Historisches Hofheim am Taunus

Altes für die Zukunft bewahren!

Hofheimer Personen


 

Freiherr Georg Sylvius von Massenbach

Oberforstmeister des Herzogtums Nassau

* 20. Juli 1784 in Stuttgart
+ 30. Oktober 1845 in Wiesbaden



Freiherr Georg Sylvius von Massenbach wurde 1811 als Oberforstmeister zum Amtsleiter des "Herzoglichen Forstamtes Königstein" im Herzogtum Nassau ernannt. Er stammte aus einem bedeutenden, württembergischen Adelsgeschlecht mit Familienstammsitz in Massenbach bei Heilbronn.

Er wählte das damals leerstehende Kellereigebäude in Hofheim zu seinem Dienstsitz und seiner Dienstwohnung. Das Gebäude hatte noch etwa die gleiche Raumaufteilung, wie sie von 1717 bis 1719 durch den Umbau des ursprünglichen Marstalls und Speichers zu einem Amtshaus und Jagdschloss des Kurfürsten von Mainz entstanden war.


Kellereigebäude - Foto: Heiko Schmitt

Nach dem Ende des Kurfürstentums Mainz im Jahr 1803 kam das Amt Höchst und Hofheim zum Herzogtum Nassau, welches das Amt Hofheim 1809 auflöste; das Kellereigebäude wurde danach als Amtshaus nicht mehr benötigt. Die Amtsräume, die ab 1811 als Forstamt dienten, lagen - vom Eingang aus gesehen - auf der rechten Seite des Erdgeschosses. Dem Eingang gegenüber befand sich eine große Küche mit Speisekammer. Vier weitere Zimmer auf der linken Seite wurden vermutlich vom Gesinde der Familie genutzt. Das gesamte Obergeschoss, das ursprünglich für die Jagdbesuche des Kurfürsten angemessen ausgestattet worden war, stand jetzt der Familie von Massenbach als Wohnung zur Verfügung.

Dass Herzog Friedrich August von Nassau dem Freiherrn von Massenbach diese herrschaftliche Wohnung zugestand, hing vermutlich damit zusammen, dass der Freiherr als Kammerherr dem herzoglichen Hofstaat in Wiesbaden angehörte. Deshalb musste er wohl auch den Herzog um seine Zustimmung bitten, als er sich im August 1811 mit Sophie Freiin von Münchhausen aus dem Hannoverschen verloben wollte. Nach der Hochzeit zog das Paar im Februar 1812 in das aufwändig renovierte Kellereigebäude ein. Am 2. August 1813 wurde ihre Tochter Adelheid geboren, am 13. Januar 1816 als zweites Kind ihr Sohn Eduard Karl. Die Kinder sind im Kirchenbuch von St. Peter und Paul in Hofheim eingetragen und in Diedenbergen evangelisch getauft worden. Sehr wahrscheinlich sind sie die einzigen Kinder, die jemals im Kellereigebäude zur Welt gekommen sind.

Das Familienglück wurde vom Befreiungskrieg (1813-1814) gegen Napoleon überschattet. Anfang Februar 1814 wurde das Kellereigebäude von russischem Militär beschlagnahmt. Die Familie musste ausziehen und ein Lazarett für kranke Soldaten wurde in dem Gebäude eingerichtet, das aber schon nach wenigen Wochen wieder aufgegeben wurde. Danach war das Gebäude unbewohnbar und musste erneut renoviert werden und die Massenbachs konnten wieder einziehen.

Die berufliche Karriere des Freiherrn beendete den Aufenthalt der Massenbachs in Hofheim: Er wurde als Forstreferent in die Landesregierung des Herzogtums nach Wiesbaden berufen und zog Anfang 1817 mit seiner Familie dorthin. Eine von ihm erstellte Skizze zeigt aber zusammen mit einer detaillierten Kostenaufstellung, dass er sich anfangs auf einen langjährigen Aufenthalt eingerichtet hatte. In dem großen Gelände um das Wasserschloss herum hatte er auf seine Kosten einen parkähnlichen Obstgarten anlegen lassen, vermutlich auch deshalb, um seinen Wohnsitz im bescheidenen Hofheim aufzuwerten.

Dieses Gartenareal ist in der folgenden Skizze grün umrandet vor dem Hintergrund eines neueren Katasterplans wiedergegeben. Rot umrandet sind historische Gebäude wie Kellereigebäude und Wasserschloss zu sehen. Das Gelände des Obstgartens reichte vom Kellereigebäude bis zur heutigen Straße "Am Untertor" und von der Elisabethenstraße bis zum heutigen Parkplatz "Am Unterror" ("Neumann'sches Gelände"). Die Kirschgartenstraße existierte damals noch nicht. In dem Garten waren als Allee bezeichnete Wege angelegt und fast 250 Obstbäume verschiedenster Sorten wie Mirabellen, Birnen, Kirschen, Pfirsiche u. a. angepflanzt worden. Nach seiner Berufung in die Landesregierung hat sich Massenbach seine Aufwendungen für diese Anlage vom Herzogtum Nassau erstatten lassen.

Katasterplan der Stadt Hofheim am Taunus - Ausmaß der Gärten des Freiherr von Massenbach - Quelle: Stadtarchiv Hofheim, bearbeitet von Dieter Reuschling

 

Ende 1819 verkaufte das Herzogtum Nassau das Kellereigebäude mit dem Wasserschloss und dem umgebenden Gelände an den Hofheimer Kaufmann Philipp Joseph Weiler. Wie lange der Garten des Freiherrn von Massenbach danach noch erhalten blieb, ist nicht bekannt. Man kann sich aber vorstellen, dass das Stadtbild von Hofheim heute ganz anders wäre, wenn er als innerstädtischer Park rund um das Wasserschloss erhalten geblieben wäre.  Als Erinnerung an den Garten des Freiherrn von Massenbach ist Hofheim nur noch der Name „Kirschgartenstraße“ geblieben.

Scan der Gärten des Freiherr von Massenbach - Quelle: HHStAW Abt. 212, Nr. 4677


Quelle:
Reuschling, Dieter: Geschichte des Amtes und der Kellerei Hofheim. Geschichte des Kellereigebäudes.
Stadtmuseum/Stadtarchiv Hofheim am Taunus, 2011.


Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Dieter Reuschling)


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