Hofheimer Personen
Dr. Dieter Reuschling
Bauingenieur, Informationstechniker, Kommunalpolitiker, Erforscher der Hofheimer Historie
* 2. August 1934 in Gießen
+ 18. Januar 2024 in Hofheim am Taunus
Dr. Dieter Reuschling wurde in Gießen geboren, wuchs in Heuchelheim auf und machte sein Abitur in Gießen. Er studierte an der Technischen Hochschule Darmstadt Bauingenieurwesen und promovierte dort zum Dr.-Ingenieur. Den größten Teil seines Berufslebens arbeitete er in der Informationstechnik des Rechenzentrums der Hessischen Landesverwaltung (HZD). Er war mit Dr. Gisela Reuschling (1938-2013) verheiratet und hat zwei Töchter. Seine Frau war von Beruf Germanistin und über mehrere Wahlperioden Kreistagsabgeordnete des Main-Taunus-Kreises. Die Familie wohnte seit 1973 in Hofheim.
1972 wurde er Mitglied in der SPD und von 1981 bis 1989 Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Hofheim. In der Zeit seines Vorsitzes gestaltete er die interne Kommunikation über eine Mitgliederzeitschrift, für die er überwiegend allein verantwortlich war. Kommunalpolitisch aktiv war er über fünf Wahlperioden von 1985 bis 2008 im Kreistag des Main-Taunus-Kreises und über vier Wahlperioden von 1985 bis 2001 in der Regionalversammlung Südhessen, hauptsächlich auf den Gebieten Bauen, Verkehr und Umwelt. Im Jahr 2014 wählte ihn die Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Hofheim zum Ehrenvorsitzenden. Er nutzte dieses Amt, um mit Weitblick Vorschläge einzubringen und den Hofheimer Sozialdemokraten mit seinem Sachverstand und seiner Erfahrung zur Seite zu stehen. Seine Meinung brachte er besonnen zum Ausdruck, ohne sich selbst dabei zu wichtig zu nehmen.
Im Jahr 2008 hatte Dr. Dieter Reuschling eine Dokumentation erarbeitet, die sich dem 100-jährigen Bestehen der SPD-Fraktion in der Hofheimer Stadtverordneten-Versammlung widmete. Außerdem dokumentierte er 2017 aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums der Hofheimer SPD in mühevoller Kleinarbeit die Historie des Hofheimer Ortsvereins. In diesem Zusammenhang führte er auch seine Nachforschungen rund um die Demokratiebewegung des Vormärzes. Die Ergebnisse aus dieser Arbeit haben es der Hofheimer SPD ermöglicht, im Jahr 2023 eine öffentliche Veranstaltung zum 175-jährigen Jubiläum der Frankfurter National-Versammlung zu organisieren, auf welcher Dr. Dieter Reuschling in seinem Vortrag an bedeutende Hofheimer Persönlichkeiten dieser Zeit erinnerte.
Auf dem Unterbezirksparteitag der SPD Main-Taunus am 6. November 2021 wurde er für sein Lebenswerk mit der Willy-Brandt-Medaille geehrt, der höchsten Auszeichnung der SPD.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben 1999 widmete er sich intensiv der Erforschung von historischen Gegebenheiten. Dies wurde zu einem Schwerpunkt seines „Pensionärslebens“. Dazu gehörte die Aufarbeitung von historischen Themen in Hofheim und dem Main-Taunus-Kreis. Er verbrachte sehr viel Zeit in Archiven, um den Dingen auf den Grund zu gehen und die Ergebnisse dann in Publikationen, Ausstellungen und Vorträgen zu präsentieren. Dabei entstanden die Bücher „Geschichte des Amtes und der Kellerei Hofheim – Geschichte des Kellereigebäudes“ und „Bürgerwille gegen Herrscherwillkür – Hofheim am Taunus – eine Kleinstadt zwischen französischer und deutscher Revolution“ (gemeinsam mit der damaligen Stadtarchivarin Roswitha Schlecker). Er lieferte Beiträge zu dem Buch „Hauptstraße – Hofheim am Taunus – Eine Straße verändert ihr Gesicht“. Seit 2004 erstellte er fast in jedem Jahr einen Beitrag in den Main-Taunus-Jahrbüchern, sein letztes Werk „Henne von Hofheim“ ist erst nach seinem Tode erschienen. Diese Beiträge seien nur stellvertretend für seine Veröffentlichungen genannt.
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Dr. Dieter Reuschling war über 20 Jahre Teilnehmer des Hofheimer Geschichtsstammtisches und seit der Gründung des Historischen Arbeitskreises Hofheim im Jahr 2018 dessen Mitglied. Eine der Aufgaben dieser beiden Gremien war die Beschilderung historischer Gebäude in der Hofheimer Altstadt; er recherchierte und erarbeitete die Texte für die angebrachten Tafeln. Eine kaum zählbare Anzahl von Beiträgen lieferte er für die Website „Historisches Hofheim“. All diese Beiträge werden erhalten bleiben und an seine erfolgreiche Forschungsarbeit erinnern. Er hat dazu beigetragen, Geschichte nicht nur zu erforschen, sondern auch lebendig zu halten und zu vermitteln.
