John (Jean) Weiler
Kaufmann, Auswanderer an die Westküste Kanadas
* 26. August 1824 in Hofheim am Taunus
+ 6. September 1899 in Victoria, B.C., Kanada
John Weiler wurde als Jean Weiler in Hofheim geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Philipp Joseph Weiler (1791-1867) und Elisabeth geb. Klomann (1800-1855). Er war wie sein Vater Kaufmann und wanderte 1848 nach Amerika aus. Sein Weg führte ihn über Panama dort hin. Ungefähr 1852 kam er nach Kalifornien, zur Zeit des berüchtigten Goldhungers. In Kalifornien traf er seine spätere Frau Christiane geb. Keßler (1826-1917), die aus dem rheinhessischen Hahnheim stammte und deren Vater dort Oekonom und Besitzer von Weinbergen war. Sie ging mit zwei Schwestern mit Zustimmung ihres Vaters nach Amerika. In Kalifornien kamen zwischen 1855 und 1859 vier Kinder zur Welt.
George wurde am 10. August 1855 geboren und starb am 26. Juli 1908 in Victoria, Charles kam am 6. Dezember 1856 auf die Welt, starb 1924 in Victoria B.C.. Ferner wurde am 1. März 1858 in Kalifornien Emma geboren, sie verheiratete sich mit einem Hotelbesitzer P. Hamm in den Vereinigten Staaten und starb am 2. Januar 1891. Außerdem wurde Otto dort am 14. Dezember 1859 geboren, er verheiratete sich mit Emma Martin (1876-1919), einer Witwe mit zwei Kindern, und starb 1932 in Victoria B.C..
1860 kam John mit seiner Familie nach Britisch Columbia, das damals noch eine britische Kolonie war und nicht wie heute ein Teil Kanadas. Er hatte eigentlich die Absicht zu den Goldfeldern des Cariboo-Gebiets, nördlich von Vancouver, aufzubrechen. Er beschloss jedoch, sich in Victoria anzusiedeln. Victoria ist heute die Hauptstadt von Britisch Columbia und liegt am zerklüfteten Südzipfel von Vancouver Island. Damals war der Ort nicht viel mehr war als ein Handelsplatz für Indianer und Trapper.
In Victoria B.C. wurden zwei weitere Kinder geboren, Joseph am 6. März 1866 und eine Tochter Anna, die aber bei der Geburt starb. Joseph starb am 13. August 1901 in Victoria B.C.
Im Jahre 1862 gründete er ein Geschäft für Wohnmöbel, bei dem die Qualität das A und O war. Das Unternehmen wuchs später zu solcher Größe und bildete so die Grundlage des Wohlstandes dieser Familie. Sein wachsender Erfolg veranlasste ihn, 1884 den ersten Teil einer beträchtlichen Fabrik und ein Lagerhaus in Auftrag zu geben. Dieses Gebäude befindet sich in der 1005 Broad Street. Das Gebäude steht seit 1994 unter Denkmalschutz und gehört zum historischen Teil von Victoria.
1891 ging John Weiler in den Ruhestand und übergab das Geschäft seinen vier Söhnen George, Charles, Otto und Joseph. Bis dahin war das Gebäude durch einen Anbau im Osten verdreifacht worden und umfasste einen großen Ausstellungsraum sowie weitere Ausstellungs- und Fabrikflächen. Jeder der vier Söhne Weilers war für unterschiedliche Funktionen des Unternehmens verantwortlich. Weiler Brothers florierte weiterhin und zog 1898 in ein großes neues Gebäude in der Government Street 921 um. Es wurde Victorias erstes Kaufhaus und zum Zeitpunkt seiner Errichtung war es eines der größten Einzelhandelsgeschäfte Kanadas. Das neue Gebäude verfügte über ca. 10.000 m² gut beleuchtete Ausstellungs- und Lagerflächen, die über zwei Aufzüge erreichbar waren. Die Innenkonstruktion war eine technische Meisterleistung, bei der ein massiver Innenrahmen mit Posten und Balken in einer Ziegelhülle verwendet wurde. Weitere Merkmale waren Fenster im Erdgeschoss, die nachts angestrahlt wurden, geformte Innendecken, Wandvertäfelungen aus einheimischem Holz und Hydranten auf jeder Etage. Weiler’s war für seine hochwertigen Importe bekannt.
Die Gebäude der Weiler’s sind noch heute ein wichtiger Teil der lokalen Wirtschaft in der historischen Altstadt von Victoria.
John Weiler starb am 6. September 1899 im Alter von 75 Jahren und zwar an Herzverfettung, er wog 360 englische Pfund und bewegte sich in den letzten Jahren kaum. Er wurde auf dem Friedhof von Duncan B.C. beigesetzt. Sein Grab ist heute noch erhalten.
Links: Beerdigungsankündigung von John Weiler - Bildquelle: unbekannt
Das Geschäft wurde von den Söhnen geleitet, die ganz darin aufgingen und eine bemerkenswerte Arbeitskraft entwickelten. Als einzige Erholung gönnten sie sich die Jagd an Sonn- und Feiertagen. Am Shawnigansee haben sie sich in idyllischer Lage ein Jagdhäuschen aus Holz erbaut, zu dem auch ein Bootshaus gehört. Während der Schonzeit des Wildes bietet der See Gelegenheit zum Fischen.
Die Familie erlitt während des Ersten Weltkrieges große Verluste. Danach war die Geschäftslage wieder besser, sogar noch besser als vor dem Krieg.
Aus der Ehe von Otto mit Emma Martin stammt ein Sohn Otto John (genannt „Ottie“), der am 27. März 1903 in Victoria B.C. geboren wurde. Er wurde teils in Victoria B.C., teils in verschiedenen Schulen der Vereinigten Staaten erzogen. Über seinen weiteren Lebensweg gibt es unterschiedliche Darstellungen. Er setzte die Familientradition als Kaufmann nicht fort. Er ist viel in der Welt herumgekommen, u.a. auch kriegsbedingt, und kam nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zurück in die Nähe von Victoria B.C.. Die letzten knapp zwei Jahrzehnte vor seinem Tod verdiente er seinen Unterhalt als Postmeister von Whaletown. Er starb 1973 und hinterließ seine Ehefrau Mary sowie die vier Töchter Christina, Brigid, Alexandra und Sarah.
Quellen:
• Weiler, Martin – Sippe Weiler, 1930er Jahre
• Weiler Brothers Warerooms, Victoria B.C., Kanada – HistoricPlaces.ca
• Williamharbeck 1907.ca – Weiler-Gebäude 921 Government Street, Victoria B.C., Kanada
• Find A Grave - https://de.findagrave.com/memorial/115730636/john-weiler
• https://www.memorybc.ca/weiler-mary-and-otto
• Wohmann, Wilfried – Genealogische Daten Hofheim am Taunus
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)