Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!



Historische Bauwerke in Hofheim am Taunus (A14)


Ehemaliges "Café Staab"


Hattersheimer Straße 2


Anwesen des ehemaligen "Café Staab", 2022 - Foto: Heiko Schmitt


Joseph Staab - Foto: Josef Nix

Die Bäckerei, Konditorei und Café Staab wurde 1851 in Mainz von dem Bäcker- und Müllermeister Georg Anton Staab (*1827, +1895) gegründet. Er erlernte das Bäckerhandwerk bei seinem Schwager Thomas Jamin in Mainz und kaufte dort 1851 die Bäckerei Kunzelmann in der Rechengasse 13. Sein Sohn Joseph Staab (*1853, +1927) übernahm das Geschäft am 1. Oktober 1878. Seine Ehefrau Margaretha geb. Nees kränkelte immer und man riet ihnen, sich aufs Land zurückzuziehen. Man wählte Hofheim am Taunus, wo seine Schwester Greta bereits lange vorher auf der Atzmühle bei Familie Belz weilte. Seine Bäckerei in Mainz übergab er seinem Bruder Anton. Joseph Staab zog im Oktober 1888 mit seiner Familie nach Hofheim. Er hatte hier das Anwesen Hattersheimer Straße 2 – ein zweistöckiges Wohnhaus mit Hausgarten - gekauft, das ursprünglich von dem Hofheimer Arzt Dr. Carl Usinger (*1853), Sohn des Oberförsters Johann Usinger (*1827, +1887), in dem ehemaligen Flurstück „Mauergarten“ erbaut wurde. 1892 ließ Joseph Staab den Vorbau, auf gusseisernen Säulen, mit Jugendstilerker und einem Türmchen nebst Wetterfahne, errichten. Joseph Staab hatte ein Vermögen erwirtschaftet und hätte auch als Privatier leben können. 1892 wurde er bei der Geburt eines Kindes im Kirchenbuch von St. Peter und Paul als „Rentier“ eingetragen. Er wollte aber nicht untätig bleiben und versuchte es mit der Herstellung von Mainzer Zwieback. Er errichtete eine Zwiebackbäckerei mit Versand nach dem In- und Ausland.

Werbeplakat von Joseph Staab - Foto: Hugo Staab - Bildquelle: Stadtarchiv Hofheim


Beschriftung einer Zwieback-Dose - Früherer Besitzer: Josef Nix - Quelle: Stadtarchiv Hofheim


Franz Staab, 1935 - Foto: Gerhard Rembser

Namhafte Persönlichkeiten, Kurhäuser und Sanatorien hatten zu seinen Kunden gehört. Zwieback war schon in Mainz die große Spezialität nach alten wohlgehüteten Rezepten. Später wurde der Zwieback auch unter dem Namen „Friedrichsdorfer Zwieback“ verkauft, da Friedrichsdorf im 19. Jahrhundert als „Zentrum des Zwiebacks“ weit bekannt war. Bereits 1910 war die Zwiebackbäckerei nicht mehr das große Geschäft, weshalb man zur Feinbäckerei überging. Nach dem 1. Weltkrieg endete die Spezialisierung auf Zwiebäcke. Jetzt betrieb man eine Bäckerei und Konditorei.

Sein Sohn Franz Staab (*1889, +1965) war Kaufmann, Bäcker- und Konditormeister, trat 1910 in den Betrieb ein und übernahm 1921 den elterlichen Betrieb. 1925 wurde dieser um ein Café mit Gartenlokal erweitert. Gestützt auf Tradition in Qualität und in reeller Preisgestaltung blieb das Geschäft in guter Blüte, auch wenn die 1920er-Jahre und später der Zweite Weltkrieg wirtschaftlich schwierige Zeiten waren.

Durch den Bombenabwurf feindlicher Flieger auf den benachbarten „Rheingauer Hof“ am 15. Januar 1945 wurde das Staab’sche Gebäude, besonders die Hofseite, stark beschädigt und der Betrieb musste für einige Monate stillgelegt werden, bevor es wieder gelang dem Handwerk nachzugehen. Nach der Währungsreform begann man mit einem Neubau. 1951 kam es zur Neueröffnung nach dem Neu- und Umbau. Es wurde jetzt eine Konditorei und ein Café betrieben, welches dann Hugo Staab (*1921, +2013) 1951 in dritter Generation übernahm. Nach dem großen Ausbau der Caféräume wurde das Café mit seinem Dachgarten ein beliebter Anziehungspunkt auch für fremde Gäste.

