Historisches Hofheim am Taunus

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Hofheimer Personen


Prälat und Monsignore Johann Friedrich Buus - 
Zitat: "der Baulöwe im Priesterrock"

Prälat Joh. Friedrich Buus, 1917 - Gemälde Ottilie W. Roederstein - Foto HAH


„Der Tod nahm ihm die Kelle aus der Hand.“
(Zitat aus der Chronik der Kirchengemeinde St. Peter und Paul)

  • Katholischer Pfarrer von St. Peter und Paul, 1901-1925
  • Ehrenbürger der Stadt Hofheim


*30. September 1859 in Niederlahnstein
+7. Mai 1925 in Hofheim am Taunus

 

Johann Friedrich Buus (katholisch) wurde 1859 in Niederlahnstein als Sohn des Ludwig Buus (1826-1867, evangelisch) und der Katharina Minning (1824-1875, katholisch) geboren. Die Familie lebte in Niederlahnstein, sein Vater war Küfer und Weinhändler. Johann Friedrich Buus hatte einen älteren Bruder (*1857), der bei der Geburt starb, der jüngere Bruder Franz Wilhelm kam 1862 zur Welt. Von ihm ist lediglich bekannt, dass er 1925 kirchlich in Marienthal Lioba Falkenhahn heiratete. Etwaige Nachfahren konnten wir aktuell nicht ermitteln.

Nach dem Studium der Theologie in Bonn und Freising bei München wurde er 1882 in Freising zum Priester geweiht. Nach zweijähriger Tätigkeit in Bayern kehrte er in seine Heimatdiözese Limburg zurück. Seine nächsten Stationen waren als Kaplan in Oberlahnstein, Niedergladbach, Höchst und Oberursel. Ob er in diesen Stationen auch schon seiner Leidenschaft für das Bauen nachging konnten wir bislang nicht heraus finden. Als Kaplan waren allerdings seine Befugnisse beschränkt, wir vermuten, dass er daher noch nicht mit baulichen Projekten wirken konnte.

Am 3. Oktober 1889 übernahm Buus im Westerwald die Pfarrstelle Schönberg-Möllingen und wurde dort Ortsschulinspektor und Kreisschulinspektor. Es gab eine herzliche Begrüßung am Bahnhof Westerburg mit Böllerschüssen und einem Willkommenslied durch den Kirchenchor.

Was für uns heute selbstverständlich scheint: elektrischer Strom, ausreichende Ernährung, die Möglichkeit, Dinge zu kaufen und die Krankenversorgung in Krankenhäusern - das war zum Ende des 19. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit. Schon zu Beginn seiner Amtszeit im Westerwald machte er sich stark für dieses Thema. Mit seinem Mut und seiner Willensstärke änderte er diese Situation und konnte viel voran treiben und umsetzen. Bereits seit 1895 warb er dafür deutschlandweit um Spenden. Dadurch knüpfte er viele Kontakte u.a. zu den „Schwestern von der göttlichen Vorsehung“ in Mainz, die 1897 in das St. Josephsheim einzogen und die Leitung übernahmen.

Seine Verdienste während seiner Westerwälder Jahre:

 

  • Am 10. April 1896 wurde der Grundstein für das St. Josephsheim als "Kranken- und Versorgungshaus" in Möllingen auf Initiative von Buus gelegt, am 3. August 1897 erfolgt die Einweihung.
  • Im März 1898 begann der Bau der Herz-Jesu-Kapelle in Rothenbach, die er am 1. Oktober 1898 einsegnete.
  • Er ließ die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Liebfrauenkirche bei Westerburg wieder aufbauen, nachdem er die Ruine der Stadtgemeinde Westerburg abkaufte. Die neu aufgebaute Kirche wurde am 22. Oktober 1899 durch Bischof Dr. Dominikus Willi geweiht, zu dieser knapp 1.000 Menschen kamen. 

 

Am 1. Mai 1901 wechselte er die Stelle und wurde Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Hofheim am Taunus mit der Filialgemeinde Lorsbach.

