Hofheimer Personen
Wilhelmine Gruber - Schwester Bona
Lehrerin, erste Schulleiterin der Elisabethenschule
* 30. April 1863
+ 1929
Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren weiterführende Schulen nur der männlichen Jugend zugänglich. Nach den möglichen acht Volksschuljahren gab es für Mädchen - vorausgesetzt, dass sie überhaupt solange die Schule besuchen konnten - keine weiteren Bildungsmöglichkeiten. Doch es gab Bestrebungen dies zu ändern.
Am 1. Februar 1893 erteilte das in Berlin ansässige „Ministerium der geistlichen Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten“ die Genehmigung, dass in Hofheim
„… eine neue Niederlassung der Genossenschaft der armen Dienstmägde Christi aus dem Mutterhause Dernbach, und zwar zu Zwecke des Unterrichts und der Erziehung der weiblichen Jugend in einer höheren Mädchenschule, errichtet werde.“ Das teilte der Hofheimer Pfarrer Herzmann – der sich besonders für diese Schule einsetzte - schriftlich am 27.02.1893 Bürgermeister Heß und dem Gemeinderat mit, verbunden mit dem Hinweis: „…eine Entscheidung, welche für unsern Ort auch in bürgerlicher Beziehung sehr vortheilhaft und nutzen bringend werden kann.“
Die Armen Dienstmägde Jesu Christi (auch Dernbacher Schwestern genannt) waren bereits 1858 nach Hofheim gekommen und hatten zunächst ihre Arbeit im Vincenzhaus - einer Einrichtung für bedürftige Kinder - und in der ambulanten Krankenpflege begonnen. Am 4. April 1893 wurde nun die neue Niederlassung „… zum Zwecke des Unterrichts und der Erziehung der weiblichen Jugend…“ gegründet und Lehrschwester Bona als Vorsteherin eingesetzt. Kurz darauf traf auch Lehrschwester Bonaventura in Hofheim ein. Die Auswahl der zukünftigen Lehrerinnen hatte die Mitbegründerin und Generaloberin des Ordens „Mutter Maria“ (weltlicher Namen: Maria Katharina Kasper) getroffen. Am 9. Mai 1893 unterzeichnete Vorsteherin Schwester Bona den Personalbogen, der sie und ihre Mitschwester als Lehrpersonal auswies. Für die Abhaltung des Unterrichts konnten am 24. Mai 1893 zwei Räume im Kellereigebäude rechts vom Eingang, ein kleine Küche und ein kleiner Raum links vom Eingang durch Pfarrer Herzmann angemietet werden. Das Inventar bestand aus 13 leihweise von der Stadt überlassenen Kunstbänken. Da von den Eltern Schulgeld entrichtet werden musste, war ein Besuch der Schule nur den Töchtern aus wohlhabenden katholischen Hofheimer Familien möglich.
Die angemieteten Räume stellten sich jedoch bald als zu klein heraus und ab 1896 sollten die Mädchen auch noch Turnunterricht erhalten. So wurde ein Neubau in der Elisabethenstraße geplant. Da die Kosten zu hoch waren, bezogen die Dernbacher Lehrschwestern diesen am 1. Juni 1898 lediglich als Mieter.
Schwester Bona (weltlicher Name; Wilhelmine Gruber) war am 1. Dezember 1886 in die Kongregation eingetreten. Ihre Aufgaben als Schulleiterin und Vorsteherin übernahm sie am 4. April 1893 und übte sie 35 Jahre lang aus. Zuvor hatte sie in Montabaur ein staatlich anerkanntes Lehrerinnenseminar besucht. Ausbilderinnen waren Schwestern der Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi gewesen. In erster Linie war das Seminar für die Ausbildung der Ordensschwestern vorgesehen, es stand aber auch "weltlichen" Frauen offen. Die Lehrbefähigung galt bis einschließlich dem 10. Schuljahr. Die Ausbildung dauerte drei Jahre und wurde mit der "matura" (Abitur) beendet. Daran schloss sich ein praktisches Jahr als Lehrerin an. Um bis zum Abitur zu unterrichten, hätte Schwester Bona einen Universitätsabschluss vorweisen müssen. Das war - zuerst in Bayern - ab 1903 möglich. Der Besuch einer Oberstufe für Schülerinnen war in Frankfurt am Main erst ab 1908 (Schillerschule) möglich. Schwester Bona starb 1929.
Schwester Bonaventura (weltlicher Name: Maria Anna Luig, geboren 16.12.1869) trat am 25. März 1891 den Dernbacher Schwestern bei und begann ihre Lehrtätigkeit in Hofheim am 7. April 1893.
Die letzte Schulleiterin der Armen Dienstmägde Jesu Christ war Schwester Heriberta von 1972 bis 1986. Sie starb 2007.
Quellen:
Stadtarchiv Hofheim am Taunus, Städtische Schulakte Sign.14.05
125 Jahre Elisabethenschule – Festschrift, 2018
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Roswitha Schlecker)