Café Staab nach dem Umbau, 1951 - Foto: Karl Jakob - Bildquelle: Stadtarchiv Hofheim


Werbung 1952 - Quelle: Buch "600 Jahre Stadt Hofheim"


Franz Staab, der das Unternehmen seit 1921 leitete, war im Übrigen begeisterter Heimat- und Altertumsforscher mit einer offiziellen Grabungserlaubnis des Landeskonservators. Gemeinsam mit Josef Nix, aus dessen Nachlass die Zwiebackverpackung stammt (siehe oben), war er unter anderem maßgeblich an der Einrichtung des Hofheimer Stadtarchivs beteiligt, das er auch zeitweise ehrenamtlich leitete.

1951 fand eine kleine Schar der Jazzfreunde in dem wiedereröffneten und umgebauten „Café Staab“ ihre erste Bleibe. Es entwickelte sich eine Kulturszene, die mit ihrem Musikgeschmack bei der Mehrheit der Bevölkerung auf Unverständnis und Ablehnung stieß und nur bedingt den konservativ bürgerlichen Vorstellungen der damaligen Jahre entspricht. Zu den Gästen zählten bekannte Hofheimer Künstlerinnen und Künstler. Das Café wurde Treffpunkt der Jugend und jung gebliebenen. In den Räumen genoss man Kaffee und Kuchen, verbunden mit Geselligkeit, Kunstausstellungen und Musik, die an den Tagen des Hofheimer Marktes oder an Fastnacht über drei Stockwerke erklang. Am 11. April 1959 fiel im Café Staab der Entschluss, einen Club der Jazzfreunde zu gründen, der im Keller der Burgstraße 11 dann seine spätere Heimat fand.


Das Café Staab war in 1950er Jahren auch die Heimat des Philatelisten-Vereins und des Schachvereins.

 

1960 verpachtete Hugo Staab das Café an Joseph Neumann, es hieß jetzt Café Neumann. Es folgte ab 1970 bis 1979 Gerhard Rembser, der bei Franz Staab seine Ausbildung zum Konditor absolviert hatte, mit dem Café Rembser. Er betrieb das Café bis zu seinem Umzug in das „Alte Rathaus“. Gerhard Rembser übernahm auch das Staab’sche „Zwieback-Rezept“. Der Zwieback wurde auch später noch zu besonderen Anlässen gebacken. Es folgte für einige Jahre die Brücken-Apotheke, bevor in den Folgejahren die Lokalität international wurde, Pizzeria Sorrento und Trattoria Caruso boten italienische Küche an, heute gibt es fernöstliche Küche mit dem Lokal „Midori“.

 

Nach dem An- und Umbau 1951 hatte zuerst im Souterrain, später im Erdgeschoss des Anbaues der Fotograf Arthur K. Potempa für viele Jahre sein Geschäft.

 

Äußerlich hat sich in den letzten siebzig Jahren an dem Gebäudekomplex nicht viel verändert.


Ergänzende Beiträge:

Das Leben und Wirken von Joseph Staab (1853-1927)“ – 1928 von seinem Sohn Franz Staab aufgeschrieben. (Quelle: Genealogische Unterlagen von Josef Nix, Schwager von Franz Staab).

Belegschaft Café Staab in den 1950er Jahren - Kindheitserinnerungen von Dr. Ingrid Krupp M.A.

Spotlight 04 – Staabs Friedrichsdorfer Zwieback – Homepage Stadtarchiv Hofheim - https://www.hofheim.de/kultur/Stadtarchiv/Projekte/Fundstuecke/aeltere_Beitraege/zwieback-staab.php


Quellen:
Spotlight 04 – Staabs Friedrichsdorfer Zwieback – Homepage Stadtarchiv Hofheim - https://www.hofheim.de/kultur/Stadtarchiv/Projekte/Fundstuecke/aeltere_Beitraege/zwieback-staab.php
Genealogische Aufzeichnungen von Josef Nix zur Familie Staab
50 Jahre Club der Jazzfreunde Hofheim – Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim
Till, Heinz – Hofheimer Biografien – Stadtmuseum Hofheim – Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte 15, 2008, Seite 183


Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim (Wilfried Wohmann)


 

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