Historisches Hofheim am Taunus

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Hofheimer Personen

Hermann Krupp 2017 - Foto: I. Krupp



Hermann Krupp



Kunstmaler, Pianist, Komponist, Galerist


*15. Juli 1926 in Hofheim am Taunus
+16. Februar 2019 in Braunfels


Hermann Krupp hatte eine Vision: Seine Stadt sollte dem Übergewicht der Großstadt Frankfurt am Main in Sachen Kunst standhalten können. Er wollte seinen Mitbürgern gute Kunst nahebringen und ihnen Gelegenheit geben, sie „zu Hause“ zu sehen. Mit Weitblick, Beharrlichkeit und unermüdlichem Fleiß lenkte Hermann Krupp die Aufmerksamkeit der Welt auf seine Heimatstadt und schuf damit die kulturelle Basis, um Hofheim als Kunst-Stadt zu etablieren.

Hermann Gerhard Krupp wurde 1926 als erster Sohn einer alteingesessenen Handwerker- und Musiker-Familie in Hofheim am Taunus geboren. Das Talent zum Malen und Zeichnen hat er von seinem Großvater mütterlicherseits, Andreas Landler, geerbt. Schon mit 13 Jahren entstanden eigenständige Studien von der Natur, u.a. ein Panorama der Stadt Hofheim. Auf Empfehlung seines Lehrers Theodor Wittgen wurde Hermann vom Unterricht befreit und ins Atelier der bekannten Malerin Ottilie Roederstein geschickt, um ihre Atelierausstellung zu besichtigen. Seine eigenen Bilder stellte er erstmals 1939 im Farbenhaus Betzel vor.

Hermann Krupp: Die Obermühle in Hofheim, 1946 - Foto: I. Krupp

Aus diesen jugendlichen Anfängen entwickelten sich durch kontinuierliche Weiterbildung die Voraussetzungen für sein Studium an der Städelschule, der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, in Frankfurt am Main von 1948-1956. Hermann Krupp belegte die Fächer freie Malerei und Wandtechniken bei Prof. Albert Burkart. Ab 1957 arbeitete er als freischaffender Maler.

Hermann Krupp beteiligte sich seit 1951 an mehr als 70 bedeutenden Gruppenausstellungen: an der Biennale’57 in Paris, Kanada, Südfrankreich und Frankfurt, an dem Grand Prix in Spa, an Ausstellungen in Hamburg, Nürnberg, Berlin, München, Lucca oder am 23. Kunstpreis in Esslingen.

Seine erste Einzelausstellung fand 1963 in der Galerie am Dom in Frankfurt am Main statt. Hierzu sendete der Hessische Rundfunk einen Film über Hermann Krupp von Barbara Siehl in der Hessenschau. Es folgten zahlreiche weitere Einzelausstellungen in Berlin, Brüssel, Hofheim, Frankfurt am Main, bei der Marielies-Hess-Stiftung im Hessischen Rundfunk, in der Fraport-Galerie auf dem Frankfurter Flughafen, in der Kunsthalle Gießen, in Hof, Kassel, Weilburg und Wiesbaden.

Seine Werke befinden sich in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland.

Nach dem Kunststudium hat er Kurse im Malen und Zeichnen für Erwachsene beim Volksbildungsverein Hofheim und Unterricht an der Fotoschule Höpfner gegeben und mit seiner Idee, Kinder im Malen zu unterrichten, Hofheim 1963 zur Gründungsstadt der Kindermalschule gemacht.

Die Unterrichtsräume der VHS nutzte Hermann Krupp 1962 um unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Wagenbach die 1. Kunst-Ausstellung von in Hofheim ansässigen Künstlern zu veranstalten. Es folgten bis 1965 vier weitere, zu denen er Künstler aus dem Main-Taunus-Kreis, Frankfurt, Berlin und Amsterdam einlud. Die A’65, Amsterdam – Berlin – Hofheim - Frankfurt, an der 79 Künstler teilnahmen, fand in der Messe Frankfurt statt. Seit 1964 liefen bereits die Planungen für eine Ausstellung der „Freien Gruppe Hofheim-Frankfurt“ in Indien auf Einladung der Goethe-Institute Kalkutta und New-Delhi. Die Mitglieder der Gruppe wollten jedoch lieber einen regional agierenden Verein gründen und die Wege trennten sich.

Hermann Krupp organisierte 1965 mit verständigeren Künstlern die in Ungarn vielbeachtete „1. Ausstellung Deutscher Künstler nach 1945“ in der ungarischen Hauptstadt Budapest hinter dem Eisernen Vorhang.