Auch hier machte er sich für viele Bauten stark und unterstützte sie auch wesentlich finanziell:

  • Katholisches Vereinshaus: 1903 begann er mit dem Bau des katholischen Vereinshauses in der Pfarrgasse 4, welches 1904 eingeweiht wurde (heutiger Standort des katholischen Gemeindezentrums St. Peter und Paul). Das damalige Pfarrhaus war in der Pfarrgasse 2.



  • Marienheim (1. Krankenhaus in Hofheim): Am 19. März 1904 begannen die Bauarbeiten für das Marienheim als Pflegeheim „für die Schwestern der Stadt zur Pflege von Kranken und Erholungsbedürftigen in und außer Haus“. Es wurde am 2. Juli 1905 in der Lindensstraße eingeweiht. Die Kosten beliefen sich auf 60.000 Mark. Buus erkannte, dass das Haus als Folge der Inflation ohne öffentliche Finanzierung nicht mehr weitergeführt werden konnte. Er schloss deshalb noch vor der Währungsreform (16. November 1923) mit der Stadt einen Schenkungsvertrag, in dem der Stadt das Krankenhaus überlassen wurde, diese sich aber verpflichtete, es zu einem modernen Krankenhaus auszubauen und die Pflege durch katholische Ordensschwestern (Dernbacher Schwestern) langfristig zu sichern. Die Stadtverordneten nahmen die Schenkung am 1. Oktober 1923 an, sicherten ihm und seiner Haushälterin (Karolina Jores, geb. Jeiter – die Mutter von Maria Ehry, geb. Jores) lebenslanges Wohnrecht dort zu und verpflichteten sich, kostenlos Bauholz für die Kirche zu liefern.


  • Außenkanzel Bergkapelle & Treppe: 1916 ließ er aus eigenen Mitteln an der Bergkapelle eine Außenkanzel und die große Treppe errichten. Darüber hinaus ließ er auf den Treppenabsätzen vier der ehemals sieben Fußfälle - eine Art Kreuzwegstationen - aufstellen, die der bedeutende Aschaffenburger Barock-Bildhauer Anton Wermerskirch geschaffen hatte. Vorher standen sie entlang des Wegs zur Kapelle in der Feldgemarkung.



  • Herz-Jesu-Kapelle in Lorsbach: Weil in Lorsbach nach Jahrhunderten reiner evangelischer Prägung die Zahl der Katholiken nach der Eröffnung der Deninger’schen Lederfabrik im Jahr 1881 stark stieg - wie Ortshistoriker Carsten Zeitz im MTK-Jahrbuch 2008 festhielt - erkannte Buus die Notwendigkeit, hier ein katholisches Gotteshaus zu errichten. Bereits seit 1895 hatten die Katholiken in einem Privathaus ihren Sonntagsgottesdienst gefeiert, 1915 erwarb Buus für die Gemeinde ein Gelände in der Brückenstraße und ließ dort eine Kirche erbauen, die dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht wurde. Der Grundstein dafür wurde am 8. August 1915 gelegt, geweiht wurde sie am 9. Juli 1916.


  • Kirchturm St. Peter und Paul: Er ließ 1923 den schiefen Teil des Kirchturmes von St. Peter und Paul abreißen und durch eine neobarocke Haube ersetzen.



  • Erweiterung Pfarrkirche St. Peter und Paul: Zuletzt plante er die Erweiterung der Pfarrkirche St. Peter und Paul zu einer deutlich vergrößerten Pfarrkirche, mit der der wachsenden Hofheimer Bevölkerung Rechnung getragen werden sollte. Den Abschluss dieses Projektes konnte er nicht mehr vollenden. Die Erweiterung begann 1926.



 

Seit April 1916 war er zudem Dekan des Landkapitels Höchst am Main.

Sein Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Hofheim - Foto: HAH
1921 verlieh ihm Papst Benedikt XV. für sein Engagement den Titel Monsignore.

Buus erhielt die Urkunde für die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hofheim wenige Wochen vor seinem Tod im April 1925.

