Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (12)


Haus "Frankfurter Hof"

Hauptstraße 38

Haus "Frankfurter Hof", 2018 - Foto: Heiko Schmitt




















Hauptstraße Nr. 38 (und Langgasse 2)

Das heutige Anwesen Hauptstraße 38 besteht aus vier Gebäuden. Der eigentliche "Frankfurter Hof" und die Langgasse 2 wurden Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut, der Saalbau 1905.

Das Fachwerkhaus Hauptstraße 38 verfügt über einen unter dem ganzen Haus verlaufenden Gewölbekeller. Das Erdgeschoss besteht aus dem früheren Gastraum, einem Erschließungsflur und rechts davon das ehemalige Kolleg und spätere Ladengeschäft.

Auch das Fachwerkhaus Langgasse 2 hat einen Gewölbekeller, der unter dem jetzigen Laden befindlich ist, sowie einem weiteren Gewölbekeller, der unter dem Eckbauteil liegt. Die postalische Bezeichnung Langgasse 2 erhielt dieses Gebäude erst ca. 2005. Vorher trug es die Straßenkennzeichnung Hauptstraße 38, obwohl es an der Langgasse liegt. Erdgeschossig befinden sich mittig eine Garage, die gleichzeitig auch als Ein- und Ausgang dient, sowie ein kleiner Laden und die Restfläche der heutigen Buchhandlung „am Alten Rathaus“. Da die Langgasse 2 im Bereich der jetzigen Einfahrt/Garage ohne Keller ist, kann man vermuten, dass hier eine Hofeinfahrt war, die später überbaut wurde.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde zwischen beiden Häusern ein Verbindungsbau errichtet, der nicht unterkellert ist. Hier gibt es im Keller nur einen Verbindungsgang zwischen dem Vorderhaus Hauptstraße 38 und dem Gebäude jetzt Langgasse 2.

Der „Neubau“ an der Hauptstraße mit sechs Jugendstilfenstern, das sogenannte „Ballhaus“, wurde 1905 durch Michael Burkard errichtet, nachdem er zwei vorher dort stehende kleinere Häuser abreißen ließ. In dem Haus am Gässchen wohnte im Zeitraum von 1860 bis 1895 der Landwirt Johann Schimmel, daher wohl der Name „Schimmelgässchen“. Im Gebäude zwischen Landwirt Schimmel und dem „Frankfurter Hof“ wohnten der Sattler Johann Karl Mahr und danach der Schneider Peter Petry.

Hauptstraße 38

Das Gebäude wurde als Wohn- und Gasthaus errichtet. Als erster bekannter Wirt „Zum rothen Ochsen“ wird 1745 Johann Nikolaus Henrich genannt. Auf ihn folgte sein Sohn Johann Peter Henrich (genannt 1785) und anschließend der Schwiegersohn Kilian Hilsbos. Nach ihm übernahm Ambros Hilsbos das Gasthaus und nannte es nur noch „Zum Ochsen“. 1837 erwarb Johann Josef Burkard den Gasthof von Ambrosius Hilsbos für 4.500 Gulden. Er taufte den Gasthof auf den Namen „Frankfurter Hof“. Nach ihm folgte Sohn Johann Michael Burkard, der 1902 oberhalb seines Grundstücks zwei kleine Häuser erwarb, um das Gasthaus 1905 um einen Tanzsaal zu erweitern. Nach seinem Tod 1910 übernahm Sohn Josef Burkard den Gasthof und führte diesen auch noch beim 100-jährigen Jubiläum des Familienbesitzes 1937. Er war in erster Ehe verheiratet mit Gundel geb. Becker aus Langenhain. Ihr Elternhaus war das dortige Gasthaus „Grüner Wald“ gewesen. Sie starb jedoch 1918. In zweiter Ehe verheiratete sich Josef Burkard 1920 mit Resi geb. Renz aus Frankfurt.

"Frankfurter Hof", 1905 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

Nach Erzählungen soll es in den 1930er Jahren in einem Nebenraum kurzfristig das Café Winter gegeben haben. Vermutlich war dafür das Kolleg untervermietet worden.

Seit etwa 1938 war Willy Zinndorf Wirt im Frankfurter Hof. Er heiratete Cornelia („Nelly“) Burkard, die Tochter von Josef und Gundel.

1941 kaufte die Stadt Hofheim durch Bürgermeister Meyrer das Anwesen, wohl zum einen, um für die städtische Verwaltung mehr Platz zu schaffen, zum anderen um an dieser Stelle einen Verkehrsengpass zu entschärfen und Arkaden für Fußgänger zu errichten. Dieser Plan wurde nicht ausgeführt und die Stadt überlegte den Verkauf.

"Frankfurter Hof", um 1952 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

1948 pachtete Willy Zinndorf das Gasthaus von der Stadt und eröffnete es erneut am 31.07. des Jahres. Schließlich kam es zum Verkauf und zum 1.1.1951 war das Anwesen sozusagen zurückgekehrt in den Besitz der Familie Burkard bzw. dem Ehepaar Zinndorf. In der Mitte der 1980er Jahre - der Gasthof war bereits um das Kolleg verkleinert worden - wurde die Tochter Hannelore, die nach ihrer Heirat den Namen Zinndorf-Sassen führte, Besitzerin. Sie beantragte 1972 den Umbau in ein Ladengeschäft mit Schaufensteranlage. Glücklicherweise wurde bei dem Umbau veranlasst, dass die im Gastraum eingebauten Jungendstilfenster ausgebaut und im Obergeschoss wieder eingebaut wurden. Diese Fenster sind dort heute noch erhalten. 1988, als in Hofheim der Hessentag gefeiert wurde, ließ das Ehepaar Sassen-Zinndorf das Fachwerk am ehemaligen Gasthaus freilegen.

