Historisches Hofheim am Taunus

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Hofheimer Personen

 


Karl Schuhmann


Foto: Nachlass Karl Schuhmann

Stadtverordneter, Widerstandskämpfer.

* 3. November 1900 in Höchst am Main
+ 23. September 1986


Karl Schuhmann entstammte einer Höchster Arbeiterfamilie. Sein Vater Karl Friedrich war ab 1900 in der SPD aktiv und wurde von den Farbwerken Höchst entlassen, weil er im Betrieb für die sozialdemokratische "Volksstimme" geworben hatte. Karl Schuhmann wurde nach der Volksschule in Höchst zum Metallformer ausgebildet und 1918 noch zum Militär eingezogen. In der Zeit der Weimarer Republik und bis 1936 war er mehrfach arbeitslos. Er und sein Bruder Friedrich wurden in der KPD aktiv. Karl kam durch seine Heirat 1925 nach Hofheim und betätigte sich dort auch im "Radfahrer-Verein Solidarität Hofheim" und beim Arbeiter-Samariter-Bund.         

Bei der Kommunalwahl am 12. März 1933 kandidierte er in Hofheim auf Listenplatz 1 für die KPD. Schon im Vorfeld der Wahl wurde er am 4. März 1933 von den Nazis für mehrere Tage in Schutzhaft genommen, weil er kommunistische Flugblätter verteilt haben sollte, was damals schon verboten war. Bei der Wahl erreichte die KPD 164 von insgesamt 1.058 Stimmen und hätte damit eines von 16 Stadtverordnetenmandaten gewonnen. Da die KPD jedoch am 8. März 1933 ihre bei der Reichstagswahl am 5. März gewonnenen Mandate unter Berufung auf die sogenannte "Reichstagsbrandverordnung" vom 28. Februar 1933 aberkannt bekommen hatte, wurde bei den Kommunalwahlen sinngemäß verfahren und die für die KPD abgegebenen Stimmen für ungültig erklärt. Dadurch verlor auch Karl Schuhmann sein Mandat und wurde zur konstituierenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 31. März 1933 nicht eingeladen. Sein Mandat ging nach Hare/Niemeier an die SPD, die nun 4 von 16 Stadtverordneten stellte. Die NSDAP hatte 6, das Zentrum 4 und die Bürgerliche Vereinigung 2 Sitze. 

Trotz der von den Nazis angedrohten Verfolgung blieben einige Hofheimer KPD-Mitglieder im Untergrund aktiv, darunter auch Karl Schuhmann. Sein Bruder Friedrich (Fritz) Schuhmann (12. 8. 1906 - 6. 7. 1937) war wegen drohender Verhaftung 1933 ins Saargebiet geflohen, von dort über Frankreich und Belgien im August 1936 nach Spanien, wo er sich im Kampf gegen Franco der "Internationalen Brigade" anschloss. Er fiel im Kampf um Brunete im Juli 1937. In Höchst erinnert ein "Stolperstein" in der Kurmainzer Straße (Nr. 20) an ihn. 

Karl Schuhmann wurde 1935 wegen politischer Aktivitäten verdächtigt und kam vom 8. 2. bis 31. 5. 1935 in Frankfurt und Kassel in Untersuchungshaft. Man konnte ihm aber damals noch nichts nachweisen. Am 6. 12. 1936 wurde er in Höchst an seinem Arbeitsplatz erneut verhaftet. Er wurde verdächtigt, seit 1933 den illegalen Wiederaufbau der KPD-Ortsgruppe Hofheim organisiert zu haben. Bis Februar 1937 wurden in Hofheim außer ihm noch 10 weitere frühere KPD-Mitglieder verhaftet und später mit Gefängnis oder Zuchthaus bestraft. Als Hauptbeschuldigter wurde Karl Schuhmann am 12. 5. 1937 vom Oberlandesgericht Kassel wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.                 

Er verbüßte die Strafe im Zuchthaus Freiendiez, im Strafgefangenenlager Papenburg und im Zuchthaus Vechta. Nach der Strafverbüßung kam er aber nicht frei, sondern wurde am 9. 12. 1941 ins Konzentrationslager Dachau überführt, wo er bis zur Befreiung des KZ's durch amerikanische Truppen am 8. 5. 1945 inhaftiert war. Dass er überleben konnte, hatte er u. a. dem Umstand zu verdanken, dass er für eine spezielle Aufgabe ausgewählt wurde, nämlich im Baukommando Beifahrer auf einem "Bulldog" zu werden. Damit waren auch Einsätze außerhalb des Lagers verbunden und mehr Privilegien gegenüber normalen Lagerinsassen. Insgesamt hat Karl Schuhmann aber in den gut zwölf Jahren der Nazi-Zeit etwa acht Jahre und neun Monate in Untersuchungshaft, im Zuchthaus und im KZ zubringen müssen. 

Seine politischen Überzeugungen haben sich offenbar dadurch nicht geändert. Schon im Dezember 1945 - sieben Monate nach der Befreiung aus dem KZ - lud er im Namen des Vorstandes der KPD Hofheim zur ersten öffentlichen Versammlung der KPD am 9. 12. 1945 in Hofheim ein. Er kandidierte bei der Kommunalwahl 1948 und 1952 jeweils auf Platz 2 der KPD-Liste für die Stadtverordnetenversammlung. Die KPD erreichte 1948 eins von 18 Mandaten im Stadtparlament. Nachdem Hans Kobold, KPD sein Mandat niedergelegt hatte, wurde Karl Schuhmann im Juli 1951 für ein knappes Jahr bis zum Ende der Wahlperiode 1952 doch noch Stadtverordneter von Hofheim. Bei der Wahl 1952 erhielt die KPD kein Mandat mehr.

Grab von Karl Schuhmann auf dem Waldfriedhof in Hofheim - Foto: Dieter Reuschling

Karl Schuhmann starb am 23. September 1986. Sein Grab ist auf dem Hofheimer Waldfriedhof erhalten geblieben.  Die Inschrift auf dem Grabstein ("Keinen verderben lassen...") ist mit hoher Wahrscheinlichkeit (und ungewöhnlich für den Hofheimer Waldfriedhof) der Beginn eines bekannten Zitates von Bertold Brecht, das vollständig lautet: "Keinen verderben lassen, auch nicht sich selber, jeden mit Glück erfüllen, auch sich selbst. Das ist gut."

 

Quellen: 

Datenbank "Widerstand und Verfolgung unter dem Nationalsozialismus in Hessen" des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden.
AG Geschichte und Erinnerung in Höchst a. M. und www.frankfurt.de/stolpersteine.
Unterlagen aus dem Nachlass von Karl Schuhmann, u. a. die Aufzeichnungen "Aus meinem Leben", die von einem Enkel seiner Schwester Hilde in Höchst verwahrt werden (Mario Gesiarz, Johann-Sittig-Str. 7, 65931 Frankfurt).
Protokolle der Stadtverordnetenversammlung von Hofheim.
Höchster Kreisblatt
Hofheimer Zeitung
Main-Taunus-Anzeiger 

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Dieter Reuschling)

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