Er starb am 7. Mai 1925 in Hofheim in der Pfarrgasse 2 (damaliges Pfarrhaus) und wurde auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Sein Ehrengrab ist bis heute erhalten.

Ihm zu Ehren wurde der kleine Park neben dem Krankenhaus „Prälat Buus-Park“ genannt.

Buus besaß beträchtliche Aktienpakete, mit denen er seine Bauvorhaben maßgeblich finanzieren konnte; zugleich war er mit Fundraising sehr erfolgreich und sammelte damit viele Spenden für seine Projekte. 1923 verloren die Aktienpakete immens an Wert. Woher er die Aktienpakete hatte, ob vielleicht die Eltern schon welche besaßen oder jemand aus seiner Familie vermögend war (denn mit dem Pfarrergehalt alleine hätte er nicht in Aktien investieren können) o.ä. ist bisher leider nichts bekannt und konnten wir auch bei unseren Recherchen nichts dazu finden.

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Abschrift seines Totenzettel:

„Monsignore Friedrich Buus: Dekan des Landkapitels Höchst am Main, Pfarrer zu Hofheim am Taunus und Ehrenbürger der Stadt Hofheim am Taunus

Der Verstorbene war am 30. Sept. 1859 zu Niederlahnstein geboren. Nach Vollendung seiner theologischen Studien in Bonn und München-Freising wurde er am 29. Juni 1882 zum Priester geweiht. Nach zweijähriger Tätigkeit in Bayern kehrte er in seine Heimatdiözese zurück und wirkte als Kaplan in Oberlahnstein, Niedergladbach, Höchst und Oberursel. Am 1. Oktober 1889 übernahm er die Pfarrei Schönberg-Möllingen. In die Zeit seiner dortigen Wirksamkeit fällt die Erbauung der Liebfrauenkirche zu Westerburg, das Werk des Verstorbenen. Am 1. Mai 1901 wurde er Pfarrer zu Hofheim, später Dekan des Landkapitels Höchst. 1921 wurde ihm der päpstliche Titel „Monsignore“ verliehen. Kurz vor seinem Tode erfolgte seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Hofheim. Das Schlusswerk seines arbeitsreichen Lebens sollte die Erbauung der neuen Pfarrkirche sein. Schon hatte er das Werk begonnen, da rief ihn der himmlische Priesterkönig zu sich. Seine Seele ruhe im Frieden!“

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Seine Vorfahren:

Die Ergebnisse der Recherchen hinsichtlich seiner Herkunft stellen wir ebenfalls zur Verfügung. Sein Großvater und weitere Verwandte waren in Lierschied bei St. Goarshausen im Gerbergeschäft tätig. Weitere Vorfahren kamen aus Bacharach und sind dort bis in das 16. Jahrhundert nachweisbar. Hier findet ihr seine Vorfahren zum Download.

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Quellen:

Unterlagen Dr. Stefan Hauck
• Kirchenbücher Bistum Limburg
• FNP Artikel
• Internet
https://www.fnp.de/lokales/main-taunus/hofheim-ort74520/bauloewe-priesterrock-10718063.html
https://www.fnp.de/lokales/main-taunus/info-chronik-krankenhauses-10512689.html
https://www.fnp.de/lokales/main-taunus/grosser-hofheimer-golddukaten-zeitungsabo-10718050.html
https://historie-koelbingen.jimdofree.com/k%C3%B6lbingen-im-laufe-der-jahrhunderte/1900-1924/
https://www.rhein-zeitung.de/lokales/westerwaelder-zeitung/das-kreisblatt-berichtet-1897-in-moellingen-entsteht-erstes-krankenhaus_arid-1574142.html
https://www.yumpu.com/de/document/view/4839274/vom-marienheim-zum-krankenhaus-hofheim-der-kliniken-des-mtk
https://historisches-hofheim.de/A6-St-Marien-Krankenhaus/
https://historisches-hofheim.de/100-Jahre-Krankenhaus/

Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann & Jenny Junkers)






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