1966 gründet er seine „galerie 66 h.g.krupp“ in Hofheim als 1. Galerie im Main-Taunus-Kreis. Für die Eröffnungsausstellung hatte der hessische Kultusminister Prof. Dr. Ernst Schütte die Schirmherrschaft übernommen. In den kommenden Jahren zeigte Hermann Krupp über 190 Ausstellungen internationaler zeitgenössischer Kunst und brachte die Moderne sogar in den Dialog mit historischen indischen Miniaturen, alter afrikanischer Kunst und Kunst der Inuit. Die umfangreichste Ausstellung der Galerie war die „Internationale Miniaturen‘70“, an der 300 Künstler aus 30 Ländern der Erde teilnahmen. Auch Christo beteiligte sich.

Familie Krupp in der Galerie in der Römerstraße - Foto: privat

Hofheim am Taunus wurde durch ihn zum Mekka derer, die wie der große Kunstsammler Karl Ströher ins Gästebuch seiner Galerie schrieb, “sich an den Quellen neuer Kunst erquickten“. Die Besucher kamen aus der ganzen Bundesrepublik und dem Ausland: Berlin, Hamburg, Aschaffenburg, Mannheim, Nürnberg, München, Luxemburg, Rom, Straßburg waren keine Distanz für Kunstbegeisterte. Nicht nur der Tourismus und die Übernachtungszahlen wurden angekurbelt: Der unermüdliche Einsatz mit dem eigenen Galerie-Stand auf der Frankfurter Buchmesse steigerte den Bekanntheitsgrad seiner Heimatstadt ebenso.

Berühmte Künstler und Würdenträger besuchten die galerie 66 h. g. krupp in Hofheim. Landtagspräsident Franz Fuchs, der Hessische Kultusminister Prof. Dr. Ernst Schütte, die Bundestagsvizepräsidenten Hermann Schmidt-Vockenhausen und Carlo Schmid seien stellvertretend genannt. Die Botschafter und Kulturattachés der belgischen, niederländischen, schwedischen, französischen, italienischen und australischen Botschaften und Generalkonsulate folgten ebenso gerne Hermann Krupps Einladung. Presse, Radio und Fernsehen begleiteten die sensationellen Ausstellungs-Events kontinuierlich.


Neben diesem „Full-Time-Job“ als Galerist und Ausstellungsmacher hat Hermann Krupp sein eigenes künstlerisches Werk stetig innovativ vorangetrieben, eigene Ausstellungen beschickt und Kunst am Bau geschaffen. In Hofheim befindet sich z.B. ein Betonrelief mit Mosaik im Treppenhaus einer Wohnanlage in der Chattenstraße 14. In der Frankfurter Erich- Kästner- Schule steht seine Betonglaswand mit reliefierter Rückseite, ein technisches Novum zu dieser Zeit.






H. Krupp vor seinem Beton-Mosaik-Relief in
der Chattenstraße in Hofheim - Foto: I. Krupp

 

 


Für sein letztes Großprojekt „Dichotomia Biographica. Ein Maler malt sein Leben.“ arbeitete er von 2012 bis 2015 täglich mehr als 8 Stunden am Tag. Die 90 Leinwand-Bilder unterschiedlicher Größe mit 1632 Einzeldarstellungen zeigen in 461 Porträts Persönlichkeiten von Hindenburg bis Obama, von Adenauer bis Merkel, Bürgermeister, Landräte, Schriftsteller, Schauspieler, Wissenschaftler oder Künstler, die für ihn wichtig waren. Hermann Krupp reflektierte sein Leben, indem er die historischen, gesellschaftlichen, politischen und persönlichen Ereignisse von 1926-2015 zu einem zeitkritischen, subjektiven Gesamtkunstwerk werden ließ.



Hermann Krupp malt am 1. Bild seiner Dichotomia Biographica - Foto: I. Krupp




Hofheimer Stadtälteste A. Sahl und E. Eirich und Ehefrauen bei der Eröffnung des Environments Dichotomia Biographica in Elkerhausen 2015 - Foto: I. Krupp

Seine Fähigkeiten als Maler und Restaurator stellte Hermann Krupp noch an einem anderen Ort in den Dienst einer guten Sache: von 1980 bis 2011 unterstützte er seine Tochter, die Kunsthistorikerin Dr.phil. Ingrid Krupp M.A. (=Magister Artium) bei der Rettung des Denkmals Schloss Elkerhausen und schuf 2003 an dessen Galeriehaus ein 150 m² großes Wandgemälde-Triptychon auf drei Seiten des Nebengebäudes.