Nach den Umbauten eröffnete der „Modesalon Hannelore“. Anfang der 1980er Jahre wurde diese Fläche an das „Aka“- Bettenhaus (gegr. 1924) vermietet. Danach folgte ab 1998 die „Buchhandlung am Alten Rathaus“.

Das frühere Kolleg im Erdgeschoss wurde ab etwa 1972 als separater Laden genutzt, Zu den Mietern gehörten: zuerst „Drissler“ (Geschirr und Geschenke), danach bis 1989 „Kraschinsky“ (Schmuck), gefolgt von „Adonis“ (Herrenmoden), dann „Angi’s“ (Damenmoden) und schließlich ab 2014 „Infam - outlet“(Damenmoden).

Im Obergeschoss des Hauses, welches als „kleiner Saal“ für den Frankfurter Hof genutzt worden war, befand sich Mitte der 1970er Jahre das Musikhaus Sassen, später wurde es Abstellbereich und diente Willy Zinndorf bis zu dessen Tod 1994 als Wohnung. Diese Räume wurden dann 1999 zu Büros ausgebaut und zunächst von der DEVK Versicherung genutzt. Im gleichen Jahr erfolgte auch der Verkauf des gesamten Objektes an Ralf Weber. Seit 2008 beherbergt das Obergeschoss die Büros von Ralf Weber Immobilien.

Darüber im Dachgeschoß befanden sich schon immer, mindestens aber seit den 1950er Jahren, Wohnungen.

 

Saalbau

Haus "Frankfurter Hof" - Saalbau, 2011 - Foto: Heiko Schmitt


Über das Schimmelgässchen oder wahlweise über die ebenfalls 1905 gebaute Innentreppe gelangt man in den ersten Stock, den Saalbau des Hauses Hauptstraße Nr. 38. Bis zur Eröffnung des Capitol-Kinos 1952 war es der größte Saal in Hofheim. Zahlreiche Feste wurden hier gefeiert, legendär sind die Faschingsfeste der 1950er Jahre, für die die Dekorationen von Siegfried Reich von der Stolpe hergestellt und gemalt wurden.

Im Jahr 1968 beantragte Werner Sassen, den Saal zur Diskothek „Drehorgel“ umzubauen und Hofheims erste „Disko“ wurde geboren. In den 1970er Jahren beherbergte der erste Stock dann die „Disco Bamboo“. Zum Hessentag 1988 wurde von städtischer Seite das Fachwerk des Gasthofes freigelegt und der Saal für Veranstaltungen hergerichtet, um dort später eine Kabarett- und Kleinkunstreihe zu installieren. Vor allem kleinere Besucherkreise sollten angesprochen werden. Im Oktober 1988 erhielt der Saal den offiziellen Namen „Kleines Kulturzentrum“. Zehn Jahre später erfolgte die Schließung und eine Übernahme der Räumlichkeiten durch den Tanzsportclub Metropol. 2007 verlegte dieser seine Tätigkeit ins Langgewann und wurde bis zum Bau eines eigenen Domizils zum Mit-Nutzer der Räumlichkeiten der Tanzschule Täschner. Nach dem Tanzsportklub mietete 2008 - 2019 die Tango-Schule „Destinotango“ das erste Obergeschoss. 2020 übernahm das Gymnastik-Studio Sabine Wendt die Räumlichkeiten.

Hauptstraße 38 - Saalbau, um 1948 - Foto: Stadtarchiv Hofheim

Unter dem Saalbau an der Hauptstraße befand sich bereits um 1922 die Nassauische Landesbank und im hinteren Bereich die Küche des Frankfurter Hofs. Von 1952 bis 1960 übernahm die Kreissparkasse die Geschäftsfläche. Es folgten danach links noch bis ca. 1993 ein kleines Ladengeschäft des Musikhauses Zinndorf und rechts Elektro-Hartmann. Auf Hartmann folgte 1984 kurzfristig das Modehaus Hammel (Verkauf der Oberbekleidung), da das eigene Stammhaus Hauptstraße 57 gerade neu gebaut wurde. 1985 übernahm Mohammad Ramezan von „noblesse Schuhmode“ das Geschäft, das er nach 1993 über die gesamte Fläche unter dem „Ballhaus“ erweiterte. 2014 verlegte er „noblesse“ in die Hauptstraße 37. Die Ladenfläche wurde geteilt und die linke Seite mietete eine Praxis für Chiropraktik, die rechte ein Kosmetikstudio, dem 2017 „Anziehend“-Kindermoden folgte. Seit April 2020 betreibt Lisa Fuchs hier ein Studio für Kosmetik, Hydrafacial, Fuß- und Handpflege.


 

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Ralf Weber, Roswitha Schlecker)

Start


zurück


oben


weiter


 

Instagram