Bis zuletzt war Dr. Dieter Reuschling für die Partei und die Stadtgesellschaft aktiv. Er starb am 18. Januar 2024 in Hofheim und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hofheimer Waldfriedhof.
Bis zuletzt war Dr. Dieter Reuschling für die Partei und die Stadtgesellschaft aktiv. Er starb am 18. Januar 2024 in Hofheim und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hofheimer Waldfriedhof.
Ehrungen:
- 2002 - Ehrenbrief des Landes Hessen
- 2006 - Ehrenkreistagsabgeordneter des Main-Taunus-Kreises
- 2010 - Goldener Ehrenring der Stadt Hofheim
- 2014 - Ehrenvorsitzender der SPD Hofheim
- 2021 - Verleihung der Willy-Brandt-Medaille
Veröffentlichungen:
- 2007 - Bürgerwille gegen Herrscherwillkür – Hofheim am Taunus – eine Kleinstadt zwischen französischer und deutscher Revolution (gemeinsam mit der Stadtarchivarin Roswitha Schlecker)
- 2008 - 100 Jahre SPD-Fraktion in der Hofheimer Stadtverordneten-Versammlung
- 2011 - Geschichte des Amtes und der Kellerei Hofheim – Geschichte des Kellereigebäudes (gemeinsam mit der Stadtarchivarin Roswitha Schlecker und Hans Hermann Reck)
- 2013 - 85 Jahre SPD-Fraktion Main-Taunus-Kreis (1928 bis 2013)
- 2015 - 70 Jahre Wiedergründung des SPD-Ortsvereins Hofheim a. Ts. am 12. September 1945 – Dokumentation der Jubiläumsveranstaltung im Stadtmuseum Hofheim
- 2017 - 125 Jahre SPD-Ortsverein Hofheim
- 2017 - Oskar Meyrer – eine biografische Skizze (gemeinsam mit der Stadtarchivarin Roswitha Schlecker)
- 2019 - Hauptstraße – Hofheim am Taunus – Eine Straße verändert ihr Gesicht (gemeinsam mit mehreren Autoren)
- Beiträge in den Jahrbüchern des Main-Taunus-Kreises:
2004 - 75 Jahre SPD-Fraktion im Kreistag des Main-Taunus-Kreises
2005 - Politischer Widerstand und Verfolgung von NS-Gegnern im Main-Taunus-Kreis von 1932 bis 1945
2006 - Reichstagswahlen im Gebiet des Main-Taunus-Kreises während des Kaiserreiches (1871-1918)
2006 - 100 Jahre Hofheimer Krankenhaus
2007 - Reichstagswahlen im Main-Taunus-Kreis während der Weimarer Republik (1919-1933)
2008 - Ferdinand Lasalle und Gräfin Sophie von Hatzfeld im Main-Taunus-Kreis
2009 - Das Kellereigebäude in Hofheim – seine wechselvolle Geschichte
2010 - Geschichte des Maifeiertages zwischen Main und Taunus
2011 - Wie Hofheim zur Kreisstadt wurde
2012 - Vereine, die keiner mehr kennt – Die Folgen der „Gleichschaltung“ des Vereinslebens durch die Nationalsozialisten
2013 - Vor 80 Jahren im Main-Taunus-Kreis – die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten
2015 - Sozialdemokratische Bestrebungen im Main-Taunus-Kreis von 1874 - 1914
2016 - Oskar Meyrer – Hofheims Bürgermeister während der Weimarer Republik und während der NS - Diktatur
2017 - Die schwedische Herrschaft auf dem Gebiet des Main-Taunus-Kreises von 1631 - 1636
2018 - Bernhard Westenberger – Napoleons Soldat, Nassauer Rebell in Hofheim
2019 - Hofheim am Taunus – Ein Jagdrevier der Mainzer Kurfürsten
2020 - Drei verschwundene herrschaftliche Güter in Hofheim: Königsteiner Freihof, Rothof und Hofgut
2021 - Dr. Walter Weber – erster Landrat nach dem demokratischen Neubeginn im Main-Taunus-Kreis
2023 - Wegbereiter der Demokratie in Hofheim
2024 - Der Ritter Henne von Hofheim - 2021 bis 2024 - Viele Beiträge für die Website „Historisches Hofheim“ - https://historisches-hofheim.de/
Quellen:
- Nachruf der SPD-Hofheim
- Nachruf des Historischen Arbeitskreises Hofheim und des Geschichtsstammtisches
- Jahrbücher des Main-Taunus-Kreises
- Fotos: Privat, SPD-Hofheim, HAH, Fotogruppe VBV
Bearbeitung: Historischer Arbeitskreis Hofheim am Taunus (Wilfried Wohmann)
