Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!


Geheimnisvolle Kindergräber auf dem Hofheimer Waldfriedhof



Fotos: HAH




Auf dem unteren Teil des Hofheimer Waldfriedhofes gibt es ein Feld mit acht Grabsteinen und neun Gräbern, in einem Grab sind Zwillinge beigesetzt. Die Grabsteine erinnern alle an Kinder, die in Hofheim am Taunus im ehemaligen „Kurhaus“ in den Jahren 1944 und 1945 gestorben sind. Das „Kurhaus“ war zu dieser Zeit als Teilbereich der Frankfurter Universitätskinderklinik genutzt worden. Die Kinder wurden zwischen drei Monate und drei Jahre alt. Ihre Namen sind:
  • Valentina Auxientiwa
  • Volotja Knap
  • Czeslav Kobji
  • Hepik Kruglaw
  • Valentina Lobantschuk
  • Lydia Parachina
  • Svittana und Alla Schalenka
  • Gala Schtschepko

Die Grabsteine beinhalten lediglich die Namen der Kinder.


Wer sind diese Kinder?

In den standesamtlichen Unterlagen der Stadt Hofheim sind alle verstorbenen Kinder in den Sterbeurkunden dokumentiert. Aus den Urkunden sind zu entnehmen: Todesdatum, Name, Vorname, Konfession, Geburtsdatum, Wohnort, Straße, Eltern, Todesort und Todesursache. Die aufgeführten Angaben zu den jeweiligen Kindern können der Anlage entnommen werden.

Nach den Standesamtsregistern sind zu entnehmen:
  • vier sind in Russland geboren
  • drei sind in Frankfurt am Main geboren
  • bei zwei Kindern ist der Geburtsort unbekannt
Die Familien bzw. Mütter waren wohnhaft:
  • acht in Frankfurt am Main
  • eine in Kelsterbach am Main 
Als Wohnadressen sind in der Regel jeweils eine Lagerunterkunft angegeben. Es ist also davon auszugehen, dass es sich um Kinder von Zwangsarbeiterinnen oder Zwangsarbeitern oder Kriegsgefangenen handelt.

Viele Fragen bleiben offen?
  • Warum gibt es keine Hinweistafel zu den Gräbern?
  • Warum werden außer den Namen keine weiteren Details preisgegeben?
  • Was ist über die Eltern der Kinder noch zu erfahren?
  • Was ist mit den Eltern nach Kriegsende passiert?

Vorschlag für die weitere Vorgehensweise


  • Einrichtung eines schülergetragenen Projektes im Rahmen eines Geschichtsprojektes
  • Kontakte zu lokalen Geschichtslehrern, z.B. MTS, die ein solches Projekt unterstützen / durchführen müssten
  • Mögliche Geldgeber (z.B. Rotary-, Lionsclub, Bürgerstiftung, Historischer Arbeitskreis)
  • Mitglieder des Historischen Arbeitskreises könnten als Mentor oder Mentorin für Schüler fungieren
  • Es könnte in einem generationsübergreifenden Projekt geforscht werden
  • Stadtarchiv würde unterstützen, soweit es geht
  • Mögliche Forschungsquellen:
    - Stadtarchiv Hofheim
    - Hauptstaatsarchiv Wiesbaden
    - Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main
    - Arolsen Archives: Internationales Zentrum für NS-Opfer - https://arolsen-archives.org/
  • Dokumentation der Forschungsergebnisse
  • Reinigung der Grabsteine
  • Friedhofsgärtnerische Aufwertung der Anlage
  • Anbringung einer Hinweistafel bei den Gräbern
Sollte ein solches Schülerprojekt nicht zustande kommen, wäre zu klären, gibt es Interessenten, die sich an der Aufarbeitung dieses Thema beteiligen würden?


Anlage

Auszug der Gestorbenen aus dem Standesamtsregister der Stadt Hofheim
- Kindergräber auf dem Waldfriedhof Hofheim -

Quelle: Hessisches Personenstandsarchiv, Neustadt - Sterbenebenregister - Standesamt Hofheim am Taunus


Kind Nr. 1


Urkunde-Nr.

175/1944

Sterbedatum

24. November 1944, 11.30 Uhr

Alter

2 Jahre, 9 Monate

Familienname

Parachina

Vorname

Lydia

Sterbeort

Hofheim

geboren

27. Februar 1942 in Russland

Konfession

griechisch-katholisch

wohnhaft

Frankfurt am Main, Lager Gutleutkaserne 112-113

Eltern

Michael Parachina und Alexandra Parachina, wohnhaft in Frankfurt am Main

Bemerkung

Starb in Hofheim, Kurhausstraße 15, in der Zweigstelle der Kinderklinik Frankfurt am Main. Der Tod wurde durch den Leiter der Zweigstelle der Kinderklinik Frankfurt am Main in Hofheim angezeigt. Todesursache: Tuberkulose, Hirnhautentzündung.

Kind Nr. 2


Urkunde-Nr.

178/1944

Sterbedatum

25. November 1944, 11.00 Uhr

Alter

3 Jahre

Familienname

Kobji

Vorname

Czeslav

Sterbeort

Hofheim

geboren

im Jahre 1941 in Russland

Konfession

Griechisch-katholisch

wohnhaft

Kelsterbach am Main, Lager der Glanzstoffwerke

Eltern

Katharina Kobji, wohnhaft in Kelsterbach am Main

Bemerkung

Starb in Hofheim, Kurhausstraße 15, in der Zweigstelle der Kinderklinik Frankfurt am Main. Der Tod wurde durch den Leiter der Zweigstelle der Kinderklinik Frankfurt am Main in Hofheim angezeigt. Todesursache: Lungentuberkulose.