Zur 800-Jahr-Feier des Dorfes Elkerhausen komponierte er außerdem die Festspielmusik und spielte bei der Uraufführung 1991 gemeinsam mit dem örtlichen Blasorchester selbst den Klavierpart. Hermann Krupp hatte 1947-49 Komposition am Offenbacher Konservatorium studiert und u.a. 1947 den erfolgreichen Hofheimer Fastnachtsmarsch „AWUH-Alles wegen unserm Hofem“ komponiert. Zeitlebens spielte die Musik immer eine gleichberechtigte Rolle neben der Kunst im Leben des Hermann Krupp.

Zu seinem 85. Geburtstag erhielt Hermann Krupp 2011 den Ehrenteller des Landkreises Limburg-Weilburg aus den Händen des Kreistagsvorsitzenden und Präsidenten des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen Robert Becker.




Robert Becker überreicht Hermann Krupp
den Ehrenteller - Foto: I. Krupp

 

 

Von 1993 bis zu seinem plötzlichen Tod durch einen Krankenhausvirus 2019 lebte er mit seiner Frau Ria bei ihrer Tochter in Weinbach-Elkerhausen.

Weitere Informationen zu seinem Kunstprojekt „Dichotomia Biographica. Ein Maler malt sein Leben.“ findet ihr hier.


Quellen:

  • www.hermannkruppkunstmaler.de
  • Biennale '57∙Paris-Montreal-Toronto-Lyon-Frankfurt 1957
  • Hermann Krupp, Malerei-Raumbilder, Ausstellung Frankfurt, Wiesbaden, Hofheim 1963
  • Udo Kultermann, Neue Formen des Bildes, (Wasmuth) München 1964
  • Karin Thomas, Bis Heute, (Du Mont Verlag) Köln 1964 (1. Aufl.)
  • A 65 Amsterdam-Berlin-Frankfurt, Messe Frankfurt, Hofheim 1965
  • Die bildenden Künstler in Frankfurt am Main, Text: Hilmar Hoffmann, Frankfurt 1969-89
  • „miniaturen '70 international“, galerie 66 h. g. krupp Hofheim am Taunus 1970
  • Reinhard A. Bölts, Main-Taunus Portraits, Neuenhain 1976
  • Hermann Krupp. Kreisscheiben und Fensterbilder, Hessischer Rundfunk, Marielies-Hess-Stiftung, Text: Ulrich Gertz, Frankfurt 1977
  • Hermann Krupp, Bilder, Gouachen, Graphiken 1950-65, galerie 66 h. g. krupp Hofheim 1979
  • Städelschule Frankfurt, Kramer-Verlag, Frankfurt 1982
  • Ingrid Krupp, Kirchen, Kapellen, Burgen und Schlösser im Kreis Limburg-Weilburg mit 237 echten Originalgrafiken von Hermann Krupp, Limburg 1987
  • Kürschners Handbuch der Bildenden Künstler, Deutschland-Österreich-Schweiz, Bd. 1 u. 2, (K. G. Sauer-Verlag) München, Leipzig 2005
  • Ingrid Krupp, Der Maler Hermann Krupp, Malerei, Plastiken, Kunst am Bau.  Zum 80. Geburtstag. Erste ausführliche Werkübersicht 1936-2006, Elkerhäuser Schriften Band 2, Weinbach 2006
  • Ingrid Krupp, Hermann Krupp. Ausgesuchte Zeichnungen, Weinbach 2007
  • Hermann Krupp, Kraut und Rüben sortiert. Neue Werkgruppen Aquarelle und Acrylbilder 2008 bis 2010. Real und konkret-abstrakt und gegenständlich. Weinbach 2010
  • Die städtische Kunstsammlung, 1. Künstlerförderung seit 1922. Kulturamt Stadt Frankfurt am Main 2018 (S.77 Biographische Notizen von Hermann Krupp und Abb. "Das Puppenhaus" 1955 Öl auf Hartfaser)
  • Drei Leben für die Kunst. Hermann Krupp - Maler, Musiker und Galerist. von Margit Bach in: Jahrbuch 2020 für den Kreis Limburg-Weilburg, Kunst und Kultur, S.257-260


Text und Fotos:

  • Dr. Ingrid Krupp M.A.

Initiative:

  • Historischer Arbeitskreis Hofheim (Elvira Neupert-Eyrich)


 

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