Jahre bis zu seinem Tod war er Hofheimer Bürger.

Gerne lud er ausgewählte Studenten und Prüflinge alljährlich zu einem Grill- und Tanzabend in sein Haus in der Theodor-Körner-Straße ein. In den späten 1970er Jahren wurden daraus Weihnachts- und Karneval-Feiern.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Brunhilde fand er auf dem Hofheimer Waldfriedhof seine letzte Ruhestätte.


Weitere Informationen zum Wanderpfad "Mensch und Erde":

https://www.hofheim.de/tourismus/lehrpfad-mensch-und-erde-jetzt-mit-flyer-und-interaktiver-app.php
https://www.hofheim.de/download/fachbereich-3/Nassauischer-Verein-Naturkunde-Band-138-Wanderweg-Mensch-und-Erde.pdf



Quellen:
Arno Semmel 1929 - 2010 - Deutsche Quartärvereinigung e.V. (deuqua.org)
Arno Semmel – Wikipedia
http://use.uni-frankfurt.de/geographie/wagner/
Prof. Dr. K.J. Sabel – Erinnerungen seines ehemaligen Studenten und späteren Kollegen

Bildquelle:
Bildquelle von Porträt Arno Semmel: DEUQUA - Deutsche Quartärvereinigung - Nachruf Arno Semmel, 12.07.2011


Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Jenny Junkers, Wilfried Wohmann und Günter Loos)


Start


zurück


oben


weiter


Instagram