Kind Nr. 3


Urkunde-Nr.

195/1944

Sterbedatum

15. Dezember 1944, 11.00 Uhr

Alter

11 Monate

Familienname

Lobantschuk

Vorname

Valentina

Sterbeort

Hofheim

geboren

16. Januar 1944 (ohne Ortsangabe)

Konfession

nicht angegeben

wohnhaft

Frankfurt am Main, Lager Eschersheimer Landstraße 219

Eltern

Nadja Lobantschuk, wohnhaft in Frankfurt am Main

Bemerkung

Starb in Hofheim, Kurhausstraße 15, in der Zweigstelle der Kinderklinik Frankfurt am Main. Der Tod wurde durch den Leiter der Zweigstelle der Kinderklinik Frankfurt am Main in Hofheim angezeigt. Todesursache: Schwere Tuberkulose.

Kind Nr. 4


Urkunde-Nr.

44/1945

Sterbedatum

16. Februar 1945, 6.45 Uhr

Alter

11 Monate

Familienname

Auxientiwa

Vorname

Valentina

Sterbeort

Hofheim

geboren

29. Februar 1944 in Frankfurt am Main

Konfession

nicht angegeben

wohnhaft

Frankfurt am Main, Lager Eschersheimer Landstraße 219

Eltern

Vasihiva Auxientiwa, wohnhaft in Frankfurt am Main

Bemerkung

Starb in Hofheim in der Universitätsklinik, Kurhausstraße 15. Der Tod wurde durch den Leiter der Universitätskinderklinik in Hofheim angezeigt. Todesursache: Hilustuberkulose, Keuchhusten.


Kind Nr. 5


Urkunde-Nr.

46/1945

Sterbedatum

19. Februar 1945, 2.00 Uhr

Alter

2 Jahre, 1 Monat

Familienname

Knap

Vorname

Volotja

Sterbeort

Hofheim

geboren

10. Januar 1943 in (unbekannt)

Konfession

nicht angegeben

wohnhaft

Frankfurt am Main, Lager Mainzer Landstraße 281

Eltern

Christine Knap, wohnhaft in Frankfurt am Main

Bemerkung

Starb in Hofheim in der Universitätsklinik, Kurhausstraße 15. Der Tod wurde durch den Leiter der Universitätskinderklinik in Hofheim angezeigt. Todesursache: Lungentuberkulose, Lungenentzündung.

Kind Nr. 6


Urkunde-Nr.

58/1945

Sterbedatum

27. Februar 1945, 14.30 Uhr

Alter

1 Jahr, 7 Monate

Familienname

Schtschepko

Vorname

Gala

Sterbeort

Hofheim

geboren

10. Juli 1943 in Russland

Konfession

nicht angegeben

wohnhaft

Frankfurt am Main, Mainzer Landstraße 241/249

Eltern

Stepan Schtschepko und Anna Schtschepko, wohnhaft in Frankfurt am Main

Bemerkung

Starb in Hofheim in der Universitätsklinik, Kurhausstraße 15. Der Tod wurde durch den Leiter der Universitätskinderklinik in Hofheim angezeigt. Todesursache: Lungen- und Bauchtuberkulose.


Kind Nr. 7


Urkunde-Nr.

64/1945

Sterbedatum

5. März 1945, 18.35 Uhr

Alter

1 Jahr

Familienname

Kruglaw

Vorname

Hepik

Sterbeort

Hofheim

geboren

2. März 1944 in Mogilew, Russland

Konfession

nicht angegeben

wohnhaft

Frankfurt am Main, Lager Unterlindau 23

Eltern

Iwan Kruglaw, letzter Wohnort unbekannt, und Anastasia Kruglaw, wohnhaft in Frankfurt am Main

Bemerkung

Starb in Hofheim in der Universitätsklinik, Kurhausstraße 15. Der Tod wurde durch den Leiter der Universitätskinderklinik in Hofheim angezeigt. Todesursache: Lungenentzündung.


Kind Nr. 8


Urkunde-Nr.

105/1945

Sterbedatum

17. April 1945, 9.00 Uhr

Alter

3 Monate

Familienname

Schalenka

Vorname

Svittana

Sterbeort

Hofheim

geboren

26. Dezember 1944 in Frankfurt am Main

Konfession

nicht angegeben

wohnhaft

Frankfurt am Main, Lager Bonames

Eltern

Nadja Schalenka, wohnhaft in Frankfurt am Main

Bemerkung

Zwilling, starb in Hofheim in der Universitätsklinik, Kurhausstraße 15. Der Tod wurde durch den Leiter der Universitätskinderklinik in Hofheim angezeigt. Todesursache: Keuchhusten, Lungenentzündung.


Kind Nr. 9


Urkunde-Nr. 

108/1945

Sterbedatum

18. April 1945, 12.30 Uhr

Alter

3 Monate

Familienname

Schalenka

Vorname

Alla

Sterbeort

Hofheim

geboren

26. Dezember 1944 in Frankfurt am Main

Konfession

nicht angegeben

wohnhaft

Frankfurt am Main, Lager Bonames

Eltern

Nadja Schalenka, wohnhaft in Frankfurt am Main

Bemerkung

Zwilling, starb in Hofheim in der Universitätsklinik, Kurhausstraße 15. Der Tod wurde durch den Leiter der Universitätskinderklinik in Hofheim angezeigt. Todesursache: Keuchhusten, Lungenentzündung.



Stand: 21.10.2024


Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim (Wilfried Wohmann)

 


Start

 


zurück


oben